Bus-Vorstellung Doppeldecker für London

Foto: Rüdiger Schreiber, TfL 9 Bilder

Im Herbst wird Transport for London den ersten von fünf Prototypen der neuen Doppeldecker-Generation auf die Straße schicken. Unter der modern anmutenden Karosse steckt ein Hybridantrieb, der nur noch 28 Liter Diesel verbrauchen soll. 

Die roten Doppeldeckerbusse von London sind jedermann wohl bekannt, sind sie doch ein Wahrzeichen der englischen Hauptstadt. Bekannt ist nun auch das Aussehen des Doppeldeckers, der bereits im Herbst den Linienbetrieb aufnehmen soll. Anhand eines Modells im Maßstab eins zu eins präsentierte der ÖPNV-Anbieter Transport for London (TfL) das Design.
Der Verbrauch liegt bei 28 Liter pro 100 Kilometer
Ungeklärt ist bislang indes, wie hoch der Verbrauch ausfällt. Und dennoch: Die Erwartungen sind hoch. Der neue Hybridantrieb soll im Schnitt nur noch 28 Liter Kraftstoff je 100 Kilometer verbrauchen. „Damit liegen wir noch einmal 15 Prozent unter den Werten der aktuellen Hybridbusse“, sagt Mike Weston, technischer Direktor von TfL. Das Vertrauen rührt aus den in den vergangenen zwei Jahren gesammelten Erfahrungen und aus einem Fuhrpark mit mehr als 200 Hybridbussen.
Wrightbus soll den Doppeldecker fertigen
Der irische Hersteller Wrightbus soll den Doppeldecker fertigen und setzt auf einen Dieselmotor von Cummins vom Typ ISBe5 mit 178 kW (242 PS). Das 6,7 Liter große Aggregat legt 1.005 Newtonmeter (Nm) bei 1.500 Touren an die Welle. Neben Leichtbau ist laut Weston eine weitere wichtige Zutat für einen sparsamen Antrieb das Elfa-System von Siemens. Elektromotoren arbeiten beim Bremsen als Generatoren und speisen Strom in Lithium-Ionen-Akkus zurück. Das System habe aber noch einen anderen Vorteil. In sensiblen Innenstadtbereichen Londons können die neuen Doppeldecker rein elektrisch, also völlig emissionsfrei und geräuscharm fahren.
Das Design sei gewöhnungsbedürftig
Doch die Traditionalisten interessieren sich mehr fürs Design. Gewöhnungsbedürftig sei der finale Entwurf von Designer Thomas Heatherwick, sagen sie. Auch wenn es die schmerzlich vermisste offene Heckplattform wieder gibt, eine Tür vorne beim Fahrer und in der Mitte sowie am Heck des Busses, so etwas müsse man erst einmal auf sich wirken lassen. Die mittlere Tür wurde aber gerade von Arbeitsgruppe mobilitätseingeschränkter Fahrgäste begrüßt. Nun könne etwa ein Rollstuhlfahrer ohne Probleme befördert werden. Das eine dritte Tür den Fahrgastfluss effektiver macht, sahen die Traditionalisten spätestens ein, als alle geladenen Gäste bei der Präsentation des Modells in den Innenraum strömten.
Länge, Breite und Höhe
Der neue Doppeldecker bietet auf 11,2 Meter Länge, 2,55 Meter Breite und 4,4 Meter Höhe Platz für 87 Passagiere. 40 von ihnen können im Oberdeck sitzen. Zwei Treppen, eine im Heck und eine über der Vorderachse hinter dem Fahrer, sollen den Fahrgastfluss auch im Oberdeck positiv beeinflussen. Bei maximaler Bestuhlung können im Unterdeck noch 22 Fahrgäste einen Sitzplatz finden.
Designer Heatherwick ist flexibel
Flexibel ist auch Designer Heatherwick, der entgegen ersten Zeichnungen, das Glas der Fahrerscheibe nicht mehr bis zur unteren Karosseriekante durchzieht. Hier hatte TfL ein Veto eingelegt, denn dieser Bereich der Frontschürze ist besonders unfallträchtig. Um aber die dynamische Linie optisch nicht zu brechen, wurde das Kunststoffbauteil in der Anmutung wie alle Glas- und Fensterbänder lackiert.
 
Die Gestaltung des Innenraums ist ein Entwurf
 
Die Gestaltung des Innenraumes mit gelben Haltestangen ist hingegen ein erster Entwurf. Anordnung und Farbgebung soll während der nächsten Monate besprochen werden. Gleiches gilt für die Haltewunsch-Taster und Kartenlesegeräte. Auch die Sitzbezüge seien hinsichtlich der Materialwahl und des Musters noch nicht die endgültige Lösung, versichert Weston. Selbst wenn es also noch viele offene Fragen gibt, eine ist bereits geklärt. 355.000 Euro soll der neue Doppeldecker mit Hybridantrieb kosten.
INTERVIEW:


Thomas Heatherwick im Gespräch mit lastauto omnibus:

Thomas Heatherwick, Designer des neuen Doppeldeckers, ist ein Allroundtalent. Von einer sich selbst zusammenrollenden Brücke über eine Handtasche bis hin zum Expo-Pavillon - alle Welt will derzeit Entwürfe von ihm. Der neue Bus ist der erste Automobilentwurf des Briten.

lastauto omnibus: Welche Philosophie verfolgen Sie bei Ihrem Entwurf?

Heatherwick: Die, das alles zusammenpasst. Der Bus ist ein Teil urbaner Lebensqualität und muss sich mit der Architektur in der Stadt, den Menschen, die ihn benutzen und den Ansprüchen und Anforderungen des Betreibers zu einem harmonischen Ganzen fügen.

 

lastauto omnibus: Das erste Fahrzeug, das Sie entwerfen, ist ausgerechnet die Ikone des britischen Stadtverkehrs. Kann es dafür überhaupt einen Nachfolger geben?

Heatherwick: Der neue Bus für London ist kein Nachfolger des Routemaster, sondern ein Bus, den ich gemeinsam mit dem Hersteller Wrightbus für die Bedürfnisse von Transport for London entworfen habe. Er soll den ÖPNV in dieser Stadt noch besser machen.

 

lastauto omnibus: Der Bus ist keine Evolution des AEC Routemaster, aber trotzdem typisch britisch?

Heatherwick: Viele formale Elemente oder Details wird man auf den Routemaster zurückführen können. Somit hätten wir einen britischen Ursprung. Aber: Der Routemaster wurde vor mehr als 50 Jahren gezeichnet, mit ganz anderen technischen Vorgaben. Allein mit Blick auf den innovativen Antrieb und den schonenden Umgang mit Ressourcen, hat sich hier einiges geändert.

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