Einzelwagenverkehr unter Druck: Krise der Schiene.

Die Schiene ist in der Krise – nicht nur in Deutschland. Betroffen sind der Kombinierte Verkehr (KV), aber auch der Einzelwagenverkehr.

Schienengüterverkehr unter Druck in ganz Europa Wie die DB Cargo, aber auch die SBB Cargo in der Schweiz. Die Gründe liegen in der gesunkenen Transportmenge, aber auch beim Rollmaterial. "Eine Transformation ist nötig", schreibt das Unternehmen selbst.

SBB Cargo schreibt Millionenverluste im Einzelwagenverkehr Die Güterverkehrssparte der SBB (Schweizerische Staatsbahn) erwirtschaftet demnach jährlich ein Defizit, 2024 waren es 76 Millionen Franken. Wie auch bei der Deutschen Bahn hat die Muttergesellschaft dieses Defizit bisher ausgeglichen – künftig soll die Sparte mit den drei Bereichen Kombinierter Verkehr, Einzelwagenladungsverkehr und Ganzzugsverkehr eigenverantwortlich agieren.

Kombinierter Verkehr und Einzelwagenverkehr in der Krise Im Kombinierten Verkehr liegt der neue Fokus bereits auf der Nord-Süd-Achse, unrentable Verkehre werden nicht mehr gefahren und 65 Stellen wurden abgebaut. Jetzt wird auch der defizitäre Einzelwagenladungsverkehr und sein Transportnetz umgebaut, und zwar zum Fahrplanwechsel 2026/2027.

"Bedienpunkte mit zu geringer Nachfrage werden künftig im Einzelwagenladungsverkehrsnetz von SBB Cargo Schweiz nicht mehr angeboten", heißt es, sie bleiben aber als öffentliche Infrastrukturanlagen anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen zugänglich. Die Schweizer Regierung hat jetzt der SBB für den Einzelwagenladungsverkehr (EWLV) einen Leistungsauftrag erteilt und fördert diesen – befristet auf die nächsten vier Jahre – mit 260 Millionen Franken. Die Förderung der Transportleistungen federt nach SBB-Angaben die Preiserhöhungen für die Kunden ab; zudem unterstütze der Bund die Investitionen in die Automatisierung und Digitalisierung des EWLV, um dessen Zukunftsfähigkeit sicherzustellen.

Politik fordert Reformen für den Einzelwagenverkehr Hohe Kosten für personalintensive Rangierprozesse, steigender Instandhaltungsaufwand sowie Trassenpreise, ein komplexer operativer Betrieb und unzureichende Anreize für zusätzliche Transporte – das alles führt laut der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zu einer angespannten Lage im Einzelwagenverkehr.

Im Rahmen eines Antrags fordern sie daher, die Zukunft des Einzelwagenverkehrs zu sichern. Die Forderung an die Bundesregierung: Die Förderprogramme so auszugestalten, "dass die unrentablen Fahrten an Gleisanschlüsse auskömmlich werden und dabei Anreize gesetzt werden, zusätzliche Verkehre auf die Schiene zu verlagern". Auch sei die Möglichkeit der Subvention der Fahrten in die Gleisanschlüsse zu prüfen, "wenn nachgewiesen wird, dass ein dauerhaft eigenwirtschaftlich tragfähiges Modell nicht möglich ist".

Digitale Automatische Kupplung als Schlüsselprojekt Verlangt wird ein verbindlicher Umsetzungsplan für die Digitale Automatische Kupplung (DAK). Und die Unterzeichner sprechen sich für eine stärkere Verzahnung von Einzelwagenverkehr und Kombiniertem Verkehr aus. Dies umfasse die Einführung eines Pilotnetzes von Umschlagpunkten und den Ausbau der Nutzung kranbarer Wageneinheiten. Weitere Forderungen betreffen die Fortführung der Gleisanschlussförderung, die Übernahme der Verantwortung für Rangierbahnhöfe durch die Infrastrukturbetreiber und die Sicherung der Instandhaltungskapazitäten in ganz Deutschland.

EU-Kapazitätsmanagement verschärft Druck auf EVU Für private Eisenbahnen und Operateure im Kombinierten Verkehr stehen aber noch ganz andere Hürden bereit: Die Verwaltung der verfügbaren Kapazitäten für Züge im Eisenbahnnetz der EU. Rat und Parlament haben dazu eine Einigung erzielt. Unter Berücksichtigung der Digitalisierung des Eisenbahnbetriebs werden demnach allgemeine Vorschriften für das Kapazitätsmanagement bei der Planung, Netzfahrplanerstellung, Zuweisung und Umplanung der Slots im Schienennetz der EU festgelegt. Mit den neuen Vorschriften soll eine längerfristige Planung des Zugverkehrs über den jährlichen Fahrplan hinaus, eingeführt werden, während gleichzeitig die kurzfristige Planung zusätzlicher Zugverbindungen erleichtert wird.

Der Verband Die Güterbahnen, der zwölf europäische Verbände vertritt, kritisiert die Einigung als vertane Chance. Demnach können zentrale Entscheidungen zum Kapazitätsmanagement weiterhin allein von den nationalen Infrastrukturbetreibern getroffen werden, so dass die Eisenbahnverkehrsunternehmen als Kunden und die Regulierungsbehörden diesen Entscheidungen weitgehend ausgeliefert seien – obwohl sie die Folgen im täglichen Betrieb tragen müssen.

Initiative für den KV Kombiverkehr, Hupac und andere Beteiligten aus dem Kombinierten Verkehr haben eine Initiative gegründet, um auf die Herausforderungen des Kombinierten Verkehrs in der aktuellen Situation hinzuweisen und vor einem weiteren Abbau von Marktanteilen gegenüber dem Lkw-Verkehr zu warnen.

Die Forderungen sind demnach

stabile und planbare Rahmenbedingungen verlässliche Transportkapazitäten während der Bauphasen funktionierende, marktfähige Umleiter faire Trassenpreise eine Infrastrukturentwicklung, die Logistik und Industrie nicht ausbremst. Die Initiative sammelt im Rahmen einer Petition Unterschriften, die für den Deutschen Bundestag bestimmt ist. Mehr dazu unter rettet-den-kombinierten-verkehr.de.

Problem Bremssohlen Die neuen Verbundstoffbremssohlen sind ein systematisches Risiko für Radbrüche: Das hat ein Schweizer Sicherheitsbericht nach einem Zug-Unfall im Gotthard-Basistunnel 2023 herausgefunden. Die SBB kündigte daraufhin an, schrittweise aus dem Transport von Güterwagen mit sogenannten LL-Bremssohlen auszusteigen; und das Schweizer Bundesamt für Verkehr (BAV) verlangt ab sofort einen höheren Mindestrad-Durchmesser und häufigere Wartungsintervallen.

Nationaler Alleingang der Schweiz Davon sind auch andere Eisenbahnunternehmen und Operateure betroffen. Etwa die Frankfurter Kombiverkehr, die auch Shuttleverkehre via Schweiz anbietet. "Es handelt sich in diesem Fall erneut um einen nationalen Alleingang, der die europäische Interoperabilität beeinträchtigt", teilt das Unternehmen auf Anfrage mit. Gerade die Schweiz hatte demnach, vor allen anderen Staaten, den Einsatz leiser Güterwagen vorgeschrieben, unter anderem durch Umrüstung auf LL- und K-Bremssohlen. Laut Kombiverkehr müssen die Wagen deutlich häufiger aus den Verkehren genommen werden, wodurch die Aufwände ansteigen. "Der Kombinierte Verkehr wird sich durch die neue Maßnahme zwangsweise verteuern und damit an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der Straße einbüßen. Eine Alternative zur LL- beziehungsweise K-Sohle ist die Scheibenbremse, die jedoch um ein Vielfaches teuer in der Beschaffung ist", teilt Kombiverkehr mit.

Auch Hupac betroffen Von dem Problem mit den Bremssohlen in der Schweiz sind auch Bahnkunden betroffen. Etwa auch Transco aus Singen, wie CEO Christian Bücheler berichtet. Wie die SBB habe auch die Schweizer Hupac, einer der wichtigsten Anbieter im Alpentransit für Transco, im Rahmen eines Förderprogramms fast alle Wagen auf die Gussbremssohlen umgestellt. "Die Hupac braucht aufgrund der kürzeren Wartungsintervalle, die an die Kilometerleistung gebunden sind, und den Ausfällen mehr Wagenmaterial - anteilig macht sich das auch bei uns als Kunden bemerkbar".

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