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DB Cargo Marktwachstum durch Gotthard-Tunnel

Von Nürnberg Rbf kommend Foto: Jochen Schmidt

Der Gotthard-Tunnel ist eingeweiht und hat Maßstäbe gesetzt. Für Europas Güterbahnen bringt er Produktionsvorteile, die auch DB Cargo punktuell positive Aussichten bescheren.

Noch in diesem Jahr verkürzten sich die Fahrtzeiten um 30 Minuten, und wenn 2021 schwerere und längere Züge bis Chiasso gefahren werden könnten, sehe er hier für das Unternehmen ein Marktwachstum von bis zu fünf Prozent, sagte DB Cargo-Chef Jürgen Wilder in Zürich vor Journalisten. Das ist deutlich mehr, als anderswo: "Die sonstigen Erwartungen beim Marktwachstum liegen eher zwischen einem und zwei Prozent", sagte Wilder.

Ein Viertel der Kosten lassen sich sparen

DB Cargo rechnet aufgrund der neuen Infrastruktur mit Ceneri-Basistunnel und einem Lichtraumprofil von vier Metern mit Produktionseinsparungen im Wagenladungsverkehr von etwa einem Viertel. In welcher Größenordnung sie an die Kunden weitergegeben werden können, müsse auch anhand der Marktentwicklung entschieden werden, sagte Wilder. Grundsätzlich hofft man nicht nur bei DB Cargo darauf, dass die Schweiz die Strecke auch über das bisherige Zieljahr 2023 hinaus weiter subventioniert.

In Sachen Bahnpolitik hat die Schweiz eine Vorreiterrolle. Es sei sehr beachtlich, wie man mit dem Gotthard-Tunnel sehr viel Aufwand betrieben habe, um ein lohnenswertes Infrastrukturprojekt in ganz kurzer Zeit in Betrieb nehmen zu können, sagte Wilder. Auch die Investitionen im kleinen Nachbarland sind beeindruckend. Die Schweizer investieren jährlich pro Kopf 350 Euro in die Bahninfrastruktur. In Deutschland liegt dieser Betrag gerade mal bei 49 Euro, was 2015 lediglich für einen Platz hinter Österreich, Schweden, den Niederlanden, Großbritannien und Italien reichte. Auch der Modalsplit sei mit einem Anteil von 40 Prozent beeindruckend. "Davon sind wir in Deutschland mit einem Anteil von 17 bis 18 Prozent weit entfernt."

Zu einer deutlichen Kritik der deutschen Bahnpolitik wollte sich Wilder, der Ende 2015 als Siemens-Manager zur DB AG gekommen ist, nicht hinreißen lassen. Es werde natürlich gesehen, was andere Länder machten. Aber auch die deutschen Investitionen soll-ten nicht kleingeredet werden. So koste die Strecke Oberhausen - Emmerich 1,5 Milliarden Euro und in die Strecke Karlsruhe - Basel würden voraussichtlich mehr als zehn Milliarden Euro fließen.

Gehöriges Verbesserungspotential

Wilder fasst sich erst einmal an die eigene Nase. "DB Cargo muss ein attraktives Angebot in den Markt stellen, das hohe Qualität und Effizienz gewährleistet", sagte er. Hier gebe es im eigenen Haus noch ganz gehöriges Verbesserungspotential. Der Manager betonte, dass die Bedienungseinstellung von Güterverkehrsstellen im Rahmen des Programms „Zukunft Bahn“ genau dies zum Ziel hätten. So hätten Lokomotiven derzeit teilweise Umlaufzeiten von 100 Tagen und stünden nicht immer dort zur Verfügung, wo sie gebraucht würden. Die bestehenden Prozesse sollten sich durch die Neustrukturierung bis 2017 ändern und zu einem Marktwachstum führen. Aber an den politischen Rahmenbedin-gungen müsse natürlich auch weiter gearbeitet werden, "damit sie sich zugunsten der Schiene verbessern".

Wilder verwies darauf, dass die Bahnen im Gegensatz zum Straßentransport mit techni-schen Herausforderungen konfrontiert seien, die sehr kostenintensiv seien. So wünscht er sich mehr Tempo bei der Vereinheitlichung der Zugsicherungssysteme. Damit eine Lokomotive die ganze Route Rotterdam - Genua befahren könne, brauche man vier unterschiedliche Systeme. Das schlage mit Kosten in einer Größenordnung von 600.000 bis 800.000 Euro pro Lokomotive zu Buche. Um den Gotthard-Tunnel befahren zu können, hat DB Cargo 21,3 Millionen Euro in die Ausrüstung von 57 Lokomotiven investiert.



Das Unternehmen in Zahlen


DB Cargo ist die Nummer eins im europäischen Schienengüterverkehr und bindet über rund 4.200 Kundengleisanschlüsse an. Angeboten werden Ganzzüge, Einzelwagen und kombinierte Verkehre, aber auch auch Trannsport- und Logistiklösungen, die die Schiene mit dem Lkw und dem Seeverkehr verknüpfen.

Das Unternehmen beförderte 2015 rund 300 Millionen Tonnen Güter und machte mit 30.303 Mitarbeitern einen Umsatz von 4,76 Milliarden Euro. Dabei wurde im operativen Geschäft ein Verlust in Höhe von 184 Millionen Euro eingefahren. DB Cargo verfügt über 2.869 Lokomotiven und 87.264 Güterwagen, mit denen die Produktion im Wesentli-chen selbst abgewickelt wird.

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