Die Chefs führender Güterbahnen haben sich dafür ausgesprochen, 740 Meter lange Güterzüge in Deutschland zum Standard zu machen. Das geht aus einer Umfrage der Allianz pro Schiene hervor. Die Grünen-Fraktion im Bundestag unterstützt die Unternehmer in dieser Forderung.
Noch ist ein Großteil des deutschen Schienennetzes nicht auf den Einsatz entsprechend langer Züge ausgelegt. Die Unternehmen erhoffen sich durch längere Züge Impulse für eine Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene und einen deutlichen Effizienzsprung. Die Bundesregierung sieht die Notwendigkeit, ein flächendeckendes 740-Meter-Netz aufzubauen, entsprechende Pläne sind im soeben beschlossenen Bundesverkehrswegeplan aber nur im "potenziellen Bedarf". Die Allianz pro Schiene sowie die Grünen fordern daher eine Hochstufung in den "vordringlichen Bedarf", damit mit den neuen Ausbaugesetzen für die Schiene die Weichen dafür gestellt werden könnten. "Mit dem 740-Meter-Netz würde der Schienengüterverkehr in Deutschland endlich eine langfristige Perspektive bekommen", sagt der bahnpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Matthias Gastel.
Lokomotion im Italien-Verkehr auf 550 Meter lange Züge beschränkt
Der Geschäftsführer der Eisenbahngesellschaft Lokomotion, Armin Riedl, zugleich Chef des Kombi-Operateurs Kombiverkehr, bedauert, dass Lokomotion auf der Italien-Achse zurzeit nur maximal 550 Meter lange Züge einsetzen kann. Das aber liege vor allem an den Begrenzungen in Italien. Für 2018 erhofft er sich hier Verbesserungen. Auf deutscher Seite könnten längere Züge von 690 Metern aktuell schon auf der Strecke von Emmerich nach Oberhausen verkehren. Er plädiert dafür, auf ausgewählten Magistralen sogar das Ziel von 1.000 Meter langen Zügen anzupeilen.
Längere Züge waren bereits ein Ziel von Verkehrsminister Peter Ramsauer
Dieser Vorschlag kommt nicht überraschend: Bereits unter Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer (CSU) war die Forderung nach längeren Güterzügen in den Aktionsplan Güterverkehr und Logistik aufgenommen worden. In dem vom Wirtschaftsministerium geförderten Projekt GZ1000 hatte die Bahn das Potenzial solcher Züge ermittelt und mit niederländischen Partnern entsprechende Tests zwischen Rotterdam und Oberhausen erfolgreich durchgeführt. Zielsetzung sei es, auf bestimmten Relationen sogar mit 1.500 Meter langen Zügen zu fahren.
Getan hat sich seitdem aber nicht viel. 835 Meter Länge sind derzeit das Maximum. Diese Züge sind zwischen dem dänischen Padborg und dem Rangierbahnhof Maschen bei Hamburg im Einsatz. Seit diesem Jahr können sie nach Angaben von DB Netze auch in den Hamburger Hafen fahren. Doch das ist bisher die Ausnahme, weswegen die Allianz pro Schiene und die Unternehmer zumindest 740 Meter lange Züge flächendeckend fordern.