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Kombinierter Verkehr Zur Persönlichkeit gereift

Der kombinierte Verkehr Foto: Polzug, Kombiverkehr

In 20 Jahren Kombinierter Verkehr hat sich viel getan. Heute ist nicht nur die Akzeptanz bei Verladern und Spediteuren größer, sondern auch die Effizienz.

Im Jahr 1992 verzeichnete der deutsche Eisenbahngüterverkehr eine der höchsten Gütermengen seiner Geschichte, insgesamt 379,9 Millionen Tonnen. Grund: Die damalige Deutsche Reichsbahn transportierte noch einen Großteil der Rohstoffe zur Energieversorgung der damals neuen Bundesländer auf der Schiene. 20 Jahre später wurden diese Mengen noch nicht wieder erreicht – wenn auch nur knapp: 2011 wurden auf der deutschen Schiene rund 375 Millionen Tonnen befördert, davon 76,7 Millionen Tonnen im Kombinierten Verkehr (KV).

Das Unternehmen Polzug startete den ersten Verkehr in Richtung Osten

Die Statistiker hatten den Kombinierten Verkehr 1992 noch gar nicht auf dem Radar. Weiter waren da schon die Unternehmen: Am 29. Januar etwa nahm das Unternehmen Polzug seinen ersten Verkehr in Richtung Osten auf. Von Hamburg nach Warschau startete damals der erste Container-Ganzzug des Unternehmens, das ein Jahr zuvor gegründet worden war. "Der Kombinierte Verkehr nach Polen war damals wie ein frisch geborenes Baby", erinnert sich Geschäftsführer Walter Schulze-Freyberg. "Heute ist daraus ein Erwachsener mit einer echten Persönlichkeit geworden." Im ersten vollen Betriebsjahr beförderte Polzug rund 4.800 TEU, heute transportiert die Gruppe etwa 100.000 TEU.

"Damals war da nichts. Als Teil der sozialistischen Welt war KV in Polen nicht existent, die Kunden wussten nichts davon und es gab auch keine Containerterminals", sagt Schulze-Freyberg. Die größten Herausforderungen in den Folgejahren brachte dann laut dem Polzug-Chef die politische Wende nach 1989 mit sich. Kopfzerbrechen bereitete vor allem die komplizierte bürokratische Situation, etwa die undurchsichtigen Regelungen für Firmenneugründungen. "Überrascht hat uns daher die Bereitschaft der polnischen Partner, unter diesen Bedingungen bei uns mitzuziehen."

Aus dem einstigen Ostblockstaat ist 20 Jahre später ein Mitglied der EU geworden: "Heute haben wir eine arbeitsteilige Welt, in der Polen eine sehr große Rolle spielt", erklärt der Geschäftsführer. Polzug habe in der Zwischenzeit die Voraussetzungen für die heutigen KV-Produkte geschaffen und damit den intermodalen Verkehr in Polen entwickelt. "Heute sind wir mit insgesamt vier Container-Terminalstandorten in Polen Marktführer", berichtet Schulze-Freyberg.

1992 nahm Kombiverkehr die Verbindung zu neuen Strecken

Das Frankfurter Unternehmen Kombiverkehr operiert noch eine Ecke länger – seit 1969, um genau zu sein. 1992 nahm Kombiverkehr als Neustrecke die Verbindung Bremen/Dresden/Hamburg–CZ-Melnik/HU-Budapest/Sopron auf und verband Deutschland und Italien auch erstmals mit Shuttlezügen, die fest zwischen zwei Bahnhöfen pendeln.

Vieles hat sich in der Zwischenzeit geändert: 1992 fand der KV noch unter dem Schlagwort Huckepackverkehr statt. Heute spricht das Frankfurter Unternehmen etwa vom intermodalen oder multimodalen Transport oder einfach dem Kombinierten Verkehr.

Vor 20 Jahren sah die Verkehrsaufteilung bei den Frankfurtern noch folgendermaßen aus: Der nationale KV hatte einen Anteil von rund 50 Prozent, weniger als ein Drittel internationaler KV, fast ein Drittel Rollende Landstraße (Rola). "Heute ist Kombiverkehr vor allem ein internationales Unternehmen: Mehr als zwei Drittel der Sendungen fahren grenzüberschreitend. Rola gibt es bei uns gar 
nicht mehr", berichtet ein Sprecher.

Aus Effizienzgründen ausschließlich Direktzüge

Während vor 20 Jahren außerdem noch zahlreiche Einzelwagenverkehre unterwegs waren, fährt das Unternehmen jetzt aus Effizienzgründen ausschließlich Direktzüge. "Der Kombinierte Verkehr ist zum einen wesentlich schneller geworden, denn mit dem Rangieren einzelner Waggons sind immer auch Stillstandszeiten verbunden", erklärt der Sprecher. "Zum anderen sind die Kosten eines Direktzugs deutlich geringer, weil 
das Rangieren und die Zuführung wegfallen, weil die Bündelungseffekte größer sind 
und weil die Trassennutzung höher ist."

Für die Traktion waren früher fast ausschließlich Staatsbahnen zuständig. Zwischenzeitlich ist Kombiverkehr selbst zum Eisenbahnverkehrsunternehmen geworden und beispielsweise an dem Unternehmen Lokomotion beteiligt, das sich unter anderem auf die Traktion alpenquerender Züge spezialisiert hat. Durch den Wettbewerb ist die 
Qualität inzwischen generell weiter gestiegen, heißt es von Kombiverkehr. Und während vor 20 Jahren noch das Gegeneinander vorherrschte, sei heute 
den Spediteuren, Transporteuren und auch den Verladern bewusst, dass es ein Miteinander von Straße und Schiene brauche. Nur so lassen sich 
die wachsenden Mengen im Güterverkehr der Zukunft überhaupt noch bewältigen.

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