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Euro-6-Lkw Bekenntnis zu Euro 6

Spediteur Rüdiger Elflein aus Bamberg Foto: Rathmann

Kaufzurückhaltung? Von wegen. Immer mehr Firmen investieren in Euro-6-Lkw. Die Spedition Elflein hat 35 der Saubermänner im Einsatz. Sie haben schon eine Million Kilometer zurückgelegt – und rechnen sich.

Die Skepsis war groß. Zu teuer, zu durstig – und vor allem viel zu früh auf dem Markt. Das waren die Argumente, die Verbände gegen Fahrzeuge der Euro-6-Norm ins Feld führten. Groß war die Angst vor einem erneuten Mautschock, sollten die Saubermänner frühzeitig von niedrigeren Tarifen profitieren. Verlierer wären dann die Euro-5-Lkw, derzeit noch das Maß aller Dinge – so jedenfalls die Befürchtungen, als Daimler und Scania als erste Fahrzeugbauer voriges Jahr ihre neuen Euro-6-Motoren vorstellten.

Ladenhüter sind die Euro-6-Lkw nicht

Die Politik nahm die Warnungen ernst: Euro-6-Fahrzeuge haben noch immer keine günstigere Mautklasse. Verkehrsminister Dr. Peter Ramsauer (CSU) will zunächst die Ergebnisse eines neuen Wegekostengutachtens abwarten. Erst gegen Ende der Legislaturperiode ist mit Ansagen zu neuen Tarifen zu rechnen. Doch trotz aller Kritik und fehlender Maut-Anreize: Ladenhüter sind die Euro-6-Lkw nicht. Immer mehr Speditionen melden, zumindest einen Vertreter dieser Spezies im Fuhrpark zu haben. Sie wollen ihre Erfahrungen sammeln, ehe 2014 die Norm bei Neuzulassungen verbindlich wird.

Spediteur Rüdiger Elflein hat die Aufregung um Euro 6 ohnehin nicht verstanden. "Mit der Position der Verbände bin ich überhaupt nicht einverstanden", sagt er. Der Unternehmer aus Bamberg hält die neue Motorengeneration für technisch weitgehend ausgereift. "Ich glaube, wir haben damit einen so hohen Standard erreicht, dass es in den nächsten Jahren nicht mehr möglich sein wird, größere Sprünge beim Reduzieren von Abgasen zu machen." Auch beim Verbrauch lasse sich über den Antriebsstrang kaum mehr etwas einsparen, sondern nur noch über die Aerodynamik. Elflein geht deshalb davon aus, dass Euro 6 bis zu sechs Jahre lang die maßgebliche Abgasnorm bleibt. Auf dieser Einschätzung hat er seine Kaufentscheidung gefällt.

Der größte Euro-6-Betreiber

Nicht weniger als 35 Euro-6-Lkw hat er im Fuhrpark. Bis Jahresende kommen noch mal 15 hinzu – bei einer Flotte von 165 Fahrzeugen eine beachtliche Quote. Vier Fünftel der neuen Lkw vergrößern die Flotte, das andere Fünftel sind Ersatzinvestitionen. "Wir sind unseres Wissens der größte Euro-6-Betreiber", sagt Elflein.

Das steigende Interesse der Speditionen freut auch die Hersteller. Daimler hat nach eigenen Angaben seit der Markteinführung des neuen Actros im November eine "deutlich fünfstellige Zahl" des Modells abgesetzt. Ein Drittel davon erfüllt Euro 6. "Die Kunden setzen letztlich auf Investitionssicherheit und künftige wirtschaftliche Vorteile", sagt der Vertriebsleiter von Mercedes-Benz Lkw, Ulrich Bastert. Als Beispiele nennt er Maut- und Steuervorteile oder Förderprogramme, wie es sie teilweise in Europa schon gibt.

Einsatzgebiet: Distributionsverkehre in der Frischelogistik

Auch die Verantwortlichen bei Meyer Logistik aus dem hessischen Friedrichsdorf haben diese Argumente überzeugt – wobei sie beim Fahrzeugbauer Scania geordert haben. 20 Motorwagen der Reihe Scania G 440 LB 6x2 sollen noch im Oktober den Fuhrpark ergänzen. Ihr Einsatzgebiet: Distributionsverkehre in der Frischelogistik. Für Unternehmenschef Heinz Meyer ist der Einsatz der neuen Motorengeneration selbstverständlich: "Wir sind da ganz vorne mit dabei."

Klar ist aber, dass die neue Fahrzeuggeneration ihren Preis hat. Den Mehrpreis pro Lkw beziffert Unternehmer Elflein auf einen höheren vierstelligen Betrag. Doch der höhere Anschaffungspreis relativiert sich seiner Ansicht nach. Einmal macht er Gebrauch von der KfW-Förderung, die sich in seinem Fall bei einem Mittelständler auf 4.950 Euro je Fahrzeug beläuft. Bei einem EEV-Lkw gibt es nur 1.350 Euro.

Wird an der Gebührenschraube gedreht?

Zum anderen ist auch der Verbrauch geringer. "Nach mehr als einer Million mit Euro-6-Lkw gefahrenen Kilometern kann ich das definitiv bestätigen", sagt er. Und bei der Maut sei es nur eine Frage der Zeit, bis an der Gebührenschraube gedreht wird. Elfleins Prognose: eine weitere Spreizung der Tarife zugunsten von Euro 6 und gleichzeitig ein 30-prozentiger Aufschlag über alle Sätze hinweg.

Noch ist das aber Spekulation. Der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) und der Verband der Automobilindustrie (VDA) hatten Ramsauer im Dezember einen Vorschlag zur Integration von Euro 6 in die Mauttarife unterbreitet. Der VDA begrüßt, dass der Minister bis Ende der Legislaturperiode Klarheit schaffen will. Bis dahin heißt es warten oder eigene Erfahrungen sammeln wie im Fall der Spedition Elflein.

Elflein schwört auf die eigene Flotte

Die Spedition Elflein aus Bamberg ist dank neuer Aufträge stark gewachsen. Innerhalb von einem Jahr hat sich das Unternehmen um 100 Mitarbeiter und 65 eigene Lkw vergrößert. Standbeine des Unternehmens sind Spedition und Transport, die 90 Prozent des Umsatzes ausmachen. Der Bereich Logistik wächst überproportional und hat einen Umsatzanteil von zehn Prozent. Wichtigste Branchen sind Automotive, Papier und Lebensmittel. Die Erlöse aus der Papiersparte stammen im Wesentlichen vom Unternehmen HDE, das Elflein gemeinsam mit den beiden benachbarten Speditionen Herbst und Dümler betreibt. Elflein beschäftigt an sechs Standorten in Deutschland 285 Mitarbeiter, weitere 25 arbeiten in der tschechischen Niederlassung bei Pilsen. An allen Standorten zusammen verfügt Elflein über rund 15.000 Quadratmeter Lager- und Logistikflächen. Das in der dritten Generation von Rüdiger Elflein geführte Unternehmen ist traditionell im Selbsteintritt tätig. Nur rund 
15 Prozent der Transporte werden von Subunternehmern ausgeführt. Elflein ist überzeugt, dass die eigene Flotte nicht nur ein Qualitäts-, sondern künftig auch ein Entscheidungskriterium für einen Verlader sein wird. "Unsere Assets sind die Lkw", sagt der Unternehmer. Aktuell sind es 165. Von Mercedes-Benz stammen 80 Prozent der Lkw, je acht Prozent von DAF und MAN sowie vier Prozent von Volvo.

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