Lhyfe in Schwäbisch Gmünd: H2-Produktion im Ländle

Lhyfe in Schwäbisch Gmünd
H2-Produktion im Ländle

Der französische Wasserstoffproduzent Lhyfe betreibt in Schwäbisch Gmünd eine Produktionsanlage für grünen Wasserstoff – die Politik unterstützt das Projekt.

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Foto: Lhyfe

Ab Anfang 2026 wird im Gewerbepark auf dem Gügling in Schwäbisch Gmünd (Baden-Württemberg) grüner Wasserstoff produziert und verkauft. In unmittelbarer Nähe zu Logistikunternehmen wie Häberle Logistik, der Spedition Brucker, Schäflein Logistics und den Zulieferern Robert Bosch Automotive Steering und Voestalpine hat der französische Wasserstoffproduzent und -händler Lhyfe eine Produktionsanlage für grünen Wasserstoff gebaut. Ende 2024 begannen die Bauarbeiten auf dem einen Hektar großen Grundstück. Momentan läuft die Anlage des Unternehmens mit Sitz in Nantes im Testbetrieb.

Laut Lhyfe handelt es sich um die erste kommerzielle Anlage in Deutschland, die ausschließlich dem freien Verkauf von erneuerbarem Wasserstoff dient. „Alles wird exportiert“, sagte Pascal Louvet, Vertriebsleiter Deutschland bei Lhyfe, im Rahmen der feierlichen Einweihung Mitte Oktober.

Zwei 5 Megawatt-Elektrolyseure

Die Produktionsanlage mit zwei 5 Megawatt-Elektrolyseuren wurde in einer zweigeschossigen Containerbauweise konzipiert, um Platz zu sparen. Sie produziert bis zu vier Tonnen Wasserstoff pro Tag. Im oberen Container findet der Prozess der Wasseraufbereitung statt. Rund 30.000 Liter Wasser werden pro Tag benötigt. Das pure H2O dient der Elektrolyse, die im unteren Container abläuft. In den Befüllstationen gelangt der verdichtete Wasserstoff in Trailer. Lkw transportieren ihn zu Kunden aus den Bereichen Mobilität, Brennstoffzellenentwicklung und Industrie. Zu den künftigen Abnehmern zählt zum Beispiel der Tankstellenbetreiber H2 Mobility.

Lhyfe, Schwäbisch Gmünd, H2
Franziska Nieß

In den Befüllstationen gelangt der verdichtete Wasserstoff in Trailer.

Auch eine geplante angrenzende Verteilstation in Schwäbisch Gmünd soll Lhyfe beliefern – genauso wie den nachhaltigen Industrie- und Technologiepark H2-Aspen, den die Stadt Schwäbisch Gmünd derzeit entwickelt. Die Mindestabnahme liegt laut Lhyfe bei 380 bis 400 Kilogramm Wasserstoff. Der Preis schwanke zwischen zehn bis 16 Euro pro Kilogramm H2. Um die Versorgung mit erneuerbarem Strom sicherzustellen, habe das Unternehmen PPA-Verträge abgeschlossen.

Kundennamen aus Spedition und Logistik kann Lhyfe nicht nennen. Der Logistikdienstleister Ludwig Häberle Logistik, der im selben Gewerbegebiet sitzt, richtet seinen Fokus aufgrund der fehlenden Kundennachfrage derzeit mehr auf Elektro-Lkw. Das Unternehmen hat seinen Kunden laut Geschäftsführer Stephan Häberle H2-Fahrzeuge angeboten. Das positive Feedback blieb leider aus. Dennoch kann sich Häberle vorstellen, dass die neue Produktionsanlage von Lhyfe künftig für den Logistiker interessant wird. Immerhin ist auch eine Wasserstofftankstelle auf dem Gelände geplant.

Im September hat die Anlage das sogenannte RFNBO-Zertifikat (Renewable Fuel of Non-Biological Origin) erhalten. Das Zertifikat biete den Lhyfe-Kunden einen Nachhaltigkeitsnachweis und ermögliche ihnen die Teilnahme an nationalen und europäischen Förderprogrammen.

Baden-Württemberg fördert Projekt

Die Anlage selbst fördert das Land Baden-Württemberg als Leuchtturm der „H2-Wandel – Modellregion Grüner Wasserstoff Baden-Württemberg“ mit 2,1 Millionen Euro. Die Europäische Union bezuschusst es über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung mit 4,3 Millionen Euro. Die Gesamtkosten liegen bei rund 30 Millionen Euro. Eine hohe Summe in Anbetracht der Tatsache, dass Lhyfe im vergangenen Jahr mit grünem Wasserstoff fünf Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet hat. Im laufenden Jahr soll sich der Umsatz laut Luc Grare, Leiter Zentral- und Osteuropa bei Lhyfe, verdoppeln. Doch hinter Lhyfe stehen zahlreiche öffentliche und private Investoren. 2022 ging das von Matthieu Guesné gegründete Unternehmen an die französische Börse.

Europaweit zählt Lhyfe rund 50 Kunden, darunter der Lebensmitteleinzelhändler Lidl in Frankreich. Drei H2-Produktionsanlagen laufen bereits in Frankreich. Die Anlage in Schwäbisch Gmünd ist die vierte und die erste langfristige auf dem deutschen Markt. Für die Deutsche Bahn hat Lhyfe in Tübingen im Rahmen des Forschungsprojekts „H2goesRail“ bereits einen 1 Megawatt-Elektrolyseur betrieben. Das Projekt war jedoch zeitlich begrenzt und wurde nach dem Forschungsabschluss wieder zurückgebaut.

Begeisterung in Schwäbisch Gmünd

Die 10 Megawatt-Anlage habe Lhyfe bewusst in der Automobilregion Baden-Württemberg gebaut. „In Schwäbisch Gmünd haben wir Begeisterung vorgefunden“, sagte Grare. „Mit der Eröffnung des 10 Megawatt-Elektrolyseurs durch die französische Firma Lhyfe wird Schwäbisch Gmünd zum Hotspot im Thema Grüner Wasserstoff in Süddeutschland“, sagte Richard Arnold, Oberbürgermeister von Schwäbisch Gmünd. Der neue und klimaneutrale Energieträger ermögliche den Firmen, mit diesem Element neue Produkte zu entwickeln und auch Wertschöpfung zu generieren.

Lhyfe

„Wir brauchen Wasserstoff“, sagte Winfried Kretschmann, Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg.

An der Eröffnungszeremonie nahmen auch Winfried Kretschmann, Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, und Thekla Walker, Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg, teil. In seiner Rede lobte Kretschmann den Mut und den Pioniergeist der Beteiligten. „Wir brauchen Wasserstoff“, sagte der Ministerpräsident. Daher werde die Landesregierung weiter in Elektrolyseure investieren. Ohne Förderung gehe es in dieser Pionierphase nicht. Das bestehende Henne-Ei-Problem gebe es bei allen disruptiven Neuerungen. „Ich habe die Zuversicht, dass sich der Mut lohnen wird“, so Kretschmann.

„Wir müssen eine wichtige Rolle im internationalen Wasserstoffmarkt spielen. Dafür gilt es, Herausforderungen zu überwinden, von der Infrastruktur bis hin zu den Kosten“, sagte Walker. Bei Wasserstoff handle es sich um einen wichtigen Energieträger für ein klimaneutrales Energiesystem.

Die Lhyfe-Mitarbeitenden und die Investoren glauben jedenfalls zu hundert Prozent an den Energieträger Wasserstoff. Daher will Lhyfe in Deutschland weiter wachsen. Bei der einen Anlage soll es nicht bleiben.

Das Unternehmen

  • Lhyfe ist ein europäischer Konzern, der grünen und erneuerbaren Wasserstoff produziert und liefert.
  • 2017 gegründet.
  • Gründer und CEO: Matthieu Guesné.
  • Rund 200 Mitarbeitende, davon rund 30 in Deutschland.
  • Betreibt mit 70 Tube-Trailern (380 bis 1.000 Kilogramm) nach eigenen Angaben eine der größten und leistungsfähigsten H2-Containerflotten in Europa.
  • Drei weitere Produktionsanlagen in Frankreich, darunter die weltweit erste Pilotplattform für die Produktion von grünem Wasserstoff auf See.