T&E-Studie: Schaltzentrale der Antriebswende

T&E-Studie
Schaltzentrale der Antriebswende

T&E-Studie plädiert für mehr Ladeinfrastruktur in Logistikdepots - und mehr Unterstützung für die kleinen und mittleren Unternehmen.

Schaltzentrale der Antriebswende
Foto: Frank Hausmann

Wie kann im Straßengüterverkehr die Antriebswende möglichst bald gelingen? Transport & Environment (T&E), Europas Dachverband für sauberen Verkehr und Energie, das Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung ISI und das Öko-Institut plädieren in einer aktuellen Studie für den Ausbau des Depotladens.

Demnach könnte der regionale Lkw-Verkehr in Deutschland schnell zu großen Teilen elektrifiziert werden, indem die Ladeinfrastruktur in Logistikdepots ausgebaut wird. Laut der neuen Studie im Auftrag von T&E sind die technischen Grundlagen für die Elektrifizierung von Depots vorhanden und die Wirkung für die Dekarbonisierung des Verkehrssektors groß. Auch der Fernverkehr mit E-Lkw würde von einem Netz an semi-privater und semi-öffentlicher Ladeinfrastruktur profitieren.

Tempo beim Ausbau der Depot-Ladeinfrastruktur

“Wenn die neue Bundesregierung schnell Emissionen im Verkehrssektor senken will, darf sie Lkw nicht übersehen. Sie sind ein Hebel mit großer Wirkung. Die Technik ist schon heute da – jetzt braucht es Tempo beim Ausbau der Depot-Ladeinfrastruktur“, sagt Nanne Richardsen, Referentin für Infrastruktur bei T&E Deutschland. „Die Politik sollte dabei vor allem kleinen und mittleren Unternehmen unter die Arme greifen, damit für sie die Transformation nicht an hohen Anfangsinvestitionen scheitert.“

Gebremst werde die Entwicklung in den Depots laut der Studienautoren aktuell durch hohe Kosten für Netzanschlüsse und Ladeinfrastruktur; dies sei vor allem für kleine Logistikunternehmen mit geringen Margen und kurzen Vertragslaufzeiten eine Hürde; auch die Vorlaufzeiten bei der Bereitstellung von Netzanschlüssen dauere oft mehrere Jahre.

Der Studie zufolge finden 87 Prozent aller Lkw-Fahrten in Deutschland im regionalen Verkehr mit einer maximalen Distanz von 150 Kilometer pro Fahrt statt. Zusammen mache das insgesamt mehr als drei der sieben Milliarden Kilometer, die pro Jahr auf deutschen Straßen von Lkw zurückgelegt werden. "Damit haben regionale Lkw-Fahrten eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, CO2-Emissionen im Verkehr zu senken. Sie könnten nahezu vollständig durch das Laden im Depot elektrifiziert werden", so die Studienautoren des Fraunhofer ISI und des Öko-Instituts.

Der Studie zufolge müsse der Ausbau des Stromnetzes besser mit dem zukünftigen Ladebedarf im Nutzfahrzeugsektor abgestimmt werden. "Gleichzeitig haben innovative Lösungen wie bidirektionales Laden bei langen nächtlichen Standzeiten das Potenzial, zu einer zusätzlichen Einnahmequelle durch Ladeinfrastruktur im Depot zu werden", heißt es weiter.

Erfolgsbeispiele im Ausland

Erfolgversprechende Ansätze gebe es etwa im Ausland. In Spanien können demnach kleine Unternehmen durch „gegenseitige Garantie-Gesellschaften“ (Sociedades de Garantías Recíprocas) sich einen besseren Zugang zu Krediten verschaffen können, unterstützt durch staatliche Informationsprogramme. Frankreich fördere gezielt den Umstieg auf E-Lkw und Depotladen durch die Vergabe von Zertifikaten, bei Anschaffung eines E-Lkw gibt es bis zu 50.000 Euro pro Fahrzeug, über das “AVENIR” Programm von bis zu 15.000 Euro pro Ladepunkt und fast eine Million Euro für Netzanschlüsse.

T&E ruft daher die neue Bundesregierung zu einfacher, pauschaler Förderung für Ladeinfrastruktur und Netzanschlüsse auf; auch sollten die im THG-Quotenhandel angerechneten Strommengen basierend auf einem realistischen Anteil an Depotladen berechnet werden. Auch der Ausbau der Stromnetze müsse auf den Ladebedarf abgestimmt werden, rechtliche Hürden sollten für gemeinsam genutzte oder gemietete Depots abgebaut werden. Bidirektionales Laden sollte politisch gezielt gefördert und perspektivisch zum Standard werden, so dir Organisation.