Rüdinger geht neue Wege: Fahrer aus Nepal am Steuer

Rüdinger geht neue Wege
Fahrer aus Nepal am Steuer

Vom Himalaya in die Hohenlohe: Die Rüdinger Spedition aus Krautheim sammelt Erfahrungen mit angehenden Berufskraftfahrern aus Nepal. Eine Zwischenbilanz.

Fahrer aus Nepal am Steuer
Foto: Rüdinger Spedition

Wer den höchsten Berg der Erde hat, hat Leute, die das Abenteuer suchen – sei es als Sherpa im eigenen Land oder als Weltenbummler im Ausland. Mit der zweiten Kategorie wollte Spediteur Roland Rüdinger aus Krautheim (Hohenlohekreis) in Kontakt treten. Warum nicht Nepalesen eine Perspektive in Deutschland bieten und sie für den Fahrerberuf gewinnen, hatte er sich gefragt.

Thomas Küppers
Spediteur Roland Rüdinger ist klarer Fan einer kürzeren BKF-Ausbildung. Sie auf zwei Jahre stutzen und die BKF-Qualifikation „auf ein vernünftiges Maߓ zurückfahren – das wäre der Vorschlag von Rüdinger, der seit mehr als einem Jahr auch dem Fachausschuss Straßengüterverkehr im Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV) vorsteht.

Für alles gibt es Agenturen – und so bekam die Spedition vor rund einem Jahr vier junge Männer aus Nepal vermittelt. „Wenn man eine Ausbildung anbietet, sind die Behörden kompromissbereit“, berichtet der Unternehmer mit Blick auf mögliche Hürden beim Rekrutieren aus Asien. Denn auch hierzulande ist es mehr als schwierig, junge Leute für eine Ausbildung zum Berufskraftfahrer (BKF) zu begeistern. Die deutsche Botschaft in Kathmandu stellte die erforderlichen Arbeitsgenehmigungen aus – und die vier Nepalesen konnten ihren Flug nach Deutschland antreten.

Wie sich die vier Männer aus Asien seitdem gemacht haben? „Es ist schwieriger als gedacht“, bilanziert Geschäftsführer Rüdinger im Gespräch mit der Fachzeitschrift trans aktuell. „Doch wir wollten das Projekt zum Laufen bringen.“ Noch kenne er das Projektende aber nicht, denn es gebe einige Herausforderungen, weil die jungen Männer aus einem ganz anderen Kulturkreis kämen – und aus verschiedenen Kasten obendrein, sodass zum Beispiel die von ihrem Arbeitgeber angebotene gemeinsame WG nicht lange währte. Einer der vier hat sich bereits neu orientiert und der Logistik den Rücken gekehrt. Die drei anderen arbeiten zurzeit in der Werkstatt und im Lager und lernen Deutsch.

Erwerb des Führerscheins schwierig

„Am schwierigsten gestaltet sich der Erwerb des Führerscheins“, erzählt Rüdinger. Den Männern fehle die Phase des Mitfahrens – daher brauche alles nun viel länger. Vielleicht wäre für sie eine längere BKF-Ausbildung sinnvoll, überlegt Rüdinger, da sich die Nepalesen nicht nur auf eine neue Tätigkeit, sondern auch auf ein komplett neues Lebensumfeld einlassen.

Von dieser Ausnahme mal abgesehen, ist der Unternehmer aber klarer Fan einer kürzeren BKF-Ausbildung. Sie auf zwei Jahre stutzen und die BKF-Qualifikation „auf ein vernünftiges Maß“ zurückfahren – das wäre der Vorschlag von Roland Rüdinger, der seit mehr als einem Jahr auch dem Fachausschuss Straßengüterverkehr im Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV) vorsteht.

Doch nicht nur Azubis sind schwer zu finden; aktuell sind es bei Rüdinger acht über alle drei Lehrjahre („wir sind stolz darauf, dass es überhaupt so viele sind“). Auch ausgebildete beziehungsweise qualifizierte Fahrer fallen nicht vom Himmel. Zurzeit sind es bei dem Unternehmen aus Krautheim rund 240 Fahrer für die eigenen 200 Lkw. Um seinen Bedarf zu decken, baut es seit einigen Jahren verstärkt auf Mitarbeiter aus dem Balkan. „In Summe dürften es in den vergangenen Jahren 150 serbokroatisch sprechende Fahrer gewesen sein, die bei uns begonnen haben“, erläutert der Spediteur und betont: „Wir holen sie nicht, sie schlagen bei uns auf.“ Er habe nicht etwa eine Agentur vor Ort, vielmehr spreche sich der Bedarf herum.

Erschlossen hat sich Rüdinger die Balkan-Quelle mit einem Fahrer aus Kroatien. „Inzwischen hat er die Funktion eines Feelgood-Managers“, sagt der 60-Jährige mit einem Augenzwinkern. Sein Mitarbeiter, dessen Handynummer vielen bekannt sei, organisiere die Einstellungsgespräche, die erforderlichen Papiere, helfe bei der Anmeldung in Deutschland, beim Einrichten des Bankkontos und der Wohnungssuche. „Er macht das gesamte Betreuungsmandat für den Balkan.“ Was die Papiere oder Aufenthaltstitel angeht, stehe die regionale Arbeitsagentur im Austausch mit den deutschen Botschaften und hinterlege dort die Namen der infrage kommenden Bewerber. „Nehmen die Fahrer dann mit der Botschaft Kontakt auf, flutscht es.“

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