Fahrwettbewerb Young European Truck Driver 2012

Young European Truck Driver 2012 6 Bilder

24 Lkw-Fahrer stellten beim Finale in Schweden ihr Können unter Beweis. Es reichte aber nicht, gut zu sein, sondern der Beste.

Das musste ja so kommen. Während die Schulkameraden am Wochenende lieber den Mädchen hinterherschielten, trieb sich Thomas Fensel auf dem Gelände der elterlichen Spedition in Herxheim herum. Saubermachen stand auf dem Programm. Die Lkw wieder auf Vordermann bringen für die kommende Arbeitswoche. Doch lockte auch ein anderer Reiz den damals 13-Jährigen: Auf dem abgesperrten Hof mal ganz ungestört Lkw fahren, am liebsten den Zug mit Zweiachsanhänger.

Damit der Spaß nicht langweilig wurde, bestand die Herausforderung darin, rückwärts um die Halle in der Mitte zu kurven, natürlich irgendwann in einem Rutsch ohne einen einzigen Korrekturzug. Klar, aus Thomas konnte im erwachsenen Alter nur ein Lkw-Fahrer werden, und, logisch, er musste bei dem Scania-Wettbewerb der Young European Truck Driver auf den vorderen Plätzen landen.

Wer Thomas fahren sieht, merkt auch sofort, dass da jemand in seinem Element ist. Immerhin hat der jetzt 24-Jährige, der zurzeit beruflich mit Kippern unterwegs ist, schon über zehn Jahre Fahrpraxis auf hohem Niveau. Und so reiste der Sieger des deutschen Finales Anfang September für ein Wochenende nach Södertälje bei Stockholm. Wie auch die anderen Kandidaten aus 24 Ländern, die in den nationalen Wettbewerben an die Spitze gefahren sind und sich gegenüber rund 17.000 Bewerbern durchgesetzt haben.

Schweden empfing die Wettbewerber mit freundlichem Spätsommerwetter und Scania hatte sein Werksgelände für den Event komplett umgekrempelt. Die ersten Entscheidungen fielen auf dem nahen DemoCentre, der Scania-Teststrecke, allerdings oft hinter verschlossenen Türen, um die Kandidaten nicht zu verunsichern. Ökonomisches und defensives Fahren stand auf dem Programm, der richtige Check vor dem Start, Ladungssicherung und das optimale Verhalten bei einem Verkehrsunfall mit brennendem Fahrzeug und einem Verletzten.

Fahrer gegen Fahrer im direkten Vergleich

Die angereisten Beobachter vertrieben sich die Zeit unter anderem mit dem Fahren von Testfahrzeugen, darunter ein 60-Tonnen-Lang-Lkw, den auch Thomas in einer Pause über die Scania-Teststrecke jagte. „Super-Zug. Ganz einfach zu fahren, auch in engen Kurven.“ Verstehe da einer die deutschen Politiker mit ihren halbherzigen Vorschriften, die das Projekt fast abwürgen.

Am nächsten Morgen schloss auf dem Werksgelände die Qualifikationsrunde mit der Übung Rückwärtsstoßen in eine Z-Gasse ab. 18 Kandidaten blieben übrig; dann nach der sogenannten Combo, bei der ein Sattelzug unter anderem in eine enge Gasse gestoßen und präzise vor der „Rampe“ abgestellt werden musste, nur noch sechs. Darunter ein strahlender Thomas.

Jetzt fuhr Fahrer gegen Fahrer im direkten Vergleich. Die Übung „Schlag den König“ sah vor, dass vier Pylonen an jeder Ecke des Lkw so umgestoßen werden mussten, dass zwei direkt benachbarte Pylonen stehen blieben. Die Stoppuhr lief. Thomas blieb zunächst ganz cool, bis der Kontrahent auf einmal vorne lag. „Vor lauter Schnell-Schnell habe ich dann Fehler gemacht.“ Aus und vorbei.

Als Hauptgewinn der goldene Schlüssel

In Södertälje war inzwischen ein kleines Volksfest im Gange. Die Besucher strömten an Ausstellungszelten vorbei auf die Zuschauertribüne. Zwei riesige LED-Tafeln unterrichteten das Publikum. Professionelle Kamerateams sendeten live ins Internet (www4.scania.com/de/SDC-2012). Der Moderator hielt die Spannung, bis nach jeder Übung die Schiedsrichter die Sieger bekannt gaben. Daraufhin tobten die Fans, allen voran die Franzosen. Ihr Star, Stephen Lacombe, schaffte es schließlich in der letzten Runde auf Platz drei.

In der Schlussübung mussten die Finalisten im direkten Vergleich gegeneinander in eine höllisch enge Z-Gasse hinein-, wieder herausfahren und dabei noch einige Pylonen gezielt umkicken. Es siegte schließlich Gabriel Warde aus Irland. Scania-Chef Martin Lundstedt überreichte den goldenen Schlüssel des Hauptgewinns, eine Zugmaschine im Wert von 100.000 Euro. Auf Platz zwei landete Dmitrey Semenov aus Russland.

Thomas trug das Ergebnis mit Fassung. „Ich habe nie mit dem Hauptgewinn des Lkw spekuliert. Das hätte mich verrückt gemacht.“ Den Titel des besten Lkw-Fahrers in Deutschland macht ihm sowieso niemand streitig, auch nicht, dass er es unter die sechs besten Europas geschafft hat. Das hätte sich Thomas, als er mit 13 auf dem einsamen Hof den Rückwärtsgang einlegte, sicher nicht träumen lassen.

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