Turnusmäßig veröffentlicht das Bundesamt für Güterverkehr seine aktuelle Kontrollstatistik. Entgegen allen Vorurteilen schneidet das deutsche Transportgewerbe dabei bei den meisten Verstößen schlechter ab als die Wettbewerber aus dem Ausland.
Die hinterlegten Zahlen für 2015 zeigen ein aus deutscher Sicht erschreckendes Bild: Insgesamt wurden 511.592 Lkw kontrolliert, 203.019 (39,7%) aus Deutschland (D) und 308.573 (60,3%) aus dem Ausland (AUL). Welche Nationen es im Einzelnen sind, verrät die Statistik nicht. Mit einem Anteil von nur noch 58,7 Prozent in der Mautstatistik liegen deutsche Frachtführer allerdings immer noch weit vor den polnischen Lkw auf Platz zwei. Insgesamt wurden 2015 von den Kontrolleuren 243.452 Verstöße gegen verschiedene Rechtsgebiete festgestellt, 135.244 (55,6%) von deutschen Lkw, 108.208 (44,4%) von ausländischen Frachtführern. Innerhalb der detailliert aufgelisteten Verstöße gegen das Fahrpersonalrecht liegen deutsche Fahrer mit 14.541 Verstößen gegen die tägliche Ruhezeit vor den ausländischen Fahrern mit 12.876 Delikten.
Nur bei der wöchentlichen Ruhezeit ist es im Verhältnis 1.157 (D) und 2.393 (AUL) andersherum. Insider werten das als Beleg, dass deutsche Frachtführer im Wettbewerb gerade mit den Flotten aus den mittel- und osteuropäischen Ländern ihre Lkw vermehrt rollen lassen müssen, um nicht in die roten Zahlen zu kommen. Ständige Staus, Druck durch Zeitfenster und eine insgesamt sehr unflexible Disposition durch die starren Vorgaben der Fahrpersonalverordnung erschweren offenbar den legalen Einsatz der Flotten. Das belegt vor allem ein Punkt: Insgesamt macht die nicht ordnungsmäßige Verwendung von Fahrerkarten/Schaublättern mit 49,84 % den größten Anteil aus, dabei wurden 57.010 deutsche und 26.981 ausländische Fahrer erwischt.
In einer ersten Reaktion haben zwei Fahrer auch eine Erklärung: Udo Skoppek etwa ist überzeugt, dass die nicht ordnungsmäßige Verwendung von Fahrerkarten / Schaublättern in erster Linie auf die Unwissenheit und die damit verbundene Falschbedienung der Fahrtenschreiber zurück zu führen sei. "Da werden tagtäglich aus Unkenntnis und mangelhafter Schulung Fehler eingebaut, die bei einer Kontrolle zu Bußgeld führen." Michael Stadler aus Österreich ist davon überzeugt, dass sich viele Fahrer aus Osteuropa vor allem im Stau illegal zu helfen wissen, indem sie etwa auf dem Standstreifen Pause machen, wenn die Lenkzeit ausgelaufen ist. "Das wiederum ist für andere Fahrer lebensgefährlich, wie es erst kürzlich ein Unfall auf der A 6 gezeigt hat."