Patrick Zilles: Die Branchenunternehmen erleben gerade schwierige Zeiten, das ist nicht unanstrengend, um es mal so zu sagen. Im Vordergrund stehen dabei die Qualitätsprobleme der Schiene, die uns – wie auch unsere Mitbewerber – nun schon länger begleiten und aktuell Preisänderungen und Anpassungen im System fordern.
Die größten Herausforderungen liegen auf der Strecke. Auf Basis der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung des Bundes werden umfassende Bauarbeiten im gesamten Schienennetz durchgeführt. Hiervon sind fast alle Relationen betroffen, besonders jedoch die Hauptrouten, auf denen Verkehre stark beeinträchtigt sind. Dies erfordert einen erheblichen Änderungs- und Steuerungsbedarf von unserer Seite und erhöht den Kommunikationsbedarf gegenüber unseren Kunden.
Entgegen allen Bemühungen, die Themen intern abzufangen, bevor sie unsere Kunden betreffen, können wir leider nicht immer die Qualität bieten, die wir versprochen haben. Die Unzufriedenheit über Verspätungen und Ausfälle durch Baustellen fällt auf uns zurück.
Der Umsatz ist nicht der Treiber bei TX, uns geht es darum, mit Verkehren Geld zu verdienen. Um das zu erreichen, verzichten wir auch bewusst auf Verbindungen, die sich nicht rechnen, und machen so Kapazitäten frei, um die Produktivität in anderen Verkehren weiter zu steigern und unsere Kernkompetenzen auszubauen.
Nach eigenen Hochrechnungen haben wir 2016 rund 660.000 TEU transportiert. 2015 lag die Zahl bei 640.000 TEU, 2017 haben wir uns eine leichte Steigerung auf 700.000 TEU vorgenommen. Das ist allerdings stark abhängig von der Qualität, die die Infrastruktur zulässt.
Hier haben wir uns stabil aufgestellt: Die Mengen entwickeln sich gut. Die schwedischen Verkehre traktioniert CFL Cargo Sverige für uns, die dänisch-schwedischen haben wir an Hector Rail outgesourct. Unsere Kunden stehen weiterhin zu uns, und wir prüfen zurzeit Optionen für neue Relationen.
Es gibt Überlegungen, konkrete Planungen gibt es derzeit nicht. Wir werden unsere Positionierung mit unseren Partnern weiter ausbauen und beobachten, wie sich der Markt entwickelt.
Wir setzen die Plattformen inzwischen auf einer Reihe von Relationen erfolgreich ein. Insgesamt sind 100 Nikrasa-Platten plus dazugehörige Verladeeinrichtungen in den Terminals im Einsatz. Wir werden die Kompatibilität weiter ausbauen und modifizieren das System aktuell für den Einsatz bei Megatrailern. Dabei geht es um eine rein bauliche Veränderung, bei der die Abstände von Rädern und Stützbock nochmals angepasst werden.
Der Markt nimmt das System sehr positiv an. Zu den Nutzern gehören etwa die Hersteller von Sattelaufliegern, die mittels Nikrasa ihre Trailer auf der Schiene zu ihren Kunden bringen. Im Fokus haben wir auch Unternehmen aus der Kühllogistik, bei denen fast ausschließlich nichtkranbare Trailer im Einsatz sind. Kurzfristig planen wir daher, Nikrasa auch auf der Relation Rostock-Verona und zwischen Göteborg und Verona einzusetzen, weil hier besonders viele Lebensmittel transportiert werden.
Wir müssen unsere Wege erweitern: von der ersten bis zur letzten Meile. Eine Verlagerung bedeutet ja immer eine Veränderung des Betriebsmodells. Was ist beispielsweise, wenn ein Transportunternehmen in einem Zielland – etwa in Italien – keinen Partner hat? Hier wollen wir unsere Kunden unterstützen, indem wir die Verbindung zu Speditionspartnern vor Ort herstellen und so den Vor- und Nachlauf der Trailer organisieren helfen. Das machen wir bereits zwischen Unternehmen aus dem Ruhrgebiet und Malmö.
Natürlich überlegen wir auch, das von uns aus anzubieten – aber hier ist noch einiges zu tun. Um die Leistung erfolgreich zu vermarkten, müssen wir uns intern und extern in Kooperation gut aufstellen.
Zur Person
Patrick Zilles leitet seit Januar 2016 den Bereich Vertrieb und Marketing bei dem Eisenbahnunternehmen TX Logistik, das zu 100 Prozent Tochter der italienischen Güterbahn Trenitalia ist. Zuvor war Zilles Leiter des Geschäftsbereichs Operations und Geschäftsführer der TX Logistik Schweiz.