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Al­fred Miller im Gespräch Wachstum dank Europa

Dacher, Alfred Miller Foto: Dacher

Doppelt so viele Importsendungen wie im Vorjahr − der Chef der Dachser-Lebensmittelsparte, Alfred Miller, führt das auf einen guten Start des European Food Network zurück.

Gemeinsam über das nationale Geschäft hinaus − eine Allianz aus zwölf Lebensmittellogistikern bietet seit Oktober erfolgreich europaweite, standardisierte Transportdienstleistungen an. Systemführer des European Food Network ist Dachser. Der Geschäftsführer der Dachser-Sparte Food Logistics, Al­fred Miller, erklärt im Gespräch mit trans aktuell-Redakteur Matthias Rathmann, wie die ersten Monate angelaufen sind und was weiter geplant ist.

trans aktuell: Herr Miller, mit dem European Food Network wollen Sie der stärkeren Internationalisierung der Lebensmittelbranche Rechnung tragen. Ist die Rechnung ein halbes Jahr nach dem Start des Netzwerks aufgegangen?

Miller: In jedem Fall. Das Netzwerk gibt allen Partnern die Möglichkeit, europaweit tätig zu werden. Einige waren zuvor ja nur national tätig. Diese internationale Karte spielen wir jetzt. Hier haben wir ein Riesenpotenzial. Die Prozesse funktionieren, ebenso wie die IT-Leistungen. Dazu gehören Tracking & Tracing und elektronisch abrufbare Ablieferungsbelege.

Wie haben sich die Sendungsmengen seit dem Start im Oktober entwickelt?

Bei Dachser Food Logistics haben sich die Importe verdoppelt, wenn man die beiden vergangenen Geschäftsjahre vergleicht. Das liegt auch an den starken Partnern. Unternehmen wie Bakker Logistiek in den Niederlanden oder Raben Fresh Logistics in Polen, Tschechien und dem Baltikum haben das Geschäft erheblich belebt. Sie sind in ihren Gebieten die Platzhirsche.

Aber nicht jeder der zwölf Partner wird bei den Importen eine Verdopplung des Geschäfts melden können?

Das nicht. In einem Korridor von plus 15 bis 20 Prozent bewegen sich jedoch die meisten. Je nach Destination haben die Partner diese Zuwächse auch bei den Exportsendungen erzielt − besonders in Richtung Osteuropa.

Wenn die Mengen derart steigen, hinkt nicht selten die Leistungsfähigkeit der Anlagen hinterher. Haben Sie die Flächen rechtzeitig angepasst?

Ja. Dachser hat im vergangenen Jahr 50 Millionen Euro in die vier Standorte Berlin-Schönefeld, Radeburg bei Dresden, Langenau bei Ulm und Kornwestheim bei Stuttgart investiert. So konnten wir die Kapazitäten der Läger deutlich steigern. 10.000 Quadratmeter Umschlagfläche kamen in Summe hinzu. Damit ist Dachser in der Lage, das Wachstum gut und zur gewohnt hohen Qualität abzuwickeln. Qualität ist einer der wesentlichen Pfeiler unserer Geschäftspolitik. Nur bei entsprechender Qualität können wir unsere Position am Markt langfristig ausbauen und ein auskömmliches Preisniveau realisieren.

Welches sind die wesentlichen Vorteile der Arbeit im Netzwerk gegenüber der vorherigen individuellen Zusammenarbeit?

Mit dem European Food Network haben die zwölf Partner die Qualität und Intensität ihrer Zusammenarbeit auf eine neue Ebene gehoben. Das gilt besonders mit Blick auf die Produktivität und Transparenz der Prozesse und IT-Systeme.

Hat Dachser als Systemführer der Allianz die IT-Struktur vorgegeben?

Wir haben die Anforderungen in einem detaillierten Pflichtenheft festgehalten. In welcher IT-Umgebung und wie das Ganze umgesetzt wird, war Sache des jeweiligen Partners. Wenn sich eines der Unternehmen technisch aber an uns anlehnen möchte, leisten wir − sofern es sich irgendwie darstellen lässt − natürlich Unterstützung.

Und werden die vorgegebenen Standards auch erreicht?

Ja, wenn die Vorarbeiten dazu auch ein Kraftakt waren. Der Aufwand hat sich jedoch gelohnt: Die Qualität stimmt, die Standards werden eingehalten. Dahinter steht ein permanentes Monitoring, das transparent für alle Partner ist. Ein schöner Neben­effekt dabei: Das hat auch einen entsprechenden Sportsgeist entfacht. So wie in der Fußball-Bundesliga will auch in unserem Netzwerk jeder unter den besten Sechs sein.

Sind die zwölf Ligaclubs denn auch offen für neue Mannschaften?

Wir haben das European Food Network mit zwölf Partnern begonnen, die gemeinsam 21 Länder abdecken. Das heißt nicht, dass es bei diesen zwölf Partnern bleiben muss. Unabhängig von der Frage nach weiteren Partnern haben wir das Netzwerk durch Beteiligungen und Korrespondenten gestärkt.

Können Sie Beispiele dafür geben?

In Italien hat sich Dachser im März über seine Beteiligung am Netzwerkpartner Papp Italia mit 25 Prozent am Food-Logistiker Mazzocco beteiligt. Mazzocco ist spezialisiert auf temperaturgeführte Verteilung und Kontraktlogistik von Lebensmitteln und hat vier Standorte mit Kapazitäten in Mailand, Parma, Pescara und Rom. Und in Belgien hat unser niederländischer Partner Bakker den dortigen Anbieter EFT, das steht für European Food Transport, übernommen.

Und welche Rolle spielen die von Ihnen erwähnten Korrespondenten?

Das sind Partner, die nicht beziehungsweise noch nicht den Status eines Vollmitglieds im European Food Network haben, weil sie zum Beispiel noch nicht die vereinbarten hohen IT-Anforderungen erfüllen. Über Korrespondenten bedienen wir zum Beispiel die Iberische Halbinsel.

Mit wie vielen Korrespondenten arbeitet das Netzwerk aktuell zusammen?

Mit sechs. Unser neuester Zuwachs im Kreis der Korrespondenten ist seit März die Firma La-Log in Kroatien. Das ist eines der größten Logistikunternehmen dort mit rund 20 Jahren Erfahrung in der Distribution von gekühlten Lebensmitteln, das die von uns geforderten Mindeststandards wie HACCP und die ISO-9001-Zertifizierungen erfüllt.

Wird die neue Marke Euro­pean Food Network in nächster Zeit nach außen hin noch sichtbarer − zum Beispiel als Schriftzug auf den Fahr­zeugen?

Nein, das ist erst einmal nicht geplant. Die mittelständischen Partner treten weiterhin erfolgreich unter eigenem Namen auf. Der Schriftzug taucht aber auf einigen Dokumenten auf. Und natürlich fühlen die jeweiligen Partner sich der Kooperation verpflichtet, hier gibt es eine gemeinsame Sprache. Bei Dachser beispiels­weise gibt es keine Import- oder
Exportsendung mehr, die nicht unter der gemeinsamen Produktwelt Vivengo laufen würde. Die Kunden haben sich in der Zwischenzeit bereits an die neuen Namen gewöhnt.

Dachser Food Logistics

Dachser Food Logistics hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von 620 Millionen Euro erwirtschaftet, zugrunde liegt ein Wachstum von 8,2 Prozent. Damit steht die Sparte für zwölf Prozent des Dachser-Konzernumsatzes. In der Vergangenheit sei die jährliche Zuwachsrate noch höher gewesen, sagt Spartenchef Alfred Miller. "Wir haben das bewusst nach unten gesteuert, weil wir nur noch werthaltig wachsen wollen", sagt er. Die Konditionen müssten eine Rendite bringen. Diesen Kurs will er in den nächsten Jahren fortsetzen. Somit werde das Wachstum 2014 wahrscheinlich zwischen drei und fünf Prozent liegen.

Zur Person

Alfred Miller, Jahrgang 1963, begann nach seinem Wehrdienst eine Ausbildung zum Speditionskaufmann in der Dachser-Niederlassung Neu-Ulm. Nach der zweijährigen Ausbildung durchlief er alle kaufmännischen Abteilungen der Niederlassung. »Eigentlich wollte ich Betriebswirtschaft studieren, aber Dachser und die Welt der Logistik haben mich nicht losgelassen«, sagt Miller. Stattdessen absolvierte er ab 1988 ein Studium zum Verkehrsfachwirt an der DAV in Bremen. Es folgte eine Station als Speditionsleiter der Dachser-Niederlassung Neu-Ulm, der eine Ernennung zum Prokuristen im Jahr 1992 folgte. 1997 stieg Miller zum Leiter der Bremer Niederlassung von Dachser auf. Nach seiner Rückkehr nach Süddeutschland 1999 trieb er den Ausbau der Dachser-Niederlassung Gersthofen voran. Die Dachser-Niederlassungsleiter wählten Miller 2004 zu ihrem Sprecher, seit April 2010 verantwortet er die Sparte Dachser Food Logistics.

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