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Die Pläne der größten Privatbahn Deutschlands Rheincargo: Verkehrsträger clever verknüpfen

Foto: Rheincargo

Das Unternehmen Rheincargo will Verkehre verstärkt von der Straße auf Schiene und Wasserstraße verlagern und mit zusätzlichen Logistikangeboten punkten.

Umsetzbar sind solche Services unter anderem in Köln, Neuss und Düsseldorf. Dort stehen Rheincargo – einem Joint Venture der Häfen und Güterverkehr Köln (HGK) sowie der Neuss-Düsseldorfer Häfen – an sieben Häfen 720 Hektar an Flächen zur Verfügung. "Verkehrsträger zu verknüpfen und logistische Gesamtpakete zu schnüren, wird für uns immer wichtiger", sagt Rheincargo-Geschäftsführer Wolfgang Birlin im Gespräch mit der Fachzeitschrift trans aktuell.

Dass Rheincargo bei Umschlag und Logistik in den Rheinhäfen einer der ganz großen Akteure ist, dürfte vielen bekannt sein. "Wasserseitig haben wir mit einem Umschlagsvolumen von 28 Millionen Tonnen ein höheres Aufkommen als Duisburg", berichtet Birlin. Dass Rheincargo aber auch ein Spezialist für Schienenverkehre und hier vor allem auf kurzen und mittleren Relationen ist, dürfte vielen dagegen neu sein.

Ein Beispiel für die Organisation von Schienenverkehren auf der Kurzstrecke ist die Versorgung des Martinswerks in Bergheim bei Köln: Rheincargo beliefert das Chemieunternehmen auf der Schiene jährlich mit 220.000 Tonnen an Aluminiumhydroxid. Zuvor schlägt Rheincargo das Feuchthydrat am Hafen Köln-Godorf per Kran vom Binnenschiff in Bahnwaggons um.

Das zeigt zum einen, dass es zunehmend auf den richtigen Mix der Verkehrsträger ankommt. Die Verknüpfung von Straße, Schiene und Wasserstraße ist ja auch im Sinne von Firmenchef Birlin, der diese integrierten Angebote forcieren möchte. Das zeigt zum anderen, dass die Schiene auch auf kurzen und mittleren Distanzen eine Alternative zur Straße sein kann.

Import von Orangen aus Spanien mit dem Zug

Ein weiteres Beispiel dafür ist die Organisation der letzten Meile von Orangen für den spanischen Logistiker Transfesa. Die Zitrusfrüchte kommen in Valencia auf den Ganzzug nach Köln-Eifeltor. Der Zug verkehrt fünfmal die Woche und hat meist sechs 45-Fuß-Container für Transfesa geladen. Rheincargo holt die Kühlcontainer in Köln-Eifeltor ab und fährt sie in den Niehler Hafen.

Im dortigen CTS Container Terminal, das dem Rheincargo-Gesellschafter HGK gehört, werden die Boxen auf Lkw geladen und treten ihre Reise zu den Zentrallagern der Lebensmittelketten an. Praktisch für Rheincargo: Die Transporte lassen sich als Rundlauf organisieren, retour nach Spanien geht es mit gereinigten und zusammengelegten Mehrweg-Klappkisten.

Rheincargo betreibt Containerzüge nach Rotterdam

Und wer die Kurzstrecke auf der Schiene beherrscht, tut sich auch auf der Langstrecke leicht. Achtmal pro Woche betreibt das Bahnunternehmen einen Containerzug zwischen Köln, Düsseldorf und Rotterdam. Auch hier gibt es Synergien mit der Firmenmutter HGK, weil deren Terminals CTS in Köln und DCH in Düsseldorf die Rolle des Operateurs übernehmen und für die Auslastung der Züge sorgen.

Dass die Schienenaktivitäten von Rheincargo oft einen Bezug zu den Rheinhäfen haben, ist kein Zufall. "Diese Verbindung aus Hafen und Schiene ist eine unserer Stärken, die wir noch deutlicher herausstellen möchten", erklärt Geschäftsführer Wolfgang Birlin.
Andererseits ist es kein Dogma, dass Bahnverkehre immer ihren Ausgangs- oder Zielort im Rheinland haben. So unterhält Rheincargo seit 15 Jahren ein bundesweites Netz an Mineralölverkehren mit Schwerpunkten in Nord-, Ost- und Süddeutschland. Solche Raffinerieerzeugnisse bilden mit 37 Prozent die größte Produktgruppe bei Rheincargo.

In der Summe aus Kurz-, Mittel- und Fernverkehren kommt auf der Schiene einiges zusammen: Das Unternehmen, das 90 eigene Loks und 700 eigene Waggons einsetzt, hat voriges Jahr 22,4 Millionen Tonnen an Gütern befördert und eine Verkehrsleistung von 4,1 Milliarden Tonnenkilometern erbracht. Damit ist Rheincargo die größte Privatbahn der Republik – oder korrekter ausgedrückt: die größte Güterbahn, die nicht Tochter einer Staatsbahn ist.

Rheincargo weitet Engagement am KV-Terminal Köln-Nord aus

Und was hat Rheincargo für die Zukunft vor? Unter anderem will man die Zusammenarbeit mit Spediteuren stärken, die an den gleichen Hafenstandorten angesiedelt sind, und sie für kombinierte Transportangebote gewinnen. In diese Richtung geht auch das Engagement der HGK in Zusammenhang mit dem 2015 eröffneten Kombi-Terminal Köln-Nord. Es umfasst fünf Gleise mit je 300 Metern Länge, die Kapazität liegt bei 42.000 Ladeeinheiten im Jahr.

Nach der zweiten Ausbaustufe – die Fertigstellung ist für 2019 geplant – kann das Terminal mehr als doppelt so viele Einheiten pro Jahr abwickeln und verfügt dann über Gleislängen von 700 Metern und zwei Kräne. "Dadurch ergeben sich für uns weitere Möglichkeiten", sagt Rheincargo-Chef Birlin.

"Es muss uns gelingen, vermehrt Mengen von der Straße auf die umweltfreundliche Schiene zu bringen", bekräftigt er. Es gehe ihm nicht um einen Konkurrenzkampf zur Straße. "Es geht darum, die zusätzlichen Mengen zu absorbieren, um einem Verkehrskollaps auf der Straße entgegenzuwirken."

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