Auf Achse Unterm Zuckerhut

Anlauf für Egon Allgäuer in der brasilianischen Formula Truck

Nachdem es beim Finale des letzten Jahres nicht geklappt hat, nimmt Egon Allgäuer jetzt einen neuen Anlauf, um in der brasilianischen Formula Truck einzusteigen. Das Auftaktrennen der neuen Saison findet - für Europäer ungewohnt früh - bereits am Wochenende 7./8. März in Guapore statt. Die Rennstrecke liegt in der Nähe von Porto Alegre, wobei „Nähe“ in diesem Fall unter den Vorzeichen brasilianischer Dimensionen zu verstehen ist. Allgäuer startet mit einer Lizenz der Veranstalterin Doña Neusa, die inzwischen das Werk ihres verstorbenen Mannes Aurelio fortführt und als starke Frau letztlich über die Spielregeln der Formula Truck bestimmt. Allgäuer, der sich ja auch um den Einsatz seiner beiden MAN in der europäischen FIA-Serie kümmern muss, lässt seinen brasilianischen Renntruck von Neusas Team warten und an die Rennstrecken bringen, was in Brasilien übrigens nicht ungewöhnlich ist, die Crew ist für einen ganzen Pulk von Renngeräten verantwortlich. „Jetzt gleich richtig“ lautet die Devise von Allgäuer, der sein Engagement in Brasilien als Privatteam betreibt und inzwischen für die fast komplette Saison der Formula Truck plant, lediglich bei einem von zehn Rennen gibt es Überschneidungen mit dem FIA-Kalender. Der Truck Racer wird damit der Erste sein, der parallel bei den beiden hochkarätigsten Truckrennserien antritt. Keine leichte Aufgabe, denn die Rahmenbedingungen sind sehr unterschiedlich, was ein völliges Umdenken erforderlich macht. Am MAN TGS, den Allgäuer gemeinsam mit dem Team von Doña Neusa in Brasilien aufgebaut hat, fällt zunächst die deutlich geringere Bauhöhe auf. „Die brasilianischen Renntrucks sind bis zu sechzig Zentimeter niedriger als ihre europäischen Pendants,“ erläutert Allgäuer. Geschuldet ist das vor allem Sicherheitsaspekten, denn die niedrigere Bauhöhe stellt logischerweise eine Annäherung an das Pkw-Niveau dar - die Rennstrecken und ihre Sicherheitseinrichtungen wurden ja originär nicht für Lastwagen geschaffen. Das ist auch der Grund für das niedrigere Gesamtgewicht. Die Trucks auf der Westseite des Atlantiks bringen rund eine Tonne weniger Gewicht auf die Wage als die Boliden, die in der FIA Europameisterschaft unterwegs sind. Beides zusammen soll im Notfall dafür sorgen, dass beispielsweise Leitplanken und Streckenbegrenzungen auch dem Aufprall der Trucks standhalten. Zudem gibt es keine permanente Geschwindigkeitskontrolle. Lediglich ein Radar Point am Rande der Rennstrecke misst das Tempo der Renntrucks, aber was davor und dahinter passiert bleibt mehr oder weniger den Fahrern überlassen. Die drücken, wie kaum anders zu erwarten, kräftig auf die Tube und erreichen so auf einigen Rennstrecken Spitzengeschwindigkeiten von 230 km/h. Und müssen das Tempo spätestens vor der nächsten Kurve oder dem Radar Point mit Hilfe einer antiquierten Einkreis-Bremsanlage wieder in zivilisierte Regionen bringen. Einkreis-Bremsanlagen dürften im „normalen Leben“ inzwischen sogar in den ärmsten Ländern der Welt kaum mehr anzutreffen sein. Als die Vorschrift ins Reglement der Formula Truck aufgenommen wurde, sollte das vermutlich helfen, die Kosten zu reduzieren beziehungsweise zu deckeln. Schließlich gibt es noch ein anderes Problem: „Es ist ja klar, dass die Briefings in Brasilien auf portugiesisch stattfinden. Und selbst wenn mir das jemand ins Englische übersetzt, dürfte ich nicht alle Details mitbekommen,“ ist Egon Allgäuer überzeugt - und hofft, dass er deshalb nicht in allzu viele offene Messer rennt. Einen der wichtigsten Punkte des brasilianischen Reglements hat er trotz aller Sprachprobleme längst begriffen: Bei Schwarzrauch sehen die Stewards schnell schwarz und beordern die Delinquenten in die Boxengasse. Da allerdings speziell die Rennmotoren von MAN auf sauber getrimmt werden, dürfte dieser Punkt das geringste Problem darstellen. Das erste Rennen Anfang März sieht er als Positionsbestimmung: „Wir haben einen MAN-Motor verbaut, wie er auch in der FIA-Serie zum Einsatz kommt. Die Brasilianer fahren zum Teil mit Aggregaten, die zumindest der Papierform nach deutlich stärker sind. Wir müssen einfach sehen, ob das Gesamtpaket passt. Ob es ausreicht, um einigermaßen anständig mithalten zu können oder ob wir noch hier und da nachbessern müssen, um auch in der Formula Truck konkurrenzfähig zu werden.“ Wie Allgäuer sich bei seinen ersten Gehversuchen in Guapore und Fortaleza angestellt hat, könnt Ihr hier online im FERNFAHRER Club oder auch im neuen TRUCK SPORT Magazin nachlesen (Ab 19. Mai beim Händler!)

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