Die Mosel ist monatelang nicht mehr durchgängig für den Schiffsverkehr passierbar. Ein Güterschiff hat am 8. Dezember 2024 ein Tor der Schleuse Müden im Landkreis Cochem-Zell in Rheinland-Pfalz schwer beschädigt. Die Folge: Etwa 70 Schiffe liegen derzeit in der Mosel fest und können den Fluss nicht mehr weiter in Richtung Rhein befahren. Betroffen sind insbesondere Unternehmen in Rheinland-Pfalz und im Saarland, die nun von den Lieferungen der Güterschiffe abgeschnitten sind.

Durchschnittlich wird Liqui Moly wöchentlich von einem Schiff im Dillinger Hafen angesteuert. Je Schiff sind es etwa 2.200 Tonnen Rohstoffe, hauptsächlich Grundöle als Basis für Motoröle und andere Schmierstoffe.
Provisorisches Schleustentor installiert
Wie geht‘s nun weiter mit dem Gütertransport auf der Mosel? Mithilfe eines provisorischen Schleusentors konnten einige Schiffe nun kurz vor Weihnachten die Stelle passieren. An einen regulären Schiffsverkehr ist vorerst allerdings trotzdem nicht zu denken. Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB), Martin Staats, erklärt dazu: „Auch wenn die festsitzenden Schiffe jetzt schneller als zunächst befürchtet befreit werden können, bleibt es für voraussichtlich drei Monate dabei, dass auf der Mosel oberhalb der Schleuse Müden keine reguläre Güter- und Personenschifffahrt stattfinden kann“.
Schiffsverkehr auf Straße umlegen
Davon sind auch zahlreiche Unternehmen betroffen, beispielsweise Liqui Moly. Bei dem Ulmer Schmierstoffhersteller geht es um Rohstofflieferungen. Einmal wöchentlich fährt ein Schiff das Tanklager von Liqui Moly im Dillinger Hafen an. „Je Schiff sind es etwa 2.200 Tonnen Rohstoffe – hauptsächlich Grundöle als Basis für unsere Motoröle und andere Schmierstoffe“, erklärt ein Sprecher auf Anfrage von trans aktuell. Allerdings: Die Produktionsprozesse von Liqui Moly sind durch den Unfall nicht beeinflusst. Denn die Rohstoffe im Tanklager reichen noch bis Mitte/Ende Januar 2025. Zudem hatte Liqui Moly Glück im Unglück. Denn kurz vor dem Unfall konnten noch zwei Tankschiffe abladen. Infolge der kaputten Schleuse wird Liqui Moly den Schiffsverkehr auf die Straße umlegen müssen. „Bis zur aktuell prognostizierten Instandsetzung der Schleuse bis Mitte/Ende März 2025 kalkulieren wir mit rund 1.000 Tanklastwagenladungen“, teilt das Unternehmen mit.
Mehrkosten von einer Million Euro
Die Rohstoffe werden nun direkt per Tanklastwagenladungen (TKW) aus den Nordseehäfen angeliefert oder per Schiff in andere Binnenhäfen wie beispielsweise Mannheim verbracht und gelangen von dort per TKW zu Liqui Moly nach Saarlouis. Die Mehrkosten werden sich nach derzeitigem Stand auf eine Million Euro summieren. Sollte es die Lage erforderlich machen, prüft Liqui Moly das Anmieten externer Tankläger. Aufgrund eines guten Notfallplans und lange bestehender Verträge mit Logistikdienstleistern kann Liqui Moly auf die benötigten TKW-Kapazitäten zurückgreifen. Ein Logistikunternehmen aus Ulm hat zudem spontan Unterstützung angeboten. Aktuell kann Liqui Moly aber auch auf Dienstleister aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz zurückgreifen.
Stahl-Unternehmen betroffen
Neben Liqui Moly sind vom Schleusen-Unfall auch verschiedene Unternehmen der SHS – Stahl-Holding-Saar betroffen. Die Unternehmen sind momentan noch dabei, die Lage zu analysieren und über alternative Verkehrsmittel wie Bahn und Lkw nachzudenken. Hierbei geht es sowohl um ein- als auch ausgehende Güter.
Vermeidbare Probleme
Laut dem Geschäftsführer des BDB, Jens Schwanen, wäre eine vollständige Sperrrung vermeidbar gewesen. „Der Unfall an der Schleuse Müden ist ein unvorhersehbares und sehr bedauerliches Ereignis. Die Probleme hätten vermieden werden können, nämlich indem die seit Jahrzehnten beschlossene Erweiterung der Mosel-Schleusen um jeweils eine zweite Kammer zügig vom Bund umgesetzt worden wäre.“ Und: „Hier zeigt sich wieder einmal, dass Planung, Genehmigung und Umsetzung von Wasserstraßenprojekten viel zu lange dauern. „Wir erwarten von der Bundesregierung, dass wichtige Ausbaumaßnahmen an den Bundewasserstraßen mit Top-Priorität umgesetzt werden“, betont Schwanen. Ähnlich äußern sich auch die Präsidenten und Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammern Saarland, Koblenz und Trier in einem offenen Brief an den Bundesminister für Digitales und Verkehr, Volker Wissing (parteilos). Die IHK-Vertreter fordern ebenfalls den Ausbau der Moselschleusen. Der Appell schließt mit den Worten: „Unsere Wirtschaft ist auf die funktionierende Wasserstraße Mosel dringend angewiesen.“