Das Votum des EU-Parlaments zu CO2-Grenzwerten auch für Trailer könnte gravierende Folgen für Fahrzeugbauer und ihre Kunden haben. Sowohl der Verband der Automobilindustrie (VDA) als auch Trailerhersteller schlagen Alarm. Sie kritisieren, dass die EU-Politiker ohne Rücksicht auf Verluste versuchen, den Straßentransport zu verteuern.
Mit dem geforderten CO2-Reduktionsziel von 15 Prozent bis 2030 schössen die EU-Kommission und das EU-Parlament, das diesen Werten nun zugestimmt hat, deutlich übers Ziel hinaus, erklären die Aufliegerhersteller. Selbst beim Ausreizen aller Potenziale – etwa durch eine bessere Aerodynamik, Leichtlaufreifen oder Gewichtseinsparungen – ließen sich diese Vorgaben nicht realisieren. „Das Votum des EU-Parlaments ist eine herbe Enttäuschung für die komplette Fahrzeugindustrie der EU“, betont Alfons B. Veer, Technik-Geschäftsführer (CTO) des Trailerherstellers Krone aus Werlte, gegenüber der Fachzeitschrift trans aktuell.

Bedeutet für die Hersteller: Können sie die CO2-Ziele nicht erfüllen, drohen ihnen drastische Strafzahlungen. Pro Fahrzeug und Gramm CO2 pro Tonnenkilometer wären es 4.250 Euro. „Das sind exorbitant hohe Bußgelder“, erklärt Veer. Sein Eindruck: „Der Politik geht um eine deutliche Bestrafung des Straßengüterverkehrs.“ Mehrere Trailerhersteller haben bereits deutlich gemacht, dass sie in existenzielle Nöte kommen, wenn sie diese Bußgelder zahlen müssten. Laut einer VDA-Prognose wären allein die deutschen Hersteller mit zwei Milliarden Euro im Jahr konfrontiert. Tragen muss die Zusatzkosten also der Markt. Sprich: die Kundschaft. Die Mehrkosten je Trailer könnten laut einer Krone-Kalkulation bei ca. 28.700 Euro liegen. Die EU-Regulatorik würde den Trailerpreis ab 2030 also grob verdoppeln. In diesem Fall würde der Fahrzeugbauer aus dem Emsland auch mit deutlichen Marktverwerfungen rechnen – Transportunternehmer, die mit spitzem Bleistift rechnen, müssen sich diese Fahrzeuge erst mal leisten können. Käufe könnten zum Beispiel vorgezogen oder weit hinausgeschoben werden.
Der Branche keine unerreichbaren Ziele aufbürden
Die Krone-Verantwortlichen wollen sich dabei nicht ihrer Verantwortung entziehen. „Wir stehen zum Green Deal und dem Klimaschutz und sind uns unserer Verantwortung bewusst“, erklärt Alfons B. Veer. Schon in der Vergangenheit habe Krone mit Volumenfahrzeugen – seien es Megatrailer oder Lang-Lkw – immer für eine höhere Effizienz im Transport gekämpft. Die Politik müsse diese Anstrengungen sehen und honorieren, nicht aber der Branche unerreichbare Ziele aufbürden, heißt es.
Kampflos hinnehmen wollen die Trailerhersteller diese Vorgaben aber nicht. Denn noch stehen Verhandlungen über die endgültigen Zielwerte im Trilog zwischen EU-Kommission, -Rat und -Parlament an. Damit sieht auch Krone noch eine kleine Chance, Einfluss zu nehmen. Der EU-Rat hatte eine CO2-Minderung von 7,5 Prozent ins Spiel gebracht – daher hoffen die Krone-Vertreter, dass der Kompromiss vielleicht eher bei den 7,5 Prozent denn bei dem doppelten Wert liegt. In jedem Fall fordert Krone schnelle Klarheit und eine Entscheidung bis Februar ein. „Wir brauchen Gewissheit“, heißt es.
Bei einem Wert von 7,5 Prozent müssten sich die Trailerhersteller schon mächtig ins Zeug legen – doch der VDA hatte signalisiert, dass das perspektivisch machbar wäre. Er hatte einen Zwei-Stufen-Plan vorgeschlagen, der eine Verbesserung von fünf Prozent bis 2030 und von 7,5 Prozent bis 2040 vorsieht. Durch Drehen an wirklich allen Effizienzschrauben hält der Verband langfristig gar eine Einsparung von 8,8 Prozent für möglich. In dem Fall müsste ein Trailer ordentlich Gewicht einsparen (zehn Prozent beziehungsweise 770 Kilogramm) sowie mit den besten Energy-Reifen und Aerodyamik-Paketen ausgerüstet werden.
Die möglichen Einsparungen beziehen sich dabei immer auf ein im Vecto-Simulationsprogramm der EU angenommenes Referenzfahrzeug. Ein Problem dabei ist, dass es dieses Referenzfahrzeug, auf das sich die Einsparziele beziehen, noch gar nicht gibt. „Wir müssen davon ausgehen, dass diese Referenz erst von Mitte 2025 bis Mitte 2026 ermittelt wird“, berichtet Krone-Mann Veer. „Insofern besteht ein zusätzliches Maß an Unsicherheit, weil wir die Werte dieses Referenzfahrzeugs noch nicht kennen.“
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