Dauertest Renault Kangoo Z.E. Hauptsache ankommen

Renault Kangoo Z.E. Foto: Jana Bronsch 6 Bilder

Ist ein Elektroauto reif für den Alltag? Ein Testwochenende mit dem Redaktions-Testwagen Renault Kangoo Z.E. offenbart die Lücken der Praktikabilität.

Als mein Kollege mir den Schlüssel für den Kangoo Z.E. samt Testmöglichkeit anbietet, bin ich begeistert. Schließlich bin ich noch nie zuvor mit einem reinen Elektrofahrzeug gefahren. Nach Feierabend steige ich in den Kastenwagen ein und bin optisch enttäuscht. Der futuristisch anmutende Namenszusatz des Kangoo – Z.E. – hat meine Erwartungen an das Interieur zu hoch angesetzt. Stattdessen blicke ich leider auf eine lieblos zusammengeschmissene Plastiklandschaft in der einzig das Display als futuristisch zu bezeichnen wäre. Anstatt einen Start-/Stopp-Knopf zu drücken, muss der gute alte Schlüssel für die rund 16 Kilometer lange Fahrt nach Hause umgedreht werden. Ganz im Gegensatz zu dem blechernen Geräusch beim Schließen der Fahrertür, surrt der Kangoo beim Herausfahren aus der Parklücke in der Tiefgarage.

Flink in der Stadt, zäh auf der Autobahn

Mit aktivierter Eco-Modus-Taste geht es zunächst durch den Berufsverkehr. Leichtfüßig sprintet der Kangoo von einer roten Ampel zur nächsten und auch die Nadel der Ladekapazitäts-Anzeige bleibt brav im oberen Ladebereich stehen – bis es auf die Autobahn geht. Um im plötzlich schneller werdenden Verkehrsfluss zu bleiben, muss ich das Gaspedal kräftiger treten und  rutsche sofort in den roten Energieverbrauchs-Bereich. Die Sprinter-Qualitäten mit denen der Kangoo im Ampelrennen geglänzt hat, schwinden selbst im zähfließenden Autobahnverkehr auf der A8 am Stuttgarter Flughafen dahin. Einen Spurwechsel von der rechten auf die mittlere Fahrspur bei Tempo 80 gelingt, trotz Abstand zum nachfolgenden Fahrzeug auf der mittleren Spur und Durchtreten des Pedals nicht, ohne den Nachfahrenden auszubremsen.

Bremsen statt Segeln

Apropos Bremsen. Es ist zwar eine feine Sache, dass man auch beinahe ohne zu bremsen durch den Verkehr kommt, weil der Motor, sobald man vom Gaspedal geht, als eine Art Dynamo wirkt, das Fahrzeug abbremst und die Bewegungsenergie in Strom umwandelt. Allerdings beobachte ich, dass es bei einigen Nachfahrenden zu Irritationen führt, da dabei die Bremslichter nicht aufleuchten. Das Segeln – wie man das von herkömmlichen Fahrzeugen kennt – muss man sich abgewöhnen, beziehungsweise auf eine deutlich kürzere Distanz reduzieren.

Ladesäulen und ihre Tücken

Am nächsten Morgen beschließe ich, für den Weg zur Arbeit die Eco-Taste zu deaktivieren. Und siehe da, der Fahrspaß nimmt auch auf der Autobahn deutlich zu und der Spurwechsel funktioniert auch, ohne die nachfolgenden Autos auszubremsen. Dank der Ladestation direkt vor dem Haupteingang des Bürogebäudes fällt die Suche nach einem Parkplatz und einer Ladestation weg. Das Wochenende steht bevor und so lasse ich den Stromer an die Stromquelle, obwohl er noch bei gut 60 Prozent der Ladekapazität liegt. Blöd nur, dass das den Ladestation-Betreiber nicht interessiert und er nach Zeit abrechnet. Zum Feierabend sind es mehr als 10 Euro, die für einen Augenblick auf dem Display der Säule angezeigt werden. So schnell kann ich gar nicht gucken, wie die Angabe auch wieder verschwindet. Der Ärger wird aber umso größer als ich auf die Ladekapazitätsanzeige schaue: Nicht eine Zelle ist geladen worden und ich habe für das Wochenende immer noch 60 Prozent der Ladekapazität zur Verfügung.

Planen statt Fahren

Nicht so schlimm, denke ich mir. Ich wohne in einem Neubaugebiet, das zwischen dem Flughafen und der Stadt Esslingen liegt und damit immer noch im Stuttgarter Einzugsgebiet. Zuhause angekommen, staune ich nicht schlecht: Keine einzige Lademöglichkeit im Umkreis von fünf Kilometern. Wie gut, einen hilfsbereiten Partner und einen Zweitwagen zu haben, wenn man nicht gerade Lust auf einen 50-minütigen Fußmarsch über steile Feldwege hat. Aus Erfahrung wird man schlauer und so rechne ich mir aus, dass ich das Auto nicht bequem über Nacht an der Ladesäule lassen kann – sonst wird’s teuer für den Arbeitgeber. Um halb zwölf Nachts geht’s zur Ladestation, den zum Glück vollgeladenen Kangoo holen. Wer, so wie ich, Zuhause keine Möglichkeit hat, das Auto zu laden, der muss seine Fahrten sehr genau planen und nicht funktionierende Ladestationen dürfen da nicht dazwischen kommen. Wenn selbst in einem Neubaugebiet, wo potenzielle Käufer solcher Fahrzeuge durchaus zu finden sind, keine adäquate Infrastruktur vorhanden ist, vergeht einem die Lust am Elektroauto.

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