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Eveline Lemke "Nachhaltiger Güterverkehr muss effizient sein"

Foto: Wirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz

Eveline Lemke, Wirtschaftsministerin von Rheinland-Pfalz, fordert einen effizienten und schadstoffarmen Güterverkehr. Es gebe noch Potenziale bei der Entwicklung von besserem Treibstoffverbrauch und modernen Abgastechnologien, sagt sie im Interview mit eurotransport.de auf der Commercial Vehicle Cluster (CVC)-Jahrestagung im Mercedes-Benz-Werk Wörth.

eurotransport.de: Was verstehen Sie unter einer nachhaltigen Lösung für den Gütertransport?

Lemke: Ein nachhaltiger Gütertransport muss effizient und schadstoffarm sein und den aktuellen CO2-Ausstoß weiter reduzieren. Vor dem Hintergrund unserer strengen Abgasnormen sind die deutschen Hersteller bei der Verbesserung des Treibstoffverbrauchs und dem Einsatz moderner Abgastechnologien weltweit führend. Dennoch gibt es Potenziale bei dieser Entwicklung, die durch weitere Innovationen ausgeschöpft werden müssen. Leichte Werkstoffe und Konstruktionen, sowie umweltschonende Produktionsverfahren und der Einsatz umweltverträgliche Lacke und Kunststoffe bieten weitere Möglichkeiten für einen nachhaltigen Gütertransport. Wenn Fahrzeugteile aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden, die anschließend der Verwertung zugeführt werden, ist das der Idealfall.

Die Politik muss dazu beitragen die Schwellenländer mit ihren Megacities von einem nachhaltigen Verkehr zu überzeugen. Das Commercial Vehicle Cluster (CVC) wird sich in den nächsten drei Jahren gemeinsam mit Herstellern, Zulieferern und der TU Kaiserslautern diesen Themen widmen. Die Elektrifizierung von Nebenaggregaten wird dabei eines der zentralen Themen sein, von dem wir deutliche Energieeinsparungen erwarten.

Zählen für Sie hierzu auch alternative Kraftstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen?

Lemke: Wir müssen die fossilen Treibstoffe in den nächsten 30 Jahren durch neue Lösungen ersetzen.  Wenn es uns gelingt den Übergang erfolgreich zu bewältigen, werden wir irgendwann in der Lage sein nur noch elektrisch mit Storm aus regenerativen Energien zu fahren. Aber da liegt noch ein ganz weiter Weg vor uns. Und deswegen geht es erst mal darum, Fahrzeuge leichter zu machen. In diesem Moment verbrauchen Sie schon weniger Diesel je transportierter Tonne und sind damit umweltschonender unterwegs. Alternative Kraftstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, dazu gehört auch Biogas, sind dann eine gute Lösung, wenn sie nachhaltig produziert wurden.

Stellen Sie den Gütertransport auf der Straße als Teil moderner Warenströme in Frage?

Lemke: Der freie Warenverkehr ist ein fester Bestandteil und Voraussetzung unserer arbeitsteiligen Wirtschaft. Wenn wir den Lkw effizienter machen, dann ist das ein wichtiger Schritt zur CO2-Reduzierung. Wir brauchen aber weitere Schritte für eine tragfähige Zukunftsstrategie im Warentransport. Wir müssen uns fragen: wir können die Warenströme optimiert werden.   Angesichts zunehmende  Warenströme im Zuge der Globalisierung müssen wir auch den Schienenverkehr ausbauen. Das Rheintal ist dicht. Um den künftigen Gütertransport bewältigen zu können, brauchen wir dort neue Lösungen. Wir werden noch lange damit beschäftigt sein, die komplexen Herausforderungen im Transportsektor zu lösen.

Der Lang-Lkw gehört in Ihrem Bundesland aber nicht zu den nachhaltigen Lösungen?

Lemke: wir haben uns gegen die Einführung des Lang-Lkw ausgesprochen, weil wir der Ansicht sind, dass er keinen nachhaltigen Beitrag zur Lösung der Herausforderungen im Güterverkehr leistet.

Gehört Euro 6 gefördert oder bevorzugt gegenüber Euro-5-Lkw?

Lemke: Wir können das nicht fördern. Die öffentlichen Kassen sind leer. Eine Förderung ist nicht notwendig, weil die Betriebe bereits heute den Umweltschutz als wichtigen Bereich ihrer Unternehmenspolitik erkannt haben und wissen, dass effiziente Nutzfahrzeuge sich lohnen. Deswegen werden sie von alleine in solche Fahrzeuge investieren.

Und halten Sie staatliche Fördermittel für alternative Antriebe wie Hybrid- und Elektro-Antriebe oder die Brennstoffzelle für sinnvoll – finanzielle wie auch andere? Frankreich liefert hierfür ein interessantes Vorbild. Das zusätzliche Gewicht von Batteriefahrzeuge wird dort dem zulässigen Gesamtgewicht gutgeschrieben, so dass kein Nutzlast-Nachteil entsteht.

Lemke: Anreize zum Umstieg auf alternative Antriebe sind wichtig, aber von der Ausgestaltung schwierig. Eine Anschaffungsprämie wie von vielen Ländern praktiziert, gleicht einerseits die höheren Anschaffungskosten für ein E-Fahrzeug nicht aus, erzeugen aber andererseits einen hohen Mitnahmeeffekt, wenn zum Beispiel Energieanbieter ihre Fahrzeugflotte mit Elektroautos ausstatten und die Prämie vom Staat dabei gerne mitnehmen.

Bevorzugte Parkplätze in den Innenstädten, die Benutzung von Busspuren (zunächst in Feldversuchen) und die steuerliche Gleichstellung bei der Dienstwagenbesteuerung sind Hebel, die aus meiner Sicht eher greifen. Über spezielle Lösungen für Transportfahrzeuge müssen wir bei diesem Thema ebenfalls nachdenken. Die Bevorzugung von Nutzfahrzeugen mit umweltfreundlichen Antriebssystemen in den Innenstädten kann ein wichtiger Anreiz sein.

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