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Cornelia Weismann Halbe Sachen mag sie nicht

Die Streck-Personalerin Cornelia Weismann, Lagerist Thomas Mench, Pascal Schäpers Foto: Weinrich

Von Vater Staat zur Spedition -– Cornelia Weismann hat diesen Schritt nie bereut. Als Personalentwicklerin bei Streck Transport im Badischen ist sie Ansprechpartnerin für 800 Beschäftigte.

Cornelia Weismann mag keine halben Sachen, weder beruflich noch privat. Die Personalentwicklerin bei der badischen Spedition Streck Transport ist zuständig für die rund 80 Auszubildenden der deutschen Streck-Gruppe und die Aus- und Weiterbildung der etwa 800 Beschäftigten des Unternehmens. Trotz anspruchsvoller Anforderungen im Beruf ist sie auch für ihre Familie im vollen Einsatz.

Ihre Aufgabe ist, die besten Lösungen zu finden

"Man kann Menschen nicht wie eine Routinesendung abfertigen", sagt Weismann. Zwar müsse man sich auch bei Logistikprozessen tief eindenken. "Aber mein jetziger Job stellt schon besondere Anforderungen." Ihre Aufgabe sei schließlich, immer die besten Lösungen zu finden, um die Mitarbeiter und das Unternehmen voranzubringen. "Da gibt es teilweise recht unterschiedliche Interessen." Lösungen zu finden sei oft sehr zeitintensiv. "Aber bei mir bekommt jeder Azubi sein Gespräch, egal wie lang es dauert."

Die Personalentwicklung ist bei Streck seit 2010 im Aufbau. Es geht um Rekrutierung und Betreuung, Job-Messen oder Partnerschaftstreffen mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW). Ferner verantwortet die 43-Jährige etwa 80 Schulungen mit rund 500 Teilnehmern pro Jahr. Seit dreieinhalb Jahren ist Weismann im Unternehmen und die Anfänge ihrer Karriere im Speditionsbereich waren dabei eher einem Zufall zu verdanken.

Weismann machte eine Weiterbildung zum Verkehrsfachwirt

Ursprünglich war sie Verwaltungsfachangestellte. "Aber das hat mir nie gefallen, das war mir in der Gestaltungsfreiheit zu eng." Beim Staat sei man nur ausführendes Organ der Gesetzgebung, urteilte sie und bewarb sich nach Abschluss der Ausbildung auf eine Anzeige der Spedition Fritz Fross in Teningen. Bei dem Unternehmen, das inzwischen zur Noerpel-Gruppe gehört, konnte sie sich über 20 Jahre entwickeln. "Ich habe die Ausbildung dort übersprungen und direkt die Weiterbildung zum Verkehrsfachwirt gemacht", berichtet Weismann.

Ein Studium kam damals nicht in Frage, denn ein Leben ohne Beruf war für sie nicht vorstellbar. Also waren zwei Jahre Abendschule angesagt. Danach übernahm sie immer mehr verantwortliche Positionen – "bis ich irgendwann gemerkt habe, dass die Ausbildung nicht betreut wurde".

Weismann nahm kurzerhand zwei Wochen Urlaub und absolvierte eine Prüfung für die ­Ausbildereignung. "Die habe ich dann meinem Chef vorgelegt und ihm gesagt, wenn er da mal Bedarf hat, soll er an mich denken." Am 31. August 1998 erfuhr sie nachmittags, dass sie ab 1. September die neuen Azubis betreuen würde, nahm sich alle erforderlichen Unterlagen mit nach Hause und startete durch.

Ansprechpartnerin für 180 Mitarbeiter

Den Urlaub hat sie nie zurückgefordert. "Wenn ich etwas mache, dann mache ich das zunächst für mich selbst. Der Betrieb ist ja nicht zu mir gekommen, sondern ich wollte das." Dabei war ein Jahr zuvor ihre erste Tochter geboren worden, Weismann hatte ihren Job auf 80 Prozent Teilzeit reduziert. Die Arbeit in der Spedition verringerte sich dann immer mehr zugunsten der Personalentwicklung, erst recht nach der Geburt der zweiten Tochter 2001, als sie den Job ein Jahr auf 40 Prozent zurückgefahren hatte. "Als ich nach und nach wieder aufgestockt habe, war mir klar, dass ich die Personalentwicklung in Vollzeit machen wollte, auch die 180 Mitarbeiter forderten mehr, als plötzlich ein Ansprechpartner für sie da war."

Weismann begann, nach Bedarf Schulungen zu organisieren. Sie reiste, um sich mit Kollegen über deren Erfahrungen auszutauschen, sie wurde bei der IHK ehrenamtliche Prüferin für den Abschluss als Kaufmann oder Kauffrau für Speditions- und Logistikdienstleistung. Die energiegeladene, zierliche Frau machte Führungsschulungen, baute sich ein Netzwerk auf und begann, sich mit Bildungsträgern zu treffen. "Eigentlich will ich immer etwas kürzer treten, aber ich habe das stetige Bestreben, meinen Beruf richtig auszuüben, und das ist eben die Folge", erläutert sie.

Zu Streck kam sie, weil ihr die Entwicklungsmöglichkeiten beim vorherigen Arbeitgeber nicht mehr ausreichten. "In einem Berufsleben sollte man auch nicht nur in einem Betrieb gewesen sein", ist sie überzeugt. Bei ihrer Bewerbung auf den Posten bei Streck habe sie großen Respekt gefühlt, gibt sie unumwunden zu. Schließlich war das Unternehmen viermal so groß wie das bisherige. "Aber ich war bereits nach dem ersten Gespräch guter Dinge."

Weismann setzt das Ausbildungsmarketing ganz oben auf die Prioritätenliste

Ein großes Thema für Cornelia Weismann ist der fehlende Nachwuchs in der Branche. Die Bewerberzahlen seien auch bei den Kollegen in diesem Jahr drastisch gesunken. "Wir haben das Ausbildungsmarketing deshalb ganz oben auf die Prioritätenliste gesetzt und sind am Markt präsent bei Messen, Jobbörsen und in den Schulen." Auch werde gerade geprüft, wie man dabei die neuen Medien nutzen könne.

Mehr Qualität wäre von den Schulen zu fordern, meint Weismann. "Die Fremdsprachenkenntnisse der Schüler sind meist gut, aber es mangelt im Deutschen und bei der Sozialkompetenz." Auch das Pflichtbewusstsein sei nicht immer so ausgeprägt wie erforderlich, stellt die Personalerin fest. Hier müsse das Unternehmen viel nacharbeiten, denn es nehme seine Verantwortung sehr ernst. Die Zahlen geben Weismann recht: Die Auszubildenden bleiben dem Unternehmen nach erfolgreich absolvierter Lehre fast durchgängig erhalten.

Bei allem Ehrgeiz hätte Cornelia Weismann ihren Werdegang ohne die Unterstützung der Familie so nicht gestalten können, sagt sie. Ihre Eltern seien oft bei der Betreuung der beiden Mädels eingesprungen, "denn über eine Ganztagsschule wäre mit mir nicht zu reden gewesen. Die Lösung, die wir gefunden haben, war gut."

Familie und Job unter einen Hut bringen

Weismann versucht, weitgehend am Wochenende für die Familie da zu sein, auch wenn schon einmal die eine oder andere Fortbildung anfällt. Die Arbeit vom heimischen PC aus sieht sie als hilfreich an, abends, wenn ihre kleinere Tochter sie nicht mehr braucht. "Wir leben alle zusammen das Thema Familie und lassen uns das durch nichts nehmen", meint sie lachend. Dazu gehört auch, dass alle miteinander unter der Woche um Viertel vor sechs aufstehen, um gemeinsam frühstücken zu können.

Zur Person

Cornelia Weismann wurde 1969 im Landkreis Emmendingen geboren. Seit 1988 arbeitete sie in verschiedenen Abteilungen – Spedition, Leiterin Disposition FV, Ausbilderin und Personalentwicklerin – in einer mittelständischen Spedition in Südbaden. Im Juni 2009 wechselte sie zur Firma Streck Transporte nach Freiburg. Ihr Aufgabengebiet in der mit mehr als 1.000 Mitarbeitern größten mittelständischen Spedition der Region ist die Personalentwicklung sowie Aus- und Weiterbildung. Weismann ist zuständig für die Rekrutierung und Ausbildung der Lehrlinge in sechs verschiedenen Berufen sowie für die Schulungsplanung für alle Mitarbeiter. Sie arbeitet in verschiedenen Gremien und Netzwerken mit, darunter System Alliance, Cargoline, IHK sowie mit Schulen.

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