Trans4Log-Kongress von LNC: Aufruf zum Teilen

Trans4Log-Kongress von LNC
Aufruf zum Teilen

Beim Trans4Log-Kongress zur Sharing Economy in der Logistik präsentierten Start-ups wie Menlo79, Unnbound und Logistikbude ihre Sharing-Konzepte.

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Foto: oleg_chumakov - stock.adobe.com

Sharing Economy: Hat dieses Wirtschaftsmodell, also das Teilen von Ressourcen, Gegenständen oder Dienstleistungen, Zukunft? Beim Trans4Log-Kongress „Sharing Economy in der Logistik“ in Hannover, organisiert von dem Beratungsunternehmen LNC Logistic Network Consultants, ging es darum, Antworten auf diese Frage zu finden. Schon bei der Begrüßung machte Frank Doods, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Bauen, Verkehr und Digitalisierung, den Teilnehmenden klar, worauf es ankommt: „Nicht nur ausprobieren, es soll auch wirtschaftlich sein.“

Intelligente Lösungen und Optimierungen würden dem Fachkräftemangel entgegenwirken. „Wir erleben hier eine Mutmach-Veranstaltung, bei der man vieles entdecken kann“, so Doods. Start-ups wie diejenigen die ihre Geschäftsmodelle auf der begleitenden Messe präsentieren, seien wichtig für das Ökosystem Logistik. Impulse für erfolgreiches Sharing lieferten Start-ups wie Menlo 79, Unnbound und Logistikbude, aber auch der Organisator LNC gemeinsam mit dem Bundesverband der Kurier-Express-Post-Dienste (BdKEP).

Sharing-Lösung für die Personalplanung

Das Berliner Start-up Menlo79 bietet ein digitales Programm für die Personaldisposition an, bisher allerdings nur für den Bahnsektor. Zu den rund 20 Partnern des 2019 gegründeten Start-ups zählen das Eisenbahnverkehrsunternehmen Flixtrain, die Havelländische Eisenbahn (HVLE) und Furrer + Frey, Anbieter im Bereich Fahrleitungssysteme. „Natürlich stehen wir einer Nutzung in anderen Branchen, insbesondere auch bei Speditionen, offen gegenüber. Wenn hier Interesse an einem Pilotprojekt besteht, sind wir dabei“, sagte Gerrit Koch to Krax, Chief Revenue Officer (CRO) bei Menlo 9. Die Personalplanung sei oft zeitintensiv und ineffizient.

Menlo79
„Digitale Disposition soll so einfach sein wie Online-Shopping“, sagte Gerrit Koch to Krax, CRO bei Menlo79.

Menlo79 hat daher das Online-Portal Wilson entwickelt, das mithilfe von Algorithmen das richtige Personal hinsichtlich Verfügbarkeit, Qualifikation und Arbeitszeiten in Sekundenschnelle finde. Im sogenannten Operations Cockpit sind live alle täglichen Abläufe und Abweichungen zu sehen. Mithilfe der erfassten Arbeitszeiten erfolge auch eine automatische Abrechnung. Das eigene Personal mit anderen Unternehmen zu teilen, funktioniere über die Zusatzfunktion Wilson Share. Diese Funktion ist Teil des Förderprogramms Zukunft Schienengüterverkehr vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV). „Wir wollen Grenzen aufweichen. Digitale Disposition soll so einfach sein wie Online-Shopping“, sagte Koch to Krax.

Wie sich Lagerfläche und Ladungsträger teilen lassen

Die Lösung von Menlo 79 teilt Personal und Arbeitsaufwände. Heinrich Brunhöber, Co-Founder des Start-ups Unnbound, präsentierte eine Möglichkeit, wie sich Lagerfläche teilen lässt. „Lagerlogistik ist einer der besten Anwendungsfälle für Sharing Economy”, sagte Brunhöber. Unnbound verfüge über mehr als 300 Lagerstandorte in elf EU-Ländern. Einen kurzfristig gebuchten Palettenstellplatz On-Demand biete das Berliner Start-up genauso wie einen Überblick über Wareneingänge, Lagerbestände und Aufträge in Echtzeit über die Unnbound-App.
Das Gründerteam um Brunhöber hat die softwarebasierte Warehousing-Plattform für große Händler und Marken entwickelt. Die großen Unternehmen werden über die Plattform mit kleinen und mittelständischen Lagerlogistikern vernetzt. Seit Sommer 2023 ist die Lösung auf dem Markt.

Nicht nur die Lagerfläche lässt sich sharen, sondern auch die Ladungsträger. Ladungsträger wie die Europalette, Gitterboxen oder Gemüsekisten werden laut Felix Lütjann von dem Start-up Logistikbude zwar schon geteilt. „Aber nicht effizient oder nachhaltig“, so Lütjann, der für PR und Marketing zuständig ist. Dafür biete die Logistikbude, die es seit Ende 2021 gibt, eine ökologische und ökonomische Alternative. Mit der eigens entwickelten Software lassen sich sämtliche Mehrwegobjekte verwalten: von Standard-Ladungsträgern wie Paletten oder Behältern über individuelle Ladungsträger bis hin zu Sonderlösungen, zu denen Cargobikes oder Mehrweg-Geschirr zählen. „Wir digitalisieren den nervigsten Prozess in der Logistik“, heißt es auf der Website des Unternehmens.

Die Kunden können zwischen den drei Paketen „Tausch“, „Tracking“ und „Komplett“ wählen. Die Logistikbude übernimmt beim Paket „Tausch“ die Verwaltung, zu der die Tauschkontoführung, die automatische Kontenabstimmung, die Buchung sowie das Hochladen und Prüfen von Partnerkontoauszügen zählen. Unter „Tracking“ fallen Verwaltung, Tracking und Dokumentation der serialisierten Ladungsträger. Das „Komplett“-Paket vereint beide Dienstleistungen.

Konzepte für die Stadt

Trotz der innovativen Ansätze: „Beim Sharing-Anteil ist in Deutschland noch viel Luft nach oben“, sagte Michael Kuchenbecker, Geschäftsführer und Senior Consultant bei LNC. Er stellte gemeinsam mit Andreas Schumann, Vorsitzender des Bundesverbandes der Kurier-Express-Post-Dienste (BdKEP), urbane Sharing-Konzepte vor.

Gemäß einer Studie des Software-Dienstleisters Capterra zu den Sharing-Anteilen in ausgewählten Ländern liegt der Anteil in Deutschland bei lediglich zehn Prozent – davon entfallen wiederum 94 Prozent der Sharing-Ideen auf Start-ups. Das müsse nicht so bleiben. Vor allem für die letzte Meile gebe es vielversprechende Konzepte. Fahrzeug-Sharing, kooperative Liefernetzwerke und Zustelldienste, gemeinsam genutzte Technologie und Daten sowie geteilte Lager- und Umschlagflächen sind Ansätze für die urbane Logistik, die Kuchenbecker nannte.

Andreas Schuman vom BdKEP bedauerte, dass die beiden größten Unternehmen der KEP-Branche, DHL und Amazon, nicht an Sharing-Konzepten interessiert sind. Denn das Teilen von Paketstationen habe nur dann eine Chance, wenn alle Unternehmen mitziehen.