Während viele Logistikdienstleister ihre Standorte momentan mit Photovoltaikanlagen ausrüsten und selbst Strom produzieren, ist das für die Metzger Spedition bereits ein bewährtes Geschäftsmodell. „Wir sind seit mehr als 20 Jahren Strom-Produzent“, sagt Johannes Metzger, CEO des Familienunternehmens mit Sitz in Neu-Kupfer im Norden Baden-Württembergs. Auf dem Hallendach befinden sich PV-Module, die mehr Energie erzeugen, als Metzger verbraucht. 2019 kam schließlich die Idee auf, mit dem selbst produzierten Strom auch Fahrzeuge zu betanken.
Im Juni 2021 rollte daraufhin der erste E-Lkw auf den Speditionshof: Der eTGM des Münchener Herstellers MAN Truck & Bus in der Vorserie. „Das war genau der richtige Schritt für uns“, sagt Metzger im Gespräch mit trans aktuell. Inzwischen sind die Fahrzeuge überall im Einsatz, weit über Touren in der regionalen Sammel- und Stückgutlogistik hinaus. Zudem wurden erste Ladesäulen installiert. Operative Engpässe habe es während der Testphase zwar gegeben, grundsätzlich konnten die Fahrzeuge aber überzeugen.
Bis 2030 rund 50 Prozent der Flotte elektrisch betreiben
Aktuell fahren drei elektrische Volvo für die Metzger Spedition – zwei wurden mit einem Förderzuschuss und einer ohne finanziert. Sie transportieren herkömmliche Industrie- und Handelsware. Ende Februar 2026 kommt der erste eTGX von MAN hinzu – dieses Mal als Lowliner. Das entspricht der Unternehmensphilosophie „Charge the Future“. Bis 2030 will Metzger rund 50 Prozent der Flotte, die aus rund 30 Fahrzeugen besteht, elektrisch betreiben. „Wir haben ambitioniertere Ziele, mussten sie aber wegen der wirtschaftlichen Lage anpassen“, sagt Metzger.

„Wir sind seit mehr als 20 Jahren Strom-Produzent“, sagt Johannes Metzger, CEO der Metzger Spedition.
Elektro-Fahrzeuge könnten mit Diesel-Fahrzeugen auch aus wirtschaftlicher Sicht mithalten. Bislang rund 250.000 elektrisch gefahrene Kilometer bei nahezu jedem Streckenprofil überzeugen den CEO, der den elterlichen Betrieb seit 2015 führt. Mit der verlängerten Mautbefreiung bis Mitte 2031 wurde auch ein zentraler Bestandteil zur Planungssicherheit umgesetzt.
Vier Schnellladesäulen mit bis zu 400 kW Kapazität
Die E-Lkw laden an vier Schnellladesäulen mit bis zu 400 kW Kapazität, drei davon sind öffentlich. Sie befinden sich direkt an den Laderampen, damit die Prozess- und Ladezeiten so effizient wie möglich in den Tagesablauf integriert werden können. Die Fahrer sind laut Metzger sehr zufrieden mit den Elektro-Fahrzeugen und ziehen sie Verbrennern vor. Aus dem Ladevorgang hat die Metzger Spedition ein Geschäftsmodell entwickelt. Externe Kunden können per EC- oder Kreditkarte Strom tanken. Momentan nutzen das Angebot vor allem Pkw-Fahrer, in Zukunft hofft Metzger auch auf andere Spediteure als Kunden. Die elektrischen Firmen-Pkw laden dort ebenfalls. Für die Mitarbeitenden gelten vergünstigte Ladetarife.
Anlässlich des Tags des grünen Stroms am 25. Juli fand eine öffentliche Ladeaktion am Standort in Neu-Kupfer statt. E-Fahrzeuge konnten von 8 bis 18 Uhr kostenlos laden. Eine Aktion, die Metzger an weiteren drei Tagen wiederholt hat – und die zur Philosophie des Unternehmens passt, das mit seinem nachhaltigen Handeln für eine positivere Wahrnehmung der Logistik und somit auch der eigenen Marke sorgen will.
Eigene Stromspeicher geplant
Perspektivisch plant das Unternehmen auch eigene Stromspeicher. „Wir produzieren viel und ausreichend Strom, den wir heute noch einspeisen, künftig jedoch mit dem Hochlauf der Elektromobilität vertanken werden.“ Mit steigenden Tankungen werde die Ladeinfrastruktur am Standort zum Engpass. Darum nimmt Metzger an einem Forschungsprojekt des Digital Hub Mobility vom Münchener Innovationszentrums UnternehmerTUM teil, das zur Technischen Universität München gehört. Dabei entsteht ein offenes, interoperables Ladesystems für Elektro-Lkw, also ein betreiberübergreifendes Reservierungssystem, das öffentliche Ladenetzwerke und private Depots in einer einzigen Plattform verbindet.
Die Kunden des Logistikers gehen den nachhaltigen Weg des Unternehmens trotz der Mehrkosten mit. Zudem tanken seit dem 1. Januar 2025 alle Verbrenner den erneuerbaren Dieselkraftstoff HVO 100. Das spare im Vergleich zum Diesel 80 bis 90 Prozent CO2 ein. „HVO 100 ist eine super Möglichkeit, jetzt schon nachhaltig zu fahren“, so Metzger.
2026 feiert Metzger 80-jähriges Jubiläum
2026 feiert die Metzger Spedition ihr 80-jähriges Jubiläum. Johannes Metzger, der sich auf der Karriere-Plattform Linkedin als „Change Agent“ bezeichnet, führt das Unternehmen unter dem Motto „Charge the Future“ in die Zukunft. Es sei vor allem wichtig, die Mitarbeitenden bei der Transformation mitzunehmen. Die aktuelle wirtschaftliche Situation beschreibt Metzger in vielerlei Hinsicht als herausfordernd: „Wir planen für das Folgejahr mit dem aktuellen Stand beziehungsweise moderatem Zuwachs.“ Dazu müssten alle zusammenhalten. „Einer allein schafft den Umstieg nicht.“
Das Unternehmen
- Das Familienunternehmen wurde 1946 in Künzelsau gegründet. 1994 folgte die Unternehmensaufspaltung: in die Metzger Spedition mit Sitz in Neu-Kupfer und Metzger Reisen mit Sitz in Künzelsau.
- 1997: Gründung der Logistik-Sparte.
- CEO: Johannes Metzger.
- 80 Mitarbeitende.
- 40.000 Quadratmeter Lagerfläche.
- Seit 2021 gehören E-Lkw zum Fuhrpark.
- Seit 2025 tankt die gesamte Verbrenner-Flotte HVO 100.
- Vier Schnellladesäulen mit bis zu 400 kW Kapazität, drei davon sind öffentlich.





