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E-Commerce Amazon baut eigene Seefrachtsparte auf

Foto: Ilona Jüngst, Amazon, Montage: Götz Mannchen

Zu Lande, in der Luft und nun auch zu Wasser will Versandriese Amazon seine eigenen Logistikkompetenzen ausbauen. 

Die chinesische Sparte des Konzerns, Amazon China, habe sich jüngst in den USA als Seefracht-Spediteur registriert. Die dortige Federal Maritime Commission listet das Unternehmen laut dem Logistiker Flexport als lizensierten Seetransportvermittler. Damit habe Amazon China nun zumindest die bürokratische Hürde genommen, um auch für andere Unternehmen als Seefrachtdienstleister aufzutreten – ein wichtiger Schritt, so Flexports CEO Ryan Petersen im Firmeneigenen Blog, um im 350 Milliarden Dollar (gut 320 Milliarden Euro) schweren Seefrachtmarkt Fuß zu fassen. Zudem werde es so für die Kunden von Amazon auch leichter, ihre Waren ins Logistiknetzwerk des Konzerns einzubringen.

Nachfrage auf chinesischer Seite

Für Amazon sei es indes logisch, die Seefrachtsparte unter der Flagge von Amazon China zu betreiben. Eine solche Dienstleistung sei schließlich wesentlich attraktiver für chinesische Anbieter als für amerikanische Kunden, da erstere so direkten Zugriff auf das Kundennetz des Online-Händlers erhielten. Für amerikanische Anbieter sei der Dienst jedoch wesentlich weniger interessant als für ihre chinesische Konkurrenz. Amazon würde, so Flexport, sowohl den Namen des Lieferanten als auch den Einkaufspreis des Importeurs erfahren. Die meisten der westlichen Händler würden jedoch so sensible Daten niemals an eine Firma wie Amazon weitergeben. Schließlich trete das Unternehmen neben seiner Funktion als Distributionskanal auch als "rücksichtsloser Konkurrent" auf und könnte die Daten so gegen die Marketplace-Verkäufer verwenden, beispielsweise bei Preisverhandlungen. Im schlimmsten Falle könnte Amazon den westlichen Zwischenhändler übergehen und direkt beim Hersteller in China einkaufen. Chinesische Firmen, die ihre Produkte ohnehin direkt an Amazon oder eben die erwähnten Zwischenhändler verkaufen seien von diesen Gefahren nicht betroffen. 

Registrierung ist nur erster Schritt

Petersen beleuchtet überdies auch die geschäftlichen Hintergründe von Amazons China-Dependance. So laute der offiziell bei der Federal Maritime Commission gelistete Firmenname "Beijing Century JOYO Courier Service Co. Ltd" mit dem Markennamen Amazon China. Bereits 2004 hat der Versandriese demnach JOYO, damals einer der größten Online-Händler in China gekauft. Seit 2006 gelte JOYO als "wesentliche Tochtergesellschaft" von Amazon.     

Allerdings gibt der Flexport-Chef zu Bedenken, dass die Registrierung einer Seefracht-Tochter lediglich als allererster Schritt zu sehen sei. Amazon lege gerade erst den Grundstein. Der eigentliche Betrieb werde erst in ein paar Jahren starten. Dann wird der Online-Händler aber dank seiner weltweit verteilten Auslieferungszentren, seiner neuen Frachtflugzeugflotte und der Seefrachtaktivitäten eine perfekte Logistikplattform für chinesische Unternehmen anbieten können.

Amazon kann Kosten niedrig halten

Die zur Zeit günstigen Frachtraten in der Seefracht seien für Amazon nur von Vorteil. Einen 40-Fuß-Container von Shenzhen nach Los Angeles zu verschiffen, koste nur etwas mehr als 1.000 Euro (1.300 Dollar). Petersen schätzt, dass rund 10.000 Pakete in einen solchen Container passen. Die Transportkosten pro Paket betrügen dann nur um zehn Eurocent. Ein großer Teil der Logistikkosten, die ein Kunde bezahlen müsse sind also Lohnkosten. Hier komme die hohe Automationsdichte beim Online-Riesen zum tragen. Mit der Hilfe von Softwarelösungen umschiffe Amazon zusätzliche Transaktionskosten, was die Ausgaben deutlich senke. Dies sei der größte Vorteil, den Amazon im Vergleich zu etablierten Logistikern habe. Außerdem spare sich der Händler Handlingkosten in US-Lagerhäusern. Schließlich liefere man die Produkte direkt aus China zum Kunden in den USA.

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