trans aktuell-Symposium bei der Kellergroup

trans aktuell-Symposium bei der Kellergroup
Synergien bei Kontraktlogistik und Immobilien

Zahlreiche Branchenexperten und Praktiker interessierten sich am Dienstag für das trans aktuell-Symposium zum Thema „Chancen entdecken: Strategien in Kontraktlogistik und Immobilien“ bei der Kellergroup in Ditzingen. In Vorträgen sowie in einem Logistiktalk ging es um Chancen und Herausforderungen.

trans aktuell-Symposium bei der Kellergroup in Ditzingen 29.04.2025
Foto: @Thomas Kueppers

Wie rentabel ist es, die eigene Logistik einem erfahrenen Partner zu überlassen? Für diese und noch weitere Fragen rund um Kontraktlogistik und Logistikimmobilien interessierten sich Branchenexperten und Praktiker beim trans aktuell-Symposium. Gastgeber zum Thema „Chancen entdecken: Strategien in Kontraktlogistik und Immobilien“ war die Kellergroup in Ditzingen (Baden-Württemberg). In Vorträgen sowie in einem Logistiktalk ging es um Chancen und Herausforderungen.

Trend zum Outsourcing

Die Chefredakteurin von trans aktuell, Ilona Jüngst, betonte eingangs, jahrzehntelang habe die Kontraktlogistik vom Trend zum Outsourcing in Industrie und Handel profitiert. Aktuell sei das Wachstum etwas erlahmt. Entscheidend für den Erfolg seien nicht zuletzt die richtigen Logistikimmobilien. Wesentliche Kriterien sind hier beispielsweise der Standort, die verfügbare Fläche und im Zeitalter der E-Mobilität auch die optimale Anbindung an das Energienetz.

Herausforderungen beim Bau von Logistikimmobilien

Gastgeber Alexander Hewel, Managing Director bei der Kellergroup, sprach über die enormen Herausforderungen, die mit dem Bau von Logistikimmobilien verbunden sind. Ein spezielles Problem stellt hierbei die mangelnde Akzeptanz seitens der Kommunen dar. Wichtig sei es zu vermitteln, die Logistik sei nicht das „fünfte Rad am Wagen“, sondern Teil einer Wertschöpfungskette. Zudem gehe es darum, Resilienz zu entwickeln – das heißt widerstandsfähig zu werden bei volatilen Lieferketten und Märkten sowie politischen Herausforderungen.

Zukunftsfähigkeit als Hebelpunkt

Mathieu Meyer, Head of Consulting bei Keller Consulting, betonte, Logistikimmobilien seien langfristige Investitionen, die über den Tag hinaus gedacht werden müssen. „Resilienz und Zukunftsfähigkeit sind zentrale Hebelpunkte, die im Zusammenspiel mit der Logistikimmobilie ineinander greifen müssen“, so Meyer.

Künftig vermehrt Strompreisschwankungen

Die Nutzung erneuerbarer Energien, insbesondere Photovoltaik, sowie die Energiespeicherung spielen hierbei eine zentrale Rolle. Künftig werde man es verstärkt mit größeren und auch kurzfristigen Strompreisschwankungen zu tun bekommen, betonte Meyer. „Die Anforderungen an das Stromnetz steigen. Standorte werden vermehrt vom Betrieb ihrer eigenen und lokalen Netzwerke profitieren.“ Dies schaffe ein Stück Unabhängigkeit von den Schwankungen am Markt und damit Resilienz.

Multimodale Anbindungen berücksichtigen

Die Standortplanung müsse zudem eine multimodale Anbindungen berücksichtigen und über die klassische Autobahnanbindung hinausdenken. Hinzu kommen noch ökologische Verpflichtungen: Diese umfassen beispielsweise auch die Pflicht zur Integration der Logistikimmobilie in lokale Klima- und Hochwasserstrategien sowie eigene Entwässerungs-, Rückhalte- und Biotopsysteme. Dies ergibt sich durch zunehmend standortübergreifende Regulierungen und Vorschriften, nicht zuletzt von der EU. „Die Standortfaktoren werden komplexer und entwickeln mehr Wechselwirkungen zueinander“, betonte Meyer.

Steuerung durch das Internet of Things (IoT)

Der Experte sprach außerdem architektonische Aspekte an wie die Dachgestaltung zur Nachtkühlung sowie die Notwendigkeit von Automatisierung und Steuerung durch das Internet of Things (IoT). Das IoT spielt demnach eine zentrale Rolle im Daten- und Informationsmanagement der Logistikimmobilie und operiert zunehmend sowohl vernetzt als auch selbständig. Gleichzeitig wächst die Bedeutung von Logistikimmobilien in ganzheitlichen Konzepten, vor allem auch hinsichtlich des Faktors Nachhaltigkeit. „Die Kontraktlogistimmobilie der Zukunft übernimmt dabei eine emissionsnegative Funktion“, so Meyer. Um dies zu erreichen, müssen Gebäude demnach über die heutigen Mindestanforderungen hinaus gebaut werden, und zwar modular, flexibel und mit weitreichenden internen Standardisierungen. „Im Trend wird Bauen regulierter, komplexer und teurer“, resümierte Meyer.

Kostensenkung durch Kontraktlogistik

Trends in der Kontraktlogistik griff Prof. Dr. Dirk Hartel, Professor für Logistik und Supply Chain Management an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW), auf. Etablierte Trends der Kontraktlogistik seien ein intensiver Wettbewerb. hoher Kostendruck sowie ein ausgeprägtes Machtgefälle zwischen Auftraggebern und Kontraktlogistikern. Daran hat sich im Lauf der Zeit nichts geändert. „Diese Feststellungen hätte man auch schon vor Jahren so treffen können“, betonte Hartel. So nannten bei zwei Studien aus den Jahren 2012 und 2013 die Mehrzahl der Befragten an erster Stelle, Kostensenkungen seien das entscheidende Kriterium bei der Auswahl eines Kontraktlogistikers.

Automatisierung und Digitalisierung

Zukünftige Trends in der Kontraktlogistik seien hingegen Automatisierung und Digitalisierung, der Einsatz generativer KI, Local-for-Local-Abwicklungen, Cyber Security im Supply Chain Management und Nachhaltigkeit. Jedoch klaffen Wunsch und Wirklichkeit bisweilen auseinander. Beispiel Automatisierung und Digitalisierung: Wünschenswert sei der Einsatz entlang sämtlicher logistischer Prozesse – vom Wareneingang bis zum Warenausgang. In Wirklichkeit bewegte sich der Reifegrad auf einer Skala von 1 (keine Automatisierung und Digitalisierung) bis 5 (vollständige Automatisierung und Digitalisierung) im Jahre 2024 laut einer Studie gerade einmal auf der Stufe 2. Auch in anderen Bereichen gebe es noch viel zu tun, beispielsweise bei Local-for-Local-Abwicklungen. Der Wunsch sei zwar ein Kontraktlogistiker vor Ort in der Nähe von Kunden und Endkunde. Tatsächlich gebe es nach wie vor einen hohen Anteil von Liefermengen aus China und Südostasien.

Treiber neuer Trends

„Unabhängig davon stellen neue Technologien in Digitalisierung und Automatisierung die Treiber neuer Trends dar, ebenso rechtliche Anforderungen wie Mindestlohn und ESG-Vorgaben“, stellte Hartel fest. Ebenso zeigte er sich überzeugt davon, dass sich wegen der Lücke von Wunsch und Wirklichkeit neue Möglichkeiten für innovative Anbieter ergeben, sich vom Wettbewerb zu differenzieren.

70.000 logistikaffine Unternehmen

Momentan gibt es etwa 70.000 logistikaffine Unternehmen in Deutschland – davon sind nur etwa 500 Kontraktlogistiker. „Der Outscourcing-Anteil der Kontraktlogistik ist gering und zeigt deutliches Wachstumspotential“, sagte Hartel.

Wirtschaftlichen Vorteile des Outsourcing

Welche wirtschaftlichen Vorteile sind mit Outsourcing verbunden? Darüber sprach Michael Peter, Director Business Development Central Europe beim Kontraktlogistikunternehmen GXO – nach eigenen Angaben der weltweit größte reine Kontraktlogistikanbieter. Etwa 66 Prozent des Umsatzes entfallen auf Europa. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 150.000 Mitarbeitende in 27 Ländern an mehr als 1.000 Standorten. GXO profitierte in den vergangenen Jahren vor allem vom rasanten Wachstum des E-Commerce. Zu den Kunden zählen Firmen wie Levi’s, Nestlé, Pepsico, Zalando oder Samsung.

Fixkosten werden variabilisiert

Er ist überzeugt davon, dass sich das Outsourcen der Logistik für Industrie und Handel lohnt. „Fixkosten werden variabilisiert, Risiken reduziert, die Resilienz wird gesteigert und durch den Verkauf der Logistikimmobilie wird ein Cashflow-Effekt generiert.“ Dadurch werden Ressourcen für das Unternehmen frei. „Aufgrund der Erfahrung unseres Unternehmens können wir viel auszuprobieren. Ebenso können wir die Learnings von der einen in die andere Branche übertragen, weil die Anforderungen doch am Ende relativ ähnlich sind“, betonte Peters. Den Mitarbeitern können smarte Tools an die Hand gegeben werden, die laut Peters gar nicht viel kosten – die aber den Arbeitsalltag vereinfachen und damit die Produktivität erhöhen, was wiederum die Kosten reduziert. Zu diesen smarten Tools zählen beispielsweise kollaborative Roboter, auch „Cobots“ genannt, von denen die Mitarbeiter unterstützt werden. Auch KI-gesteuerte Envision Glasses sowie die Inventur per Drohne zählen zu den smarten Tools.

Kosten um bis zu 50 Prozent reduziert

Die Kosten eines Arbeitsprozesses können demnach um bis zu 50 Prozent reduziert werden, ebenso die Lagerbestandsreichweite. Hierbei handelt es sich um eine Kennzahl, die angibt, wie lange ein Unternehmen Kapital in Lagerbeständen gebunden hat. Auch Lagerverluste konnte GXO laut Peters schon um 60 Prozent reduzieren. Zudem seien schon Verbesserungen der EBITDA-Margen von zwei bis sechs Prozent erreicht worden sowie eine Verzehnfachung des Return on Investment (ROI). Aktuell arbeitet GXO an 1.000 Standorten mit 270 Suppliern an neuen Lösungen. „Die Tests laufen Monate oder auch Jahre, bis ein entsprechender Akzeptanzgrad erreicht ist, um die Lösungen flächendeckend auszurollen.“

Wachstum im Mittelstand

Wie ein mittelständischer Kontraktlogistiker wachsen kann, das führte Jürgen Behr aus, Prokurist beim Kontrakt- und Logistikdienstleister Mader-Gruppe aus Ansbach. Das Unternehmen wurde 1873 gegründet, hat heute 400 Mitarbeiter und ist hauptsächlich im Bereich Automotive unterwegs, auch über Kontinente. So übernimmt die Mader-Gruppe beispielsweise die Logistik für Kunden des indischen Spediteurs für See- und Luftfracht Fretlog. Darüber hinaus befindet sich das Unternehmen derzeit in einer Transformation zu mehr Wachstum, Diversifikation, Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Ebenso wichtig sind Automatisierung und KI. Derzeit laufen erste Projekte der Mader-Gruppe in Kooperation mit der Hochschule Ansbach bezüglich KI-basierter Planungstools.

An jedem Standort erreichbar

Die „Strategie Mader 2030“ ist darauf ausgerichtet, an jedem Standort innerhalb von ein bis zwei Stunden erreichbar zu sein. Dies ermöglicht, internationale Konzerne unterschiedlicher Branchen individuell direkt vor Ort zu bedienen, etwa bei IT-Problemen.

Wachstum angestrebt

Wachsen möchte das Unternehmen in den Branchen Healthtech und Konsumgüter sowie im Bereich E-Commerce. Diese Wachstumsfelder identifizierte das Unternehmen bereits vor Jahren und vor der aktuellen Krise der deutschen Autobauer. Hinzu kommt, dass die Qualitätsanforderungen in der Automobilbranche und der Medizintechnik durchaus vergleichbar sind. „Der Sprung von den Standards Automobilbranche in die Medizintechnik ist nicht mehr allzu hoch“, stellte Behr fest. Zudem hat die Mader-Gruppe einige Automobilzulieferer als Kunden, die mithilfe von Förderprogrammen des Freistaats Bayern momentan die Transformation zum Medizintechnikanbieter vollziehen. Mit Blick auf den Bereich E-Commerce betonte Behr: „Während sich die Großen mit Amazon und Zalando beschäftigen, beschäftigen wir uns mit ganz vielen kleinen Online-Händlern und Start-ups. Wer heute zehn Pakete verschickt, verschickt morgen 100 und übermorgen 1.000.“

Fokus auf Qualität zahlt sich aus

Im Zuge des Wachstums der vergangenen Jahre hat Behr festgestellt, dass sich der Fokus auf Qualität auszahlt. Dies spiegelt sich auch in einer hohen Kundenzufriedenheit wider. Hinzu kommt: „Wir sind in Zeiten der Krise mit unseren Kunden organisch gewachsen.“

Entwicklung eigener Logistikimmobilien

Darüber hinaus ist das Unternehmen in den vergangenen Jahren auch mit dem Thema Logistikimmobilien, konkret auch mit der Entwicklung eigener Logistikimmobilien, gewachsen. So plant die Mader-Gruppe derzeit der Neubau eines weiteren Logistikzentrums für den Eigenbedarf. „Die Herausforderung, Gemeinderäte zu überzeugen, ist auch im Raum Ansbach sehr groß“, betonte Behr.

E-Lkw nicht praxistauglich

Darüber hinaus setzt die Mader-Gruppe auf Nachhaltigkeit, was sich nicht nur in einem modernen Fuhrpark mit Lkw niederschlägt, die der Euro-6-Norm entsprechen. E-Lkw allerdings erachtet Behr für die Mader-Gruppe noch nicht als praxistauglich – unter anderem wegen fehlender Ladestationen im Fernverkehr. Ausschlagend ist auch, „dass die Kosten der E-Mobilität noch relativ unkalkulierbar sind, wenn man keine eigene Photovoltaik-Anlage auf dem Dach hat“.

Die Kellergroup in Ditzingen

  • Gründung: 1933
  • 15 Millionen Euro Jahresumsatz
  • 170 Mitarbeiter
  • Standorte in Ditzingen & Hamburg
  • Über 750 erfolgreich realisierte Kundenprojekte
  • Schwerpunkt in Logistikplanung, Bauentwicklung und Logistic Operations (Transport & Kontraktlogistik)