Der Verwaltungsrat der Kombiverkehr hat die Aufgabe, zwischen den Gesellschaftern und der Geschäftsleitung Ziele und Themen abzustimmen. Und er dient natürlich auch zur Beratung und zur Kontrolle in bestimmten Bereichen.

Der Verwaltungsrat besteht aus sieben Vertretern der Spediteurs-Seite und zwei Vertretern der DB Cargo. Viele Verwaltungsratsmitglieder sind schon länger Teil des Gremiums; und insgesamt bildet der Verwaltungsrat die unterschiedlichen Transportsegmente und auch Interessen der Spediteure ab. Wir werden uns hinsichtlich unserer kurz- aber auch mittelfristigen Ziele zunächst einmal intern abstimmen und dann gemeinsame Maßnahmen festlegen.
Das aktuelle Problem des KV sind europaweit das große Thema Infrastruktur und die mangelhafte Harmonisierung. Da wird es zumindest sehr schwer, kurzfristig bessere Qualitäten zu bekommen. Ich sehe das Hauptproblem bei der deutschen und europäischen Politik: Zwar wird jeden Tag über Klimaziele geredet und Visionen für die Zukunft proklamiert, man steckt aber aktuell zu wenig in die sofort verfügbaren Möglichkeiten, um die CO2-Emissionen zu reduzieren. Eine sendungsbezogene Förderung für die Nutzer des KV sowie planbare politische Entscheidungen für mehrere Jahre in Sachen Infrastruktur, und europaweit feste Haushaltsmittel sehe ich hier als zwingend für die Politik an. Das ist notwendig, damit Netzbetreiber, Operateure, Eisenbahnverkehrsunternehmen, Spediteure und Verlader weiter dem System KV vertrauen und weitere Investitionen tätigen – oder überhaupt beginnen, sich mit dem System zu befassen.
Über die Digitalisierung müssen wir die Schiene transparenter machen und besser vernetzen, damit alle Beteiligten möglichst genaue Echtzeit- und Plandaten austauschen können. Da sehe ich Kombiverkehr auf einem guten Weg, etwa mit dem sehr erfreulich verlaufenden Projekt der digitalen Datendrehscheibe KV 4.0 und der dafür gegründeten Betreibergesellschaft DX Intermodal. Diese Datendrehscheibe wird sicher in den kommenden Monaten und Jahren für alle eine starke Unterstützung in der Planung von Zügen und der Vorhersehbarkeit von Zeiten sein und auch die Terminalplanungen erleichtern.

Eindeutig die Planbarkeit im Sinne von Qualität. Es braucht zudem die klaren Bekenntnisse der Politik zur Notwendigkeit der KV-Systeme. Und absolut notwendig sind natürlich auch wettbewerbsfähige Kosten im Vergleich zur Straße, damit sich Interessenten mit der Verlagerung und dem System KV auseinandersetzen. In der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Situation wird es sicher nicht einfacher, mehr Verlagerung auf die Schiene zu schaffen; momentan kehren etwa viele Verlader zum Straßengüterverkehr zurück. Dies wird aber von den Verantwortlichen in der Politik entweder gerade nicht wahrgenommen oder bewusst akzeptiert. Ich persönlich denke, dass momentan partei-ideologische Ziele über den eigentlichen volkswirtschaftlichen Interessen stehen.
Dass, wenn wir an CO2-Vermeidung denken, der KV im Verkehrssektor ein wesentlicher Hebel ist, der zudem über ein schon vorhandenes Netzwerk in Europa verfügt. Der KV auf der Schiene, ergänzt mit dem Einsatz von alternativen Antrieben im Vor- und Nachlauf, wäre ein tolle Kombination für mehr Klimaschutz.
Ich habe leider das Gefühl, dass die verschiedenen Gremien und Verbände zu viele verschiedene Anforderungen an die Politik stellen. Hier benötigen wir eine bessere Lobbyarbeit und eine Zusammenarbeit, die alle Ziele im Bereich KV zusammenfasst. Ferner würde ich mir auch wünschen, dass sich mehr Unternehmen auch an die zuständigen Abgeordneten in ihren Regionen wenden, um die dringenden Notwendigkeiten auf allen politischen Ebenen zu platzieren: zunehmender Fahrermangel, sinkende Qualität – gleichzeitig schreitet der Klimawandel enorm schnell voran und wir kommen mit der Verkehrsverlagerung nicht vorwärts; das kann so nicht sein. Wenn die Politik in Europa der Schiene nicht die notwendigen wirtschaftlichen und politischen sowie planbaren Rahmenbedingungen verschafft, werden wir in einem sehr schwierigen Marktumfeld weiter agieren müssen.
Zur Person
- Carsten Hemme ist seit dem Jahr 2000 Geschäftsführer von Paneuropa Transport in Bakum und seit 2001 auch Mitgesellschafter
- 1992 machte er eine Ausbildung zum Speditionskaufmann bei Terratrans in Bremen und begann 1996 bei J. Muhle in Vechta als Disponent
- Hemme ist seit 2008 Mitglied im Verwaltungsrat der Kombiverkehr
- Er engagiert sich zudem im Fachausschuss Schiene des DSLV, bei der Allinaz pro Schiene und bei der ct4u-Kampagne der UIRR