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Amazon 3D-Drucker im Lieferwagen

Foto: Ultimaker

3D-Drucker könnten die Geschäftswege vieler Waren revolutionieren. Statt zu kaufen, druckt der Kunde selbst. Eine ausgefeilte Lieferlogistik würde dadurch obsolet. Der Online-Händler Amazon will mit den neuen Geräten hingegen einen anderen Weg gehen.

Nicht der Kunde, sondern der Händler soll laut einem Patent-Antrag des Konzerns die 3D-Drucker nutzen. "Aufgrund der Vielzahl an angebotenen Artikeln muss ein Online-Händler genug Lagerraum für sein Sortiment vorhalten, wenn er dies in der Bandbreite behalten möchte", so Amazon im Antrag. Dazu komme die Herausforderung, die gewünschten Artikel in kurzer Zeit zu finden und rechtzeitig zu liefern. Ein größeres Sortiment bringe zudem auch weiteren teuren Lagerraum mit sich. Deshalb sei es gerade für Online-Händler wünschenswert, den benötigten Lagerplatz sowie die Lieferzeit möglichst gering zu halten.

Ad hoc produzieren statt zu lagern

Hier setzt das gewünschte Patent an. Viele Dinge des täglichen Lebens, besonders Dekorationsartikel wie Vasen, Schalen oder Schmuck lassen sich bereits heute relativ einfach per 3D-Druck herstellen. Solche Geräte könnten also als Mehrwertdienstleistungen in den Logistikzentren stehen. Statt viele Exemplare des gewünschten Artikels vorzuhalten, löst der Kunde mit seinem Kauf direkt einen Produktionsauftrag in einem nahegelegenen Lager aus, der je nach Auslastung der Geräte und Komplexität der 3D-Drucksache bereits innerhalb von Minuten erledigt sein kann. Danach setzt die bewährte Lieferkette ein. Ein lokaler Paket-Dienstleister liefert die Bestellung an den Endkunden.

3D-Drucker an Bord des Lieferwagens

Ein anderer Weg macht sich die kompakten Dimensionen der 3D-Drucker zu Nutze. Die Geräte sind teils nicht viel größer als handelsübliche Papierdrucker, lassen sich also relativ problemlos auch in Lieferwagen einbauen. So entsteht eine mobile 3D-Druckerei. Dabei könne es entweder reine Druck-Wagen geben, oder aber gemischte Fahrzeuge, also herkömmliche Paket-Lieferwagen mit einem kleinen Druck-Bereich.

Den Arbeitsablauf für eine Bestellung beim mobilen 3D-Drucker stellt Amazon in seinem Patent-Antrag in einem einfachen Flussdiagramm dar. Zunächst geht die Bestellung ein, der Lieferort wird erfasst. Danach sucht der Anbieter eine verfügbare Mobileinheit und wählt diese nach Kriterien wie minimale Lieferzeit oder Nähe zum Kunden aus. Danach werden die Spezifikationen des Artikels und die Lieferdaten ans Fahrzeug übertragen und zuletzt der Kunde benachrichtigt, dass sein Artikel auf dem Weg ist.

Beispiel-Verfahren

Einen typischen Fall schildert Amazon im Patent-Antrag. Demnach geht eine 3D-Druck-fähige Bestellung beim Dienstleister ein. Die Adresse: 742 Evergreen Terrace. Sofort macht sich die Software ans Werk und identifiziert drei verfügbare Mobil-Einheiten, die den Auftrag innerhalb der nächsten Stunde erledigen können. Nummer eins ist ein Lieferwagen für Lebensmittel mit Onboard-Drucker, fünf Meilen entfernt und in 32 Minuten eingeplant für eine Lebensmittel-Lieferung an das Nachbarhaus, 744 Evergreen Terrace. Nummer zwei könnte den Artikel, wie auch Nummer eins in zwölf Minuten drucken, müsste einen Umweg von 2,5 Meilen in Kauf nehmen und wäre in 19 Minuten vor Ort.

Nummer drei, ein reiner Druck-Transporter könnte dank eines neueren Druckers schon in acht Minuten produzieren, ist zwei Meilen entfernt und wäre in 24 Minuten vor Ort bei einem Umweg von 1,5 Meilen. Aufgrund der minimalen Abweichung von der vorgegebenen Route entscheidet sich das Herstellungs-Instruktions-Modul für Wagen eins. "Die Entscheidung für einen bestimmten mobilen 3D-Herstellungs-Apparat kann auf der Basis von zahlreichen Faktoren erfolgen und könnte mit einem Algorithmus oder einem anderen Software-basierten Entscheidungsprozess gelöst werden", so der Antrag.

Technische Umsetzung noch unklar

Wie Amazon das Problem schlechter Straßen lösen will und ob die Erschütterungen während der Fahrt der Qualität des Artikels schaden, ist allerdings nicht Teil des Schreibens. Möglich wäre, für den Druckvorgang Standzeiten zu nutzen. Ebenso denkbar ist, den Drucker aktiv zu dämpfen, eine Technik, die in moderne Kameraaufhängungen oder Billardtische auf Luxus-Kreuzfahrtschiffen Anwendung finden.  

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