Verkehrsetat 2026: DSLV warnt vor Sanierungsstau

Verkehrsetat 2026: Kritik am Budget
DSLV warnt: Etat zu gering für Sanierung

Der Verkehrsetat 2026 fällt deutlich niedriger aus als nötig. Der DSLV kritisiert: Die Kürzungen verschärfen den Sanierungsstau und gefährden den Logistikstandort Deutschland.

Frank Huster Hauptgeschäftsführer DSLV Bundesverband Spedition und Logistik
Foto: Regina Sablotny

Der Bundestag hat den Verkehrsetat, den sogenannten Einzelplan 12, für 2026 verabschiedet – und stößt damit beim DSLV Bundesverband Spedition und Logistik auf deutliche Kritik. Angesichts eines massiven Investitionsstaus in Straßen, Schienen und Wasserwegen seien die Mittel „nicht annähernd ausreichend“, so der Verband. Besonders problematisch: Statt zusätzliche Gelder aus dem Sondervermögen „Infrastruktur und Klimaneutralität“ (SVIK) zu nutzen, werde der Kernhaushalt sogar gekürzt.

Geplanter Verkehrsetat bleibt weit hinter dem tatsächlichen Bedarf zurück

Zwar wirken knapp 170 Milliarden Euro bis 2029 auf den ersten Blick wie ein Aufwuchs, doch sie reichen bei Weitem nicht aus. Das Bundesverkehrsministerium beziffert den Gesamtmittelbedarf für die Bedarfspläne von Schiene, Straße und Wasserstraße bis 2030 auf 455 Milliarden Euro.

➡️ Deckungslücke: rund 285 Milliarden Euro

Die Finanzierungslücke wird zusätzlich durch zwei Entwicklungen verschärft:

Investitionsverteilung 2026: Schiene leicht im Plus, Wasserwege im Minus

Für das Jahr 2026 sind folgende Mittel vorgesehen:

  • Bundesfernstraßen: 11,05 Mrd. € (+1,01 Mrd. € gegenüber 2025)
  • Bundesschienenwege: 21,93 Mrd. € (+170 Mio. € gegenüber 2025)
  • Bundeswasserstraßen: 1,47 Mrd. € (–159 Mio. € gegenüber 2025)

Investitionen in die Verkehrswege und Investitionsbedarf 2026
ETM/OpenAI

Besonders die −10 Prozent bei den Wasserstraßen stoßen in der Logistikbranche auf Unverständnis. Schon heute besteht laut Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung ein Investitionsstau in Milliardenhöhe.

➡️ Nur 13,73 Mrd. € stammen 2026 aus dem regulären Verkehrsetat – ein Rückgang von 42 Prozent gegenüber 2025.

DSLV: Verkehrsinfrastruktur verliert internationalen Standortvorteil

Für DSLV-Hauptgeschäftsführer Frank Huster steht fest: „Deutschlands Verkehrsinfrastruktur ist ein zentrales Fundament für Industrie, Handel und Export. Doch sie erfüllt die Anforderungen der Güterlogistik vielerorts schon heute nicht mehr.“ Deutschland liege im Zentrum Europas, profitiere von einer einzigartigen Dichte an Straßen, Schienen und Wasserwegen – doch dieser Standortvorteil „drohe verloren zu gehen“.

Die Kritik deckt sich mit weiteren Studien:

  • 84 % der Unternehmen berichten laut Institut der deutschen Wirtschaft (IW) von Einschränkungen durch marode Infrastruktur. (Quelle: IW-Studie zu Investitionsbedarfen)
  • Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) beziffert allein den kommunalen Investitionsbedarf bei Straßen und ÖPNV bis 2030 auf über 370 Milliarden Euro. (Quelle: Difu-Report 2023)

Lkw-Maut könnte stabile Finanzierung ermöglichen – wird aber nicht zweckgebunden genutzt

Etwa 13 Milliarden Euro pro Jahr werden über die Lkw-Maut generiert. Aus Sicht des DSLV könnten diese Mittel ein schlüssiges Finanzierungsinstrument für Straßenbau und Sanierung sein. Aktuell aber fließen die Einnahmen nicht vollständig zweckgebunden zurück in die Infrastruktur, sondern versickern im Gesamthaushalt.

Der Verband fordert daher:

  • einen geschlossenen Finanzierungskreislauf für die Lkw-Maut,
  • überjährige Nutzung der Mittel,
  • neue Fondsmodelle für Schiene und Wasserstraßen, wie sie andere EU-Staaten bereits nutzen.

Appell an den Gesetzgeber: Zukunftsgesetz muss kommen

Der DSLV fordert zudem schnelle Fortschritte beim geplanten Infrastruktur-Zukunftsgesetz, das Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigen soll. Huster betont: „Eine Trendwende bei Infrastrukturinvestitionen ist ein Muss. Sonst wird die Belastung für Unternehmen weiter zunehmen.“ Angesichts wachsender Transportvolumina, eines alternden Schienennetzes und hoher Abhängigkeit vom Güterverkehr bleibe der Modernisierungsdruck ohne klare politische Priorität hoch.