Schlechte Zahlungsmoral belastet Transportsektor

Umfrage vom Kreditversicherer Coface
Schlechte Zahlungsmoral belastet Transportsektor

Die Zahlungsmoral hat im Jahr 2025 weiter nachgelassen – die schlechte Wirtschaftslage verstärkt das Problem. Logistikdienstleister sind besonders betroffen, zeigt eine Umfrage des Kreditversicherers Coface.

Schlechte Zahlungsmoral belastet Transportsektor
Foto: Coface, Ilona Jüngst

Laut der jährlichen Umfrage des Kreditversicherers Coface hat die Zahlungsmoral im Jahr 2025 weiter nachgelassen. 81 Prozent der befragten deutschen Unternehmen sind demnach aktuell mit Zahlungsverzögerungen konfrontiert. Dabei gefährden besonders Rechnungen, die länger als ein halbes Jahr fällig bleiben, die finanzielle Stabilität von Firmen.

Neun von zehn Transportunternehmen betroffen

Der Anteil von Unternehmen, die von Zahlungsverzögerungen betroffen sind, ist demnach das vierte Jahr in Folge gestiegen, von 59 Prozent im Jahr 2021 auf 81 Prozent im Jahr 2025. Und: Der Transportsektor ist besonders betroffen. Neun von zehn Unternehmen berichten von Zahlungsverzug – ein Anstieg von 22 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr.

„Die Transportbranche leidet unter der Rezession des verarbeitenden Gewerbes und den schwachen Handelsdaten. Weniger Aufträge für die Industrie bedeuten auch eine schlechtere Situation der Logistikkunden“, sagt Coface-Volkswirtin Christiane von Berg. „In der Automobilbranche machen sich Bereinigungseffekte bemerkbar. Hier gab es in der Vergangenheit eine höhere Anzahl an Insolvenzen, die verbleibenden Unternehmen zahlen nun etwas pünktlicher“, ergänzt Berg: Der Anteil von Unternehmen der Automobilindustrie, die länger als vereinbart auf ihr Geld warten müssen, sank von 88 Prozent im Vorjahr auf 76 Prozent.

Liquiditätsrisiko durch lange ausstehende Rechnungen

Die durchschnittliche Dauer von Zahlungsverzögerungen ist im Jahr 2025 auf fast 32 Tage gestiegen – ein Tag mehr als im Vorjahr. Besonders in der Baubranche lassen sich säumige Schuldner viel Zeit und bezahlen im Schnitt erst mit 40 Tagen Verspätung. Ein Geschäftsrisiko für viele Unternehmen stellen weiterhin überfällige Zahlungen zwischen sechs Monaten und zwei Jahren dar. 12 Prozent der Befragten sind von extrem langen Verzögerungen betroffen, die zwei Prozent oder mehr ihres Jahresumsatzes ausmachen.

„Das Problem ist, dass unserer Erfahrung nach rund 80 Prozent solcher Rechnungen nie bezahlt werden. Sie können die Liquidität gefährden, zum Geschäftsrisiko werden und letztlich zur Insolvenz führen“, warnt Christiane von Berg. Positiv entwickelt hat sich die Situation im Maschinenbau: Zwar berichten noch immer 15 Prozent der befragten Unternehmen von extrem lange überfälligen Zahlungen, aber die Situation hat sich gegenüber dem Vorjahr mit 30 Prozent Betroffenen verbessert. Besorgniserregend bleibe die Situation im Baugewerbe, in dem wie bereits 2024 jedes vierte Unternehmen von langfristig offenen Forderungen berichtet.

Zahlungsziel liegt in Deutschland bei 32 Tagen

Laut Coface gewähren 84 Prozent der deutschen Unternehmen ihren Kunden im Jahr 2025 ein Zahlungsziel, also einen Lieferantenkredit. Die durchschnittliche Frist beträgt 2025 32 Tage, im internationalen Vergleich also ein eher kurzer Zeitraum: In Frankreich liegt die durchschnittliche Zahlungsfrist bei 51 Tagen, in China sogar bei 76 Tagen. Innerhalb Deutschlands variiert die Praxis deutlich. Mit 23 Tagen bietet die Baubranche die kürzeste Zahlungsfrist, während die Automobilbranche mit 44 Tagen am großzügigsten agiert. Die neunte Auflage der Coface-Studie zu Zahlungserfahrungen von Unternehmen in Deutschland wurde im Mai und Juni 2025 durchgeführt. 847 Unternehmen aus mehr als 12 Branchen nahmen an der Befragung teil.