AOK meldet Rekord-Ausfälle bei Zustellern

Paketflut steigert Krankenstand
AOK meldet Rekord-Ausfälle bei Zustellern

AOK Rheinland/Hamburg meldet für Post-, Kurier- und Expressdienste (KEP) einen Krankenstand von 7,69 Prozent und damit den höchsten Wert der vergangenen Jahre. Besonders auffällig: Muskel- und Skelett-Erkrankungen.

AOK meldet Rekord-Ausfälle bei Zustellern
Foto: Ifoy Award

Die Paketdienstbranche ächzt unter steigenden Sendungsmengen – und die Beschäftigten mit ihr. Die AOK Rheinland/Hamburg meldet für Post-, Kurier- und Expressdienste (KEP) einen Krankenstand von 7,69 Prozent für 2024 und damit den höchsten Wert der vergangenen Jahre. Besonders auffällig: Muskel- und Skelett-Erkrankungen liegen in der vergleichsweise jungen Berufsgruppe deutlich über dem Branchendurchschnitt. Im laufenden Jahr dürfte das kaum besser werden. Denn Exoskelette kommen aktuell nur in überschaubarem Maße zum Einsatz.

Rabatte, Peak Season und E-Commerce-Boom

Black-Friday-Aktionen, Vorweihnachtsgeschäft und aggressive Rabattschlachten im Online-Handel heizen die Paketflut weiter an. Der Handelsverband Deutschland (HDE) erwartet für 2025 einen Online-Umsatz von 92,4 Milliarden Euro – ein neuer Rekord. Diese Dynamik schlägt unmittelbar auf die Arbeitsrealität der Zustellerinnen und Zusteller durch: mehr Stopps, mehr Pakete, mehr Gewicht. Laut AOK fallen Beschäftigte in KEP-Diensten deutlich häufiger krankheitsbedingt aus als der Durchschnitt aller Berufsgruppen.

Muskel- und Skelett-Erkrankungen besonders häufig

Obwohl die Branche mit einem Durchschnittsalter von nur 38,2 Jahren zu den jüngeren gehört, werden Zusteller laut AOK fast doppelt so häufig wegen Muskel-Skelett-Erkrankungen krankgeschrieben wie Beschäftigte anderer Berufe. Für Michael Wenninghoff, Geschäftsführer des Instituts für Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF-Institut), sind die Gründe klar: „Zustellerinnen und Zusteller sind großen körperlichen Belastungen ausgesetzt – etwa durch das Heben und Tragen schwerer Pakete, häufige Zwangshaltungen oder ständiges Treppensteigen. Dazu kommen Zeitdruck, dichter Verkehr und immer größere Zustellbezirke.“ Diese Kombination aus physischer und psychischer Belastung erhöhe das Risiko langfristiger Erkrankungen erheblich.

BGF-Institut: Betriebe bei Prävention stärker unterstützen

Das BGF-Institut der AOK Rheinland/Hamburg begleitet Unternehmen dabei, Gesundheitsbelastungen zu reduzieren und Arbeitsbedingungen langfristig zu verbessern. Dazu gehören:

  • Analyse ergonomischer Risiken
  • Präventionsprogramme für körperlich belastete Tätigkeiten
  • psychische Gefährdungsbeurteilungen
  • Trainings zu rückenschonendem Arbeiten
  • Konzepte zur Verbesserung von Touren- und Pausenplanung

Weitere Informationen: www.bgf-institut.de

Das Wichtigste in Kürze

  • Krankenstand in der KEP-Branche: 7,69 Prozent (laut AOK Rheinland/Hamburg).
  • Beschäftigte sind fast doppelt so häufig von Muskel- und Skelett-Erkrankungen betroffen.
  • Durchschnittsalter der Branche: 38,2 Jahre.
  • Handelsverband Deutschland (HDE) prognostiziert 92,4 Milliarden Online-Umsatz für das Jahr 2025.
  • Belastungsfaktoren: schwere Pakete, Zwangshaltungen, Zeitdruck, große Zustellbezirke.
  • BGF-Institut unterstützt Betriebe bei Prävention und Gesundheitsförderung der KEP-Zusteller.