Geopolitische Spannungen, neue Handelskonflikte und ein dichtes Netz aus Regulierungen: Nach einem turbulenten Jahr 2025 wird auch 2026 für international handelnde Unternehmen ein Jahr der Unsicherheit. Während Zölle zuletzt in nahezu allen Branchen zum Dauerthema wurden, rückt nun ein Bereich stärker in den Fokus, der lange im Hintergrund agierte: das Zollmanagement.Die Customs Support Group, nach eigenen Angaben Europas größter unabhängiger Zolldienstleister, identifiziert für 2026 fünf zentrale Trends, die den Außenhandel prägen.
Zollexpertise wird zum Wettbewerbsfaktor
Globale Lieferketten sind zunehmend von politischen und regulatorischen Eingriffen betroffen, angefangen bei Exportkontrollen über Anti-Dumping-Maßnahmen bis hin zu neuen Wertschöpfungsanforderungen. Unternehmen können diese Entwicklungen nicht steuern, aber sie können sich organisatorisch vorbereiten. Dazu gehört eine deutlich stärkere Einbindung des Zollbereichs in strategische Entscheidungen, etwa zu:
- Beschaffung & Lieferantenwechsel
- Standortstrategie
- Kostenkalkulation
- Risiko- und Sanktionsmanagement
Die Nachfrage nach spezialisierten Fachkräften steigt, während viele Firmen noch mit veralteten Strukturen arbeiten. 2026 dürfte daher auch ein Jahr werden, in dem Zollwissen zunehmend zum Engpass wird.
Zentralisierung und Datentransparenz als Grundlage
Während Lieferketten viele Transparenzstandards bereits erfüllen (Echtzeit-Tracking, automatisierte Stammdatenpflege), hinkt der Bereich Zolldaten vielerorts hinterher. In der Praxis sind diese häufig über verschiedene Länder, Dienstleister oder IT-Systeme verteilt. Ergebnis: Fehlende Übersicht, unklare Kosten und damit verzögerte Entscheidungsprozesse. Eine Konsolidierung, sowohl operativ (ein Dienstleister für mehrere Länder) als auch digital (einheitliche Plattform), wird damit laut Customs Support Group zum Schlüsselthema. Erst durch zentralisierte Daten lassen sich Stammdatenpflege, Compliance und Abgabenkalkulation effizient automatisieren, heißt es seitens der Experten.
Mehr nichttarifäre Handelshemmnisse und mehr Komplexität
Während 2025 von Zollerhöhungen geprägt war, verschieben sich die Herausforderungen 2026 stärker Richtung Regulatorik. Dazu gehören:
- Neue Exportkontrollen (u. a. China bei Hightech und kritischen Rohstoffen)
- Europäische Regularien wie CBAM (Carbon Border Adjustment Mechanism)
- Verschärfte Sorgfaltspflichten in Lieferketten
- US-Regeln zu lokaler Wertschöpfung und Technologieexport
Für Unternehmen bedeutet das: Sie müssen regulatorische Anforderungen systematisch, strukturiert und risikobasiert in ihre operativen Prozesse integrieren. Nur mit abgestimmten IT-Systemen und geschulten Zollspezialisten bleibt diese Komplexität beherrschbar.
Von reaktiv zu proaktiv: Abgaben strategisch managen
2025 war geprägt von kurzfristigen Reaktionen auf neue Zölle und Handelsmaßnahmen. 2026 verschiebt sich der Fokus in Richtung eines systematischen Abgabenmanagements. Dazu gehören:
- Analyse der globalen Zollkosten
- Nutzung von Handelsabkommen und Sonderverfahren
- Optimierung von Warenursprung & Lieferketten
- Strukturierte Steuerung von Abgaben in Preisplanung und Beschaffung
Unternehmen, die ihre Zollkosten aktiv steuern, erhöhen nach Meinung der Customs Support Group nicht nur ihre Kostentransparenz, sie können ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit messbar steigern.
Warenklassifizierung bleibt das Fundament
Trotz aller Komplexität bleibt ein Punkt zentral: die korrekte Tarifierung. Sie entscheidet über:
- Zollsätze
- Genehmigungspflichten
- Dokumentationsanforderungen
- Sanktionen
- Relevante Präferenzregeln
In einer Welt mit häufigen Änderungen politischer Maßnahmen ist eine präzise und regelmäßig aktualisierte Klassifizierung unverzichtbar und bildet die Grundlage für schnelle Anpassungen in Beschaffung, Pricing oder die Transportplanung.
Fazit: 2026 wird zum Prüfstein für die Zollorganisation
Die fünf Trends zeigen laut Customs Support Group klar: Zoll ist längst kein reiner Verwaltungsbereich mehr. Er wird zu einem strategischen Instrument, das über Versorgungssicherheit, Resilienz und Kosten entscheidet. Unternehmen, die jetzt in Strukturen und Datenintegration investieren, gewinnen 2026 einen entscheidenden Vorteil. Customs-Support-CEO John Wegman fasst es so zusammen: „Wer jetzt seine Zollorganisation stärkt, macht sein Unternehmen unabhängiger von politischen und wirtschaftlichen Stürmen.“






