Dongfeng Europa ist das Ziel

Huang Gang, Geschäftsführer von Dongfeng Foto: Oliver Wilms

Der chinesische Lkw-Konzern Dongfeng rangiert weltweit auf Position drei. Vorstandschef Huang Gang verrät, wie er mit Volvo Trucks und dem Kinland Flagship die Zukunft des Konzerns plant.

In Asien ist der chinesische Lkw-Hersteller Dongfeng bereits Marktführer, weltweit rangiert das Unternehmen auf Platz drei. Dongfeng-Konzernchef Huang Gang sprach mit trans aktuell-Mitarbeiter    Oliver Willms über die Kooperation mit Volvo und die Ziele in Europa.

trans aktuell: Herr Huang, was sind die Gründe dafür, dass sich Dongfeng gegenüber den anderen chinesischen Lkw-Marken durchgesetzt hat?

Huang: Der Markt ist mit seinen zahlreichen Herstellern extrem diversifiziert. Ich kann Ihnen im Moment nicht einmal genau sagen, wie viele Firmen in unserem Land heute einen Lkw fertigen. Der Markt wird das aber mittelfristig regeln. Dongfeng hat 44 Jahre Erfahrung im Lkw-Markt und ebenso lange Entwicklungsarbeit geleistet. Wir haben einen starken Schwerpunkt auf der Fahrzeugentwicklung und wir kennen den Markt ganz genau. Deswegen kann Dongfeng durchgängig starke Lkw-Baureihen über alle Klassen hinweg anbieten. Wir haben so auch FAW an der Spitze der Zulassungszahlen klar überholt.

Welches sind die typischen Kunden von Dongfeng?

Der chinesische Lkw-Markt ist nicht einfach zu bedienen. Auch der Transportmarkt ist stark zerklüftet. Die 20 größten Logistikkonzerne Chinas machen gerade mal zwei Prozent des Gesamtumschlag­volumens aus. Und die Käufer sind extrem preissensibel. Eine chinesische 6x4-Sattelzugmaschine kostet nur rund ein Drittel eines vergleichbaren Fahrzeugs aus Europa. Auch die Japaner sind noch doppelt so teuer wie ein einheimisches Produkt. Deshalb spielen europäische Produkte in China kaum eine Rolle. Auf der anderen Seite verlangen die Kunden immer mehr nach hochwertiger Technologie. Auch der terminsensible Frachtverkehr im Internethandel spielt eine wachsende Rolle. Ein moderner Lkw muss heute schnell und zuverlässig sein. Auch das Thema Total Cost of Ownership, TCO,  kommt in den großen Transportbetrieben immer mehr an. Dongfeng ist in diesen Bereichen weit vorne. Wir beherrschen den Spagat zwischen Niedrigpreispolitik und Hightech-Produkt am besten. Das erklärt unsere Marktführerschaft auf einem Markt mit 775.000 neu zugelassenen schweren Lkw im Jahr 2013.

Wie viel Wachstum erwartet die Branche und wann ist der größte Lkw-Markt der Welt satt?

Die Nachfrage bleibt stabil. Die Einführung von China 4 (Abgasnorm analog zu Euro 4, Anm. d. Red.) ist erfolgreich verlaufen, auch wenn Adblue noch nicht überall verfügbar ist. Vor allem auf dem Land werden noch Lkw mit China-3-Spezifikation angeboten.

Im Juli ist Dongfeng ein vielbeachtetes Joint Venture mit Volvo Trucks eingegangen. Was erwarten Sie sich von der Kooperation?

Zunächst einmal sind Joint Ventures in unserem Land nichts Ungewöhnliches, um Stärken zu bündeln. Wir haben seit 2003 bereits ein erfolgreiches Joint Venture mit Nissan Trucks, die heute ebenfalls zu Volvo Trucks gehören. Die Vorgespräche für die Zusammenarbeit mit Volvo Trucks laufen schon seit rund zehn Jahren. Im Juli wird das Joint Venture starten, Volvo Trucks wird sich mit 45 Prozent Anteil bei Dongfeng einbringen. Volvo ist weltweit etabliert, wir beherrschen den chinesischen Markt. Die Kooperation wird starke Synergieeffekte haben. So kann uns Volvo beispielsweise viel im Aftersales-Bereich beibringen. Und wir werden gemeinsam Technologie entwickeln. Wir haben zum Beispiel Pläne für den Einbau eines Volvo-Motors in unser neues Topmodell Kinland Flagship, werden aber unsere laufende Kooperation mit dem Motorenlieferanten Cummins deswegen nicht zwangsläufig aufkündigen.

Wie schnell greifen diese Synergien?

Für beide Joint-Venture-Partner braucht es Zeit. Für Volvo, um mit seinen Produkten auf dem chinesischen Markt Fuß zu fassen. Und für uns, um Technologie und Image für ein weiteres Wachstum zu sammeln. Die Marke Dongfeng muss langfristig weltweit eingeführt werden. Dabei ist uns aber der Bestand auf dem heimischen Markt wichtiger als Wachstum um jeden Preis.

Was sie nicht davon abhält, ehrgeizige Ziele vorzugeben ...

Unser Ziel ist es, bis 2021 langfristig die Nummer eins im weltweiten Lkw-Ranking und die Nummer eins in Asien, natürlich auch in China, zu sein. Unsere primären Ziele sind der sehr interessante russische Markt, der durch schnelle politische Änderungen leider schwer kalkulierbar ist sowie Südostasien und Afrika.

Die europäischen Hersteller müssen Dongfeng und den Kinland Flagship also nicht fürchten?

Der europäische Markt wird in den nächsten zehn Jahren sicher noch nicht unser Ziel sein. Wir müssen noch lernen, was die Europäer benötigen. Dazu brauchen wir Zeit. Zeit, um die Technik für die Abgaslimits zu entwickeln. Kurzfristig werden wir nicht nach Europa kommen.

Mit kompletten Neuentwicklungen wie dem Kinland Flagship können wir mit den Global Playern mithalten. Über Nacht werden wir aber nicht der größte Spieler auf dem Truck-Markt sein. Wir denken aber, langfristig in Europa mitspielen zu können.

Sie sind dieses Jahr mit Dongfeng zum ersten Mal auf der IAA vertreten. Ein erstes Rendezvous mit dem europäischen Markt?

Die IAA ist sehr wichtig für unsere weltweite Wahrnehmung. Wir sind nicht für europäische Kunden auf der IAA, sondern für alle Dongfeng-Partner.

Anfangs hieß der Konzern Second Auto Works, seit 1992 Dongfeng. Verraten Sie uns, woher der Familienname stammt?

Der chinesische Begriff Dongfeng bedeutet "Wind, der aus dem Osten kommt" – genau wie wir. Muss ich dazu wirklich noch mehr ­sagen?

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