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Bewegung im Stückgutmarkt Hellmann schließt Standort Mannheim

Foto: Thomas Kueppers

Der Stückgutmarkt gerät weiter in Bewegung – wie sich aktuell in der Metropolregion Rhein-Neckar zeigt. So gehen beim Logistikdienstleister Hellmann am Standort Mannheim nach Informationen von trans aktuell zum 30. November die Lichter aus. Das Familienunternehmen aus Osnabrück sieht für die dortige Niederlassung offenbar keine Perspektive mehr.

Überraschend früh zieht sich das Unternehmen aus Mannheim zurück: Hellmann betreibt seinen dortigen Sammelgut-Stützpunkt erst seit September vorigen Jahres, jedenfalls in Eigenregie. Zuvor hatte Hellmann die Niederlassung als Joint Venture mit Lehnkering geführt. Die Zusammenarbeit hatte zum September 2013 mit damals 52 Mitarbeitern begonnen. Davor hatte Lehnkering den Standort allein betrieben. Das Engagement war für den Duisburger Logistikdienstleister eher ungewöhnlich: Das zum Imperial-Konzern gehörige Unternehmen ist primär für die Stahl- und Chemieindustrie tätig und weniger im allgemeinen Stückgutmarkt tätig.

Hellmann spricht von einem schwierigen Markt

Offizielle Gründe für das Aus nennt Hellmann nicht. Der neue Chef der deutschen Hellmann-Landesorganisation für Landverkehre und Kontraktlogistik, Matthias Magnor,  räumt auf Anfrage aber ein: "Natürlich ist das Stückgut-Geschäft ein schwieriger Markt." Trotz aller Herausforderungen sehe er aber Chancen, die Hellmann nutzen werde – "dank optimaler Prozesse und stetiger Weiterentwicklung". Von mittelständischen Spediteuren aus dem Ballungsraum heißt es, der örtliche Stückgutmarkt sei "ein extremes Haifischbecken" – enorme Mengen, doch hart umkämpft mit bescheidenen Margen.

Hat sich die Preispolitik von Lehnkering gerächt?

Gemutmaßt wird, dass sich die Preispolitik von Lehnkering gerächt habe. "Für seine Hochpreispolitik war Lehnkering nicht gerade bekannt", sagt ein Spediteur gegenüber trans aktuell. Entsprechend schwer dürfte es dem neuen Eigentümer gefallen sein, das Preisniveau zugunsten profitabler Geschäfte anzuheben.Hellmann ist in Mannheim als Partner der Stückgutkooperation System Alliance tätig. Sie möchte das Ausscheiden des dortigen Partners nicht kommentieren. Ihr Aufsichtsratsvorsitzender ist Klaus Hellmann.

Dessen Unternehmen will das Mannheimer Gebiet aber auch weiterhin betreuen. "Der Standort dort könnte sukzessive bis zum Jahresende das heutige Produktionsgebiet an die angrenzenden Standorte abgeben", sagt Hellmann-Landeschef Magnor. Erste Wahl wäre in dem Zusammenhang wohl die Niederlassung in Karlsdorf, die Hellmann vor drei Jahren in Zusammenhang mit dem Erwerb der Spedition Kunze übernommen hatte. Von dort aus sind es nur rund 40 Kilometer bis Mannheim, die anderen Standorte Nieder-Olm, Neunkirchen, Wittlich und Polch sind zwischen 80 bis 200 Kilometer entfernt, was nicht die besten Voraussetzungen für die Disposition des Verteilerverkehrs sein dürften.

Raben will nicht für die System Alliance einspringen

In der Branche wird auch darüber spekuliert, ob nicht eine andere Spedition innerhalb von System Alliance als Partner für den Ballungsraum Mannheim infrage kommt – zumal nur einen Steinwurf entfernt der nächste System Alliance-Unternehmer residiert: der Logistikdienstleister Raben. Der ist zugleich bei ILN sowie über seinen Neuerwerb, die Spedition Balter, bei Cargoline tätig. Aus der Branche ist jedenfalls zu hören, dass Raben in Mannheim künftig noch deutlichere Akzente setzen möchte. Von Raben gibt es dennoch ein klares Nein: "Unser Standort Mannheim wird nicht Partner in der System Alliance."

Was das Engagement in mehreren Netzen angeht, erklärt die Firma: "Wir überprüfen ständig die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit unseres Engagements und stellen dieses regelmäßig auf den Prüfstand, zum aktuellen Zeitpunkt sind wir mit dem Status Quo zufrieden."

Cargoline: Es gibt natürlich Wettbewerbsdruck

Dass sich Stückgutspeditionen in Mannheim besonders schwer tun oder dort eigene Regeln gelten, wollen zwei andere große Netzwerke, Cargoline und IDS, jedoch nicht bestätigen. "In Ballungszentren wie München, Berlin oder Köln ist das Geschäft immer anspruchsvoll, das gilt auch für Mannheim", sagt IDS-Geschäftsführer Dr. Michael Bargl. "Wir sehen aber keine Probleme und sind dort solide aufgestellt." Seine Allianz deckt die Metropole mit der Spedition NLG ab, einer Tochter der Gras-Gruppe.

"Der Raum Mannheim/Ludwigshafen ist eine interessante Region mit unterschiedlichen Verladern und Branchen. Dadurch engagieren sich dort viele Spediteure, das heißt, es gibt natürlich Wettbewerbsdruck", teilt Cargoline-Geschäftsführer Jörn Peter Struck auf Anfrage mit, dessen Netzwerk dort mit dem Unternehmen MTG vertreten ist. Das sei in anderen Regionen aber ebenfalls der Fall. Insofern sei Mannheim per se nicht besser oder schlimmer als andere Regionen.

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