Fünf Gerichtstermine habe ich heute schon hinter mir. Alle sind gut gelaufen. Jetzt schreckt mich meine Sekretärin Tina Sieron aus den Gedanken auf. Unser Mandant Wilfried habe gerade angerufen. Der soll mit seinem Lkw in einer sächsischen Metropole gegen 16.30 Uhr einen Unfall verursacht haben. Wilfried hat Frau Sieron schon bestens über die völlig skurrilen Umstände in Kenntnis gesetzt. Rückwärtsfahrend soll Wilfried auf einer vierspurigen Straße einen Spurwechsel versucht haben. Der Versuch soll aufgrund eines im Weg stehenden Skoda gescheitert sein. Ralf Grunert, mein Messstellenüberprüfer, ist zufällig gerade in der Nähe. Ich bitte ihn kurzerhand, sich mit unserem Mandanten zu treffen. Wilfried kann so kurz nach dem Unfall genau erläutern, was passiert ist.
Ralf macht Fotos und vermisst die Straße am Tatort. Außerdem fotografiert er sorgfältig das Heck des Anhängers. Da gibt es nur einen Schaden, eine Delle an einem Träger. Ansonsten nichts. Picobello sieht der Anhänger aus.
Fotos der beschädigten Fahrzeuge passen nicht zusammen
Am nächsten Morgen werten wir die Ergebnisse von Ralfs Arbeit aus. Mit Spannung sehen wir der Ermittlungsakte entgegen. Wilfried hat erzählt, dass die Polizisten Fotos vom Pkw-Schaden gemacht hätten. Der Hänger habe sie nicht interessiert. Auch hatte Wilfried keine Gelegenheit, sich zu äußern. Vor allem, dass er nicht wahnsinnig sei und hundertprozentig nicht rückwärtsfahrend in der City die Spur wechseln würde. All das wäre er gerne losgeworden. Aber keine Chance. Zwei aufgetakelte, blonde, fett geschminkte Zeuginnen, nämlich die angeblich Geschädigte und die Hinterherfahrende, haben die beiden Polizisten voll in Beschlag genommen. Drei Monate später liegt mir die amtliche Ermittlungsakte vor. Die Akte wird noch bei der Bußgeldstelle geführt. Bei den paar Blatt befinden sich die mit Spannung erwarteten Fotos, die den Schaden am Pkw zeigen.
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