Trassenpreiserhöhung von 16,2 Prozent: Nicht im Sinne der Verkehrswende

Trassenpreiserhöhung von 16,2 Prozent
Nicht im Sinne der Verkehrswende

Trassenpreiserhöhungen von 16,2 Prozent im Schienengüterverkehr - Branchenbeteiligte warnen vor Rückverlagerung von Transporten auf die Straße.

Rbf Maschen
Foto: Oliver Lang

Der Moment gehörte dem Schienengüterverkehr: Bei einem Treffen der europäischen Verkehrsminister im Rahmen der belgischen EU-Ratspräsidentschaft stellten der deutsche Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) und Dr. Sigrid Nikuta, Vorstandsvorsitzende der DB Cargo, in Brüssel die digitale automatische Kupplung für mehr Effizienz im Zugverkehr vor. In Deutschland sorgen unterdessen Pläne für eine Tassenpreiserhöhung von mehr als 16 Prozent für Unruhe bei den Eisenbahnunternehmen.

Die Schieneninfrastrukturtochter DB InfraGO hat die Erhöhung der Trassenpreise im Schienengüterverkehr um 16,2 Prozent nach dem Einverständnis der Bundesnetzagentur angekündigt. „Statt sich am Gemeinwohl zu orientieren, startet die DB das größte Trassenpreiserhöhungsprogramm in der Geschichte des Konzerns“, sagte die Geschäftsführerin des Verbands Güterbahnen, Neele Wesseln, in einer ersten Reaktion.Normal seien in der Regel Trassenpreissteigerung von „nur“ sechs Prozent, „wenn die Kostensteigerungen fair auf alle Marktteilnehmer verteilt werden“, so der Verband, dessen Träger das Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE) ist, gegenüber trans aktuell.

Würde InfraGo die Erhöhung der Trassenpreise um 16,2 Prozent durchsetzen, würde das zusammen mit der Kürzung der im Dezember erfolgten Trassenpreisförderung durch den Bund für alle Güterbahnen, auch die konzerneigene DB Cargo und ihre Töchter, von Anfang Dezember 2023 zu Mitte Dezember 2024 einen Preissprung um 121 Prozent bedeuten. Das seien 31 Prozentpunkte mehr als die – einmalige – Erhöhung der Lkw-Maut im vergangenen Dezember, so die Güterbahnen.

Abschied von Klimazielen?

Auch KV-Operateur Kombiverkehr aus Frankfurt kritisiert die Entwicklung: Die Reduktion der Trassenpreise sei als die wichtigste Sofortmaßnahme im Masterplan Schienengüterverkehr bezeichnet worden, mit dem Ziel, den Schienengüterverkehr zu stärken und mehr Güter von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Ebenso sollten Klimaziele mit dieser Maßnahme schneller erreicht werden. „Heute – sechs Jahre nach Einführung des Masterplans – scheinen der Bundesregierung diese Ziele wohl endgültig abhandengekommen zu sein“, sagt Kombiverkehr-Geschäftsführer Armin Riedl. „Durch die Preisanhebung durch die DB InfraGo und die Kürzung der Trassenpreisförderung durch den Bund werden sich die Trassenpreise nun sogar mehr als verdoppeln“.

Gerade in Zeiten vermehrter Bautätigkeiten, Ressourcenengpässen und mangelnder Pünktlichkeit von Zügen auf einigen Relationen und den generell seit zwei Jahren gestiegenen Kosten im Kombinierten Verkehr sei diese massive Trassenpreiserhöhung nicht nachvollziehbar. „Das Preisdelta zwischen Straße und Schiene klafft weiter auseinander. Neben den konjunkturellen Sendungseinbrüchen im Schienengüterverkehr wird diese Maßnahme weitere Verlagerungen von der Schiene auf die Straße mit sich bringen. Ein ausgewogenes Preis-Leistungsverhältnis ist und bleibt nun mal das Kriterium Nummer eins bei der Wahl des Verkehrsträgers“, sagt Riedl auf Anfrage von trans aktuell und ergänzt: „Wir finden es schon bemerkenswert, dass sich die InfraGO beziehungsweise in der Vergangenheit die DB Netz Jahr für Jahr nach nicht nachvollziehbaren Gründen die Trassenpreise erhöht. Unseres Erachtens sollten die Trassenpreise an die Entwicklung der Lkw-Maut gekoppelt sein.“

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