Mit Wohnraum Arbeitgebermarke stärken

Spediteure sichern sich Wettbewerbsvorteile
Mit Wohnraum Arbeitgebermarke stärken

Der Wohnraummangel bleibt ein Problem in Deutschland. Allerdings können findige Transport- und Logistikunternehmer nicht nur Abhilfe schaffen, sondern auch ihre Arbeitgebermarke stärken – mit steuerlichen Vorteilen.

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Foto: Adobe Stock - Nongkhane

Der Wohnraummangel bleibt ein bestimmendes Thema in Deutschland. Nicht nur Mitarbeiter von Transport- und Logistikbetrieben haben es zunehmend schwer, eine Wohnung finden. Das Problem entwickelt sich zunehmend zum Standortnachteil für Unternehmen. Allerdings können findige Unternehmen daraus auch einen Wettbewerbsvorteil machen. Wer nämlich Mitarbeitern Wohnraum anbietet, hat einen klaren Wettbewerbsvorteil. Inzwischen hat auch die Politik ein Stück weit reagiert. So hat das 2021 geschaffene Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) einige Programme aufgelegt, um beispielsweise den Neubau von bezahlbarem Mitarbeiterwohnungen zu fördern. In der aktuellen Finanzplanung ist vorgesehen, dass der Bund den Ländern für den sozialen Wohnungsbau von 2022 bis 2028 insgesamt 21,65 Milliarden Euro an Bundesmitteln zur Verfügung stellt.

Bundesländern fördern Mietwohnraum

Die konkrete Ausgestaltung der Förderrichtlinien erfolgt jeweils individuell in den Bundesländern. So hat Baden-Württemberg das Landesprogramm „Geförderter Mietwohnraum“ mit dem Teilprogramm Mitarbeiterwohnen aufgelegt. Hierbei kann der Arbeitgeber zwischen einem zinsverbilligten Darlehen mit 10-, 15-, 25-, oder 30-jähriger Zinsfestschreibung wählen – oder einer vergünstigten Finanzierung. Gefördert werden der Bau, der Erwerb, die Änderung oder die Erweiterung von Mitarbeiterwohnungen.

Grundstückskosten gedeckelt

Spediteure sollten allerdings beachten, dass die Bau- wie auch die Grundstückskosten gedeckelt sind. Das heißt: Die Baukosten sind nur in Höhe eines Festbetrags von 5.100 Euro je Quadratmeter Wohnfläche berücksichtigungsfähig. Bei den Grundstückskosten liegt die Obergrenze der Kosten bei der aktuellen örtlichen Bodenrichtwertdatei oder, soweit eine solche nicht besteht, bei den Feststellungen des örtlichen Gutachterausschusses, allerdings erhöht um zehn Prozent.

Grundstückspreis über dem Bodenrichtwert

Liegen der Grundstückspreis über dem Bodenrichtwert oder die Baukosten über der Deckelung, verringert dies die Rendite. Tiefgaragen treiben die Kosten zusätzlich. Bleiben als Alternative Stellplätze für Fahrzeuge. Hier ist es sinnvoll, die Stellplatzanforderungen der Kommunen jeweils genau zu studieren, denn die Anforderungen können komplex sein.

Sonderprogramm „Junges Wohnen“

Auch Auszubildende benötigen Wohnraum. Mit einem Sonderprogramm „Junges Wohnen“ fördert die Bundesregierung neue Wohnheimplätze für Studierende und Auszubildende. Die Finanzmittel können für den Aus-, Neu- oder Umbau neuer Wohnheimplätze für Auszubildende und Studierende verwendet werden. Zudem können aus dem Programm auch bereits bestehende Wohnheimplätze energetisch saniert werden.

Unterstützung bei der Wohnraumversorgung

Laut einer Untersuchung des BMWSB gibt es allerdings eine Reihe von Faktoren, die Unternehmen bisher an der Unterstützung bei der Wohnraumversorgung hindert. Hierbei nannten die Unternehmen vor allem den hohen organisatorischen und finanziellen Aufwand als Hemmnis. Daneben fehlt es oftmals an Partnern und Kooperationen – zum Beispiel zwischen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) oder mit bauwirtschaftlichen Partnern. Auch Unsicherheiten bezüglich der Wirksamkeit der Maßnahmen wurden als Hemmnis genannt.

Spedition Haller schafft 10 Wohnungen für Mitarbeiter

Von solchen Faktoren nicht beirren ließ sich beispielsweise die Spedition Haller aus Ebersbach an der Fils in Baden-Württemberg. Wie das Mitglied der Geschäftsleitung Franziska Weller-Haller gegenüber trans aktuell ausführt, baut die Spedition am Hauptsitz in Ebersbach zurzeit etwa 10 Wohnungen für seine Mitarbeiter – hauptsächlich für Fahrer, jedoch auch für Mitarbeiter aus anderen Unternehmensbereichen. Hierbei handelt es sich jeweils um Wohnräume mit einem Schlafzimmer mit Bad sowie einer Küche und weiteren Räumen zur gemeinschaftlichen Nutzung. „Wir achten darauf, dass die Fahrer gut miteinander auskommen, oder dass sie aus dem gleichen Land kommen. So ist ein besserer Austausch unter den Kollegen möglich“, betont Weller-Haller. Als Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine startete, nahm die Spedition Haller nicht nur einen ukrainischen Fahrer in einer unternehmenseigenen Wohnung auf, sondern auch dessen gesamte Familie. „Insgesamt kommt das Engagement bei unseren Mitarbeitern gut an“, erklärt das Mitglied der Geschäftsleitung.

Franziska Weller-Haller, Mitglied der Geschäftsleitung Bei der Haller Spedition
Haller Spedition

„Wir achten darauf, dass die Fahrer gut miteinander auskommen, oder dass sie aus dem gleichen Land kommen“ Franziska Weller-Haller, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Haller Spedition

Steuerrechtliche Optimierungsmöglichkeiten

Die Höhe der Miete bewegt sich „im unteren Rahmen“. Somit sind auch die steuerrechtlichen Optimierungsmöglichkeiten genutzt (siehe auch Kasten). Das Unternehmen baut durchaus auf Erfahrungen auf, denn bereits vor etwa vier Jahren hat das Unternehmen 15 Wohnungen für seine Mitarbeiter geschaffen.

Logistikdienstleister Egetrans hat 20 neue Wohnungen

Einen ähnlichen Weg geht auch das Logistikunternehmen Egetrans aus Marbach in Baden-Württemberg. So erweitert das Unternehmen momentan den 2017 bezogenen Hauptsitz in Marbach mit einem Neubau. Hierbei handelt es sich um ein markantes Gebäude mit zwei Türmen, das in der Mitte durch einen Sockelbau verbunden ist. In einem Turm sind Büros für Mitarbeiter untergebracht, im anderen, etwas höheren Turm, befinden sich etwa 20 Wohnungen für die Mitarbeiter. Die Spannbreite reicht von einem bis zu drei Zimmern.

Wahrnehmung als attraktiver Arbeitgeber

Warum engagiert sich Egetrans in diesem Bereich? „Wir wollen als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden, der sich seiner Verantwortung bewusst ist und Nachhaltigkeit auch gegenüber den Mitarbeitern lebt“, schildert Heiko Schaal, Head of Communication bei Egetrans. In diesem Zusammenhang geht es Egetrans auch darum, es entfernter wohnenden Mitarbeitern erleichtern, zur Arbeit zu kommen und damit Verkehre zu vermeiden. Auch bei Egetrans ist man laut Schaal bestrebt, sich „an der Preisuntergrenze des Mietspiegels zu bewegen“. Denn: „Wir wollen uns nicht an unseren Mitarbeitern bereichern“, betont Schaal. Er ist sich sicher: „Dieses Engagement stärkt unsere Arbeitgebermarke im Sinne des Employer Branding.“

Heiko Schaal, Head of Communication bei Egetrans
Egetrans

„Dieses Engagement stärkt unsere Arbeitgebermarke im Sinne des Employer Branding“, Heiko Schaal, Head of Communication bei Egetrans

Steuerliche Behandlung von Dienstwohnungen

Die Überlassung einer Dienstwohnung stellt einen steuerpflichtigen Sachbezug oder geldwerten Vorteil dar, sofern die Überlassung umsonst oder verbilligt ist. Aber: Unter bestimmten Voraussetzungen gilt gemäß § 8 Abs. 2 Satz 12 Einkommensteuergesetz (EStG) ein Bewertungsabschlag von 1/3 der ortsüblichen Miete. Das heißt, soweit der Arbeitnehmer neben weiteren Voraussetzungen mindestens zwei Drittel des ortsüblichen Mietwerts und maximal 25 Euro je Quadratmeter Kaltmiete bezahlt, entfällt der Ansatz eines steuerpflichtigen Sachbezugs. Das heißt: Die verbilligte Überlassung von Wohnraum ist dann steuerfrei. Wichtig zu wissen: Die Regelung über den Bewertungsabschlag gilt seit 2021 auch für die Sozialversicherung.

Beispiel für steuerfreie Dienstwohnung

Der Arbeitgeber stellt einem Arbeiternehmer (AN) eine Wohnung von 50 Quadratmetern zu einem Mietpreis von 450 Euro zur Verfügung. Dies entspricht neun Euro pro Quadratmeter. Der ortsübliche Mietpreis für eine Wohnung beträgt 675 Euro (13,50 Euro je Quadratmeter).

Die lohnsteuerliche Behandlung des geldwerten Vorteils gestaltet sich wie folgt:

  • Ortsübliche Miete monatlich 675 Euro
  • abzüglich Bewertungsabschlag (1/3 von 675 Euro) – 225 Euro
  • abzüglich vom AN getragene Mietkosten – 450 Euro
  • steuer- und beitragspflichtiger geldwerter Vorteil 0 Euro

Es ergibt sich ein steuer- und beitragsfreier geldwerter Vorteil in Höhe von 225 Euro.

Beispiel für steuerpflichtige Dienstwohnung

Der Arbeitgeber (AG) stellt seinem Arbeitnehmer (AN) eine 3-Zimmer-Wohnung nebst Küche und Bad für monatlich 250 Euro zur Verfügung. Die ortsübliche Miete für eine vergleichbare Wohnung beträgt 850 Euro.

  • Ortsübliche Miete monatlich 850 Euro
  • abzüglich Bewertungsabschlag (1/3 von 850 Euro ) – 283 Euro
  • abzüglich Arbeitnehmerentgelt – 250 Eurosteuer- und beitragspflichtiger geldwerter Vorteil 317 Euro
  • Unter Berücksichtigung des Bewertungsabschlags von 1/3 der ortsüblichen Miete ergibt sich für den Arbeitnehmer ein steuerpflichtiger geldwerter Vorteil in Höhe von 317 Euro.

Die Förderprogramme in der BMWK-Datenbank

Eine Übersicht zu den bestehenden Förderprogrammen der Länder enthält die Förderdatenbank des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), die über die Internetseite foerderdatenbank.de aufgerufen werden kann. Ansprechpartner vor Ort sind die örtlichen Bewilligungsbehörden der Wohnraumförderung. Das sind in der Regel die Ämter für Wohnungswesen in den Kommunen.

Das Bundesbauministerium (BMWSB) hat zum Thema „Sozialer Wohnungsbau“ eine Themenseite und eine Broschüre erstellt: www.bmwsb.bund.de/sozialerwohnungsbau