Das Kartellverfahren gegen die sieben europäischen Lkw-Hersteller ist offenbar kurz vor dem Abschluss. Der Vorwurf: Preisabsprachen und das Verschleppen technischer Neuerungen. Hohe Bußgelder drohen.
Eine Entscheidung über die Strafen soll nach Angaben der Financial Times (FT) – die sich wiederum auf Kommissionskreise beruft – noch in diesem Jahr fallen, möglicherweise sogar bereits in den kommenden Wochen. Die EU-Kommission wirft Daimler, MAN, Scania, DAF, Iveco sowie Volvo und Renault vor, in den Jahren 1997 bis 2011 Preise abgesprochen zu haben.
Diese Absprachen hätten Straßentransport und damit indirekt jedes Transportgut verteuert. Außerdem sollen die Lkw-Hersteller die Einführung neuer Emissionstechnologien verschleppt haben, so der Vorwurf aus Brüssel. Margrethe Vestager, die EU-Kommissarin für Wettbewerb, hat laut FT bereits angekündigt, dass sich die Lkw-Hersteller keine Hoffnung auf einen Vergleich machen brauchen. Wohl auch deshalb haben die Unternehmen hohe Rückstellungen gebildet.
Selbst die Milliarden an Rückstellungen reichen unter Umständen nicht
Nach Recherchen der FT haben DAF 849 Millionen Euro, Daimler 600 Millionen Euro, Iveco 450 Millionen Euro und Volo/Renault knapp 400 Millionen Euro zurückgelegt. MAN könnte straffrei ausgehen, weil die Münchner maßgeblich am Aufdecken des Kartells beteiligt waren. Nur Hersteller Scania, der wie MAN zum Volkswagen-Konzern gehört, hat nach Angaben der FT kein Geld zur Seite gelegt, weil man die Auswirkungen der Untersuchungen nicht abschätzen könne. Wobei Scania im Jahresbericht explizit drauf hinweist, dass eine Geldbuße nicht auszuschließen sei.
Tatsächlich könnten die Strafen gegen die Hersteller jedoch deutlich höher als die Rückstellungen ausfallen. Die EU sieht hier Bußgelder von bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes vor. Bezogen auf die betroffenen Unternehmen sprechen wir folglich von einer Gesamtstrafe von bis zu 10,7 Milliarden Euro.