Bis 2026: Unsicherheiten belasten Güterverkehr

Prognose des BALM bis 2026
Unsicherheiten belasten Güterverkehr

2024 düster, dann wieder leicht besser: Die Gleitende Mittelfristprognose Sommer 2024 des Bundesamts für Mobilität und Logistik (BALM) zeichnet die prognostizierte Entwicklung im Güterverkehr auf.

Logistik für den Bausektor
Foto: Adobe Stock - Makeev Petr

Alle Prognosen für die Entwicklung des Güterverkehrs von 2024 bis 2026 basieren jedoch auf bestimmte Annahmen zur geopolitschen und wirtschaftlichen Entwicklung, so die Autoren von Intraplan Consult. Diese erstellen die Prognose jeweils im Auftrag des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV).

Logistik-Bilanz für 2024 fällt düster aus

Für 2024 bleibt die Bilanz aber noch düster. Die Autoren stellen fest: „Im Güterverkehr haben sich die gesamt- und branchenwirtschaftlichen Leitdaten im Verlauf des Jahres 2024 allesamt deutlich verschlechtert.“ Für das Gesamtjahr 2024 gehen sie von einer gesamtmodalen Güterverkehrsleistung von plus 0,4 Prozent aus, für das Aufkommen von einem leichten Minus von 0,7 Prozent.

Branchen auf Schrumpfkurs

Demnach war die Bauwirtschaft weiter im Schrumpfkurs und der Kohlesektor – wichtig vor allem für Eisenbahn und Binnenschifffahrt – weiter im Rückgang. Deutlich besser als im Jahr 2023 performten im vergangenen Jahr jedoch die Rohstahlproduktion und die Chemieindustrie, mit entsprechenden Auswirkungen auf den Güterverkehr.

Logistik-Experten erwarten 2025 eine Erholung

Für 2025 zeichnen die Experten schon wieder ein bisschen besseres Bild, bei dem das BIP und Außenhandel „wieder auf den Wachstumspfad zurückfinden“. Ein leichtes Plus der Bauwirtschaft, eine gleichbleibende Rohstahlproduktion und eine weitere Aufholbewegung der Chemieindustrie könnten demnach zu einem moderaten Plus um 0,4 Prozent (Aufkommen) und 1,2 Prozent (Leistung) führen – besser als 2024, aber längst nicht so dynamisch wie in den Jahren vor der Pandemie.

So sieht die Wirtschaftsprognose für 2026 aus

Im Jahr 2026 schließlich wird sowohl für das BIP als auch für den Außenhandel ein etwas höheres Wachstum erwartet. Sogar die Industrieproduktion sollte dann laut den Experten zum ersten Mal seit 2021 steigen, wenn auch nur leicht, sodass plus 1,6 Prozent (Aufkommen) beziehungsweise 1,9 Prozent (Leistung) prognostiziert werden.

In diesen Bereichen geht’s weiter bergab

Allerdings werde die Rohstahl-Produktion weiter stagnieren und der Steinkohle-Absatz nochmals kräftig sinken – ein Trend, der infolge des Energiewandels zu erklären ist. Aber: Trotz der prognostizierten positiven Entwicklung soll die Transportmenge 2026 den Stand von 2021 noch um 6,5 Prozent und das Vorkrisenniveau (2019) sogar um rund 8 Prozent verfehlen. Bei der Transportleistung wird letzteres dagegen annähernd erreicht.

Entwicklung der einzelnen Verkehrsträger

In der Betrachtung über die Jahre zeigt sich, dass alle Verkehrsträger von einem Aufschwung profitieren werden. Die Sparte Straßengüterverkehr wird demnach aber für 2024 noch das dritte aufeinanderfolgende Jahr ein Minus beim Aufkommen verzeichnen müssen (minus 1 Prozent), die Leistung werde dagegen auf dem Vorjahresniveau bleiben. Mehr noch als die gesamtwirtschaftliche Situation hat hier der Einriss der Bauproduktion zu Verlusten geführt, so die Intraplan-Experten.

Keine Veränderung im Straßengüterverkehr durch Maut-Erhöhung

Die im Dezember 2023 erfolgte Anhebung der Mautsätze um mehr als 80 Prozent sei aber in der Entwicklung des Lkw-Verkehrs 2024 kaum spürbar – was übrigens auch auf den Schienengüterverkehr zutrifft.
In diesem Jahr wird nach Ansicht der Experten der Straßengüterverkehr „wie fast immer annähernd im Ausmaß des gesamtmodalen Verkehrs“ wachsen, und zusätzliche Impulse von der nun wieder etwas steigenden Bauproduktion erhalten. Plus 0,5 Prozent beziehungsweise 1,4 Prozent lautet die Prognose für das Gesamtjahr.
2026 werde das Wirtschaftswachstum weiter verstärkt, und damit auch das Plus in Aufkommen und Leistung. Der Lkw-Verkehr könnte demnach den in 2025 begonnenen moderaten Wiederanstieg fortsetzen und mit 1,8 Prozent und 2,2 Prozent sogar etwas stärker als der gesamtmodale Verkehr zulegen.

Einbußen durch Rückgang von Kohletransporten

Für den Eisenbahnverkehr sehen die Intraplan-Experten für 2024 gar kein so schlechtes Abschneiden, mit einem leichten Anstieg um 0,5 Prozent (Aufkommen) beziehungsweise 1,3 Prozent (Leistung). Eine „unerwartet kräftige Zunahme“ sehen sie gar beim Kombinierten Verkehr mit (3,1 Prozent und 7,3 Prozent plus) – was allerdings auch den Rückgängen 2023 geschuldet sei, die damit noch nicht vollständig ausgeglichen werden. Dem stehe zudem ein starker Rückgang bei den Kohletransporten gegenüber.
Die sinkenden Kohlebeförderungen schwächen demnach auch 2025 und 2026 die Sparte. Intraplan erwartet aber immerhin einen moderaten Anstieg um 0,6 Prozent (Aufkommen) beziehungsweise 1,2 Prozent (Leistung) dieses Jahr und 2026 plus 1,3 Prozent und 2 Prozent im nächsten Jahr.

Stärkster Rückgang in der Binnenschifffahrt

Noch stärkere Einbußen muss der Prognose zufolge die Binnenschifffahrt hinnehmen, die geringeren Kohlebeförderungen sorgten 2024 schon im dritten Jahr in Folge für Einbußen (minus um 3,2 Prozent und minus 1,2 Prozent). Bis 2026 wird den Experten zufolge das Vorkrisenniveau um über 20 Prozent unterschritten; die Binnenschifffahrt werden die mit Abstand höchste Abnahme zwischen 2019 und 2026 aller Güterverkehrsträger erfahren.

Dynamik bei den Containerverkehren

Für den Luftfrachtverkehr wird infolge der sich langsam erholenden Weltwirtschaft ein Wachstum um 3,6 Prozent für 2024 prognostiziert. Im Seeverkehr habe der Containerverkehr wieder zugelegt, der Gesamtumschlag habe sich 1,3 Prozent verbessert. Bis 2026 legen in den beiden Sparten die Zahlen wieder zu, für den Luftfrachtverkehr aufgrund der nur langsamen Erholung der Weltwirtschaft langsamer als im Seeverkehr – gerade für den Containerverkehr erwarten die Experten eine höhere Dynamik.