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Dr. Klaus Strautmann im Gespräch Erfolgsrezept Innenlader

Dr. Klaus Strautmann, Inhaber von Langendorf, Foto: Karl-Heinz Augustin

Dr. Klaus Strautmann will den insolventen Trailerhersteller Langendorf in die Gewinnzone führen. Er setzt auf Innovationen und geordnete Produktionsabläufe, um das Unternehmen wieder flottzumachen.

Der Kipperhersteller Langendorf will mit neuem Management nach einer schwierigen Phase wieder erfolgreich durchstarten. Worauf es ankommt, sagt Inhaber Dr. Klaus Strautmann im Redaktionsgespräch mit trans aktuell.

trans aktuell: Herr Dr. Strautmann, was reizt Sie an der Aufgabe, einen Kipperhersteller flottzumachen, der schon zweimal in die Insolvenz schlitterte?

Strautmann: Der Name Langendorf hat nach wie vor einen tollen Klang in der Branche. Aber heute ist außer diesem Namen nicht mehr viel geblieben vom Glanz einstiger Tage. Nicht dass Langendorf heute schlechte Produkte bauen würde. Sie sind aber – wie viele andere Dinge bei Langendorf auch – völlig verstaubt. Aber diesen Staub blasen wir gerade fort.

Was stimmt Sie optimistisch, dass Sie den Fortbestand von Langendorf sichern können?

Unter anderem die treuen Kunden, die auch in schwierigen Zeiten zu Langendorf gestanden haben. Wenn diese Treue nicht gewesen wäre, hätte ich die Finger von Langendorf gelassen.

Treue Kunden reichen aber nicht. An was genau ist Langendorf gescheitert?

Es fehlten der Geist der Erneuerung und der unternehmerische Mut.

Managementfehler haben zur Insolvenz geführt?

Ja. Ein gutes Management kann selbst mit massiven Umsatzeinbrüchen, wie sie in den Krisenjahren 2008/2009 in der Trailerbranche aufgetreten sind, umgehen.

Wer ist noch vom alten Management in der Firma?

Der kaufmännische Leiter, weil er sehr gute Arbeit macht und gut vernetzt ist. Im technischen Bereich haben wir mit Ralf Bockelmann als Leiter eine erfahrene Führungskraft zurückgeholt. Die Einkaufsleitung hat Geschäftsführer Jens Daniel übernommen, der ehemalige Sanierer der Firma. In der Fertigung haben wir den ehemaligen Betriebsleiter wieder aktiviert. Und wir haben die Meister in die Entwicklung eingebunden.

Wie viele Mitarbeiter mussten im Zuge der Insolvenz die Firma verlassen?

Wir mussten 40 Leute aus allen Bereichen entlassen, also rund 20 Prozent der Belegschaft. Inzwischen haben wir aber 30 davon wieder eingestellt. 2013 haben wir zudem 60 Prozent der Vertriebsmannschaft verloren. Das ist ein schwerwiegender Verlust, der kaum zu kompensieren ist. Es ist uns dennoch gelungen. Wir haben diese sieben Personen ersetzen können.

Hat Langendorf Entwicklungsarbeit verschlafen?

Nicht im Glasinnenlader-Bereich, hier ist Langendorf nach wie vor Technologie- und Marktführer. Der Innovationsdruck kam hier vor allem von den Kunden.

Warum hat das nicht auf die Kipper abgefärbt?

Man hat aufgehört, daran zu glauben, im Kipperbereich noch mithalten zu können.

Langendorf ist bekannt für Kippauflieger. Werden Sie sich auch ins Motorwagengeschäft begeben?

Natürlich haben wir Interesse am Geschäft mit Kippaufbauten und werden uns da auch stärker engagieren. Derzeit überarbeiten wir das ganze Kipperprogramm. Unser Hauptprodukt ist die Stahl-Halbschale. Hier werden wir das Chassis derart anpassen, dass es auch für andere Kipper verwendbar ist – beispielsweise für Alumulden, Zwei- und Dreiachser sowie für Spezialausführungen für regionale Märkte. Wir könnten hier schon weiter sein, wenn nicht die neuen Anforderungen an isolierte Asphaltmulden so viele Kapazitäten gebunden hätten.

Verraten Sie uns Details?

Wir bieten die beste Lösung am Markt an. Wir erreichen Isolierwerte wie sonst kein anderer Anbieter. Die meisten davon schäumen einfach nur die Hohlräume zwischen den Muldenprofilen aus. Um die geforderten Isolierwerte zu erreichen, verbreitern sie zusätzlich noch die Profile. Das reicht aber nicht. Aluminium ist wie ein Schwamm, wenn es um Wärme geht. Mit der Zeit heizt es sich auf und gibt die Wärme nach außen ab. Der Asphalt erkaltet. Wir haben uns entschieden, Wärmebrücken fast vollständig zu vermeiden, und haben dafür eine vollisolierte Wand entwickelt. Die Blechprofile sind dabei voneinander getrennt mit Ausnahme von Ober- und Untergurt. Beim Untergurt haben wir aber den Boden entkoppelt. Also stellt allein der Obergurt noch eine Wärmebrücke dar.

Wie ist es um Preis und Gewicht dieses Fahrzeugs bestellt?

Der Preis stand nicht unbedingt im Fokus der Entwicklung, wohl aber das Gewicht. Dieser Kipper wiegt gerade mal 150 Kilo mehr als das Standardprodukt.

Wie ist es aktuell um die wirtschaftliche Situation von Langendorf bestellt?

Wir arbeiten noch nicht hochprofitabel, aber wir sind schwarz. Die Entwicklungskosten bezahlen wir bereits aus dem Cashflow. Dass das Ergebnis nicht besser ist, resultiert aus der laufenden Umbau­phase. Die Auftragslage zwingt uns zu diesem Schritt, denn tagsüber müssen wir aufgrund der guten Auftragslage fortwährend produzieren. Wir werden dem Werk ein neues Dach aufsetzen und zwei Hallen anbauen. Das ist aber nicht das Wichtigste. Erheblich sind die Veränderungen am Materialfluss bis Ende des Jahres. Das war bislang ein chaotischer Prozess.

Welche Absatzziele verfolgen Sie in diesem Jahr?

Wir wollen über alle Produktgruppen hinweg ein Plus von zehn Prozent erzielen. Das Wachstum findet derzeit vor allem im Bereich der Glas-­Innenlader statt. Der Innenlader macht 45 Prozent des Umsatzes aus, die Kipper weitere 45 Prozent und Tieflader sowie andere Fahrzeuge den Rest von zehn Prozent.

Welche Umsatzziele verfolgen Sie?

Wir wollen eine Umsatzrendite von sechs Prozent erreichen. Und wir wollen ein Wachstum von zehn Prozent pro Jahr erzielen. Die Wachstumsquellen können nur aus Ergänzungen des Produktportfolios herrühren und von Absätzen im Ausland.

Wie wichtig ist das Auslandsgeschäft?

50 Prozent unseres Absatzes gehen ins Ausland. Das klingt gut, ist aber zu wenig, weil sich der Export noch vorwiegend auf Innenlader gründet. In diesem Segment haben wir großes Potenzial – nicht nur in Europa, sondern auch darüber hinaus. Der Langendorf-Innenlader ist das stabilste und zugleich leichteste Produkt am Markt. Das eignet sich auch für weiter entfernt gelegene Regionen.

Wie ist Langendorf im Ausland aufgestellt?

Obwohl Fahrzeuge von Langendorf auf allen Kontinenten unterwegs sind, können wir hier noch nicht von einer durchgängigen Vertriebsstruktur sprechen. Allerdings hat Langendorf in vielen Ländern gute Partner, mit denen wir eng zusammenarbeiten. Dieses Netz werden wir weiter ausbauen.

Wie steht es um den einst von Langendorf propagierten Doppelstock-Auflieger?

Aus technologischer Sicht ist der Flexliner ein tolles Produkt. Aber nur zehn verkaufte Einheiten im Jahr – das macht keinen Spaß. Eventuell gibt es eine Möglichkeit, zusammen mit einem Kooperationspartner das Produkt effizient zu bauen.

Auch der Tieflader scheint nicht mehr im Fokus von Langendorf zu stehen …

2010 hat Langendorf laut über einen Ausstieg aus diesem Geschäft nachgedacht. Daraufhin sind die Verkäufe eingebrochen. Das hat das Fahrzeug in der Fertigung beinahe zum Einzelstück gemacht. Jetzt haben wir den Tieflader neu konstruiert. Wir bieten einen Standardanhänger sowie Tiefbettsattel mit und ohne abfahrbarem Schwanenhals an. Es gibt für solche Fahrzeuge einen Markt, selbst wenn er sich in den vergangenen Jahren ein wenig beruhigt hat.

Wie wird Langendorf in fünf Jahren aufgestellt sein?

Langendorf wird Kipper, Innenlader und Standard-Tieflader anbieten und in diesen Segmenten unter den ersten drei Anbietern sein. Zu diesem Zeitpunkt werden wir über ein Werk auf der grünen Wiese nachdenken. Am aktuellen Standort können wir nicht wachsen.

NEUES AUF DER NORDBAU

Gleich fünf Neuheiten auf einen Streich präsentiert der Trailerhersteller Langendorf auf der 59. Baumesse Nordbau, die von 10. bis 14. September in Neumünster stattfindet. Highlight ist nach Unternehmensangaben der Sattelkipper des Typs SKA mit Alu-Kastenaufbau in thermoisolierter Ausführung. Das Fahrzeug mit dem Produktnamen Isoxx verfügt über eine 26-Kubikmeter-Alumulde, die weniger als 5.400 Kilo auf die Waage bringt. Für den härteren Arbeitseinsatz präsentiert Langendorf einen Sattelkipper der SKS-HS-Baureihe, dessen Stahl-Halbschale ein Leergewicht von 5.900 Kilogramm aufweist. Ein weiterer Kippauflieger vom Typ SKA G ist für landwirtschaftliche Zwecke bestimmt und verfügt über ein um 80 Millimeter gekröpftes Fahrgestell, was ein maximales Lade­volumen garantiert. Das Leergewicht beträgt 5.800 Kilo. Ferner erwartet Besucher ein Satteltieflader für den Transport von Baumaschinen (SA Tü 30) und ein Tandem-Kippanhänger (TK 18).

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