Bundeswehr-Versorgung: Logistiktruppe im Wandel

Versorgung der Bundeswehr verbessert
Logistiktruppe mit neuer Struktur

Im Zuge der Rückbesinnung auf die Landes- und Bündnisverteidigung muss auch die Versorgung der Truppe wieder in größeren Maßstäben gedacht werden. Daher hat die Streitkräftebasis der Bundeswehr ihre Logistikverbände neu strukturiert.

Logistiktruppe mit neuer Struktur
Foto: Susanne Hähnel

Schlachten werden durch Feuerkraft gewonnen, Kriege durch Logistik, lautet ein bekanntes Sprichwort, das nichts an Wahrheit und Aktualität eingebüßt hat. "Die Logistiker der Streitkräftebasis sind entscheidend für den Erfolg militärischer Operationen. Sie gewährleisten die Versorgung der Truppe mit Treibstoff, Munition, Verpflegung und Ausrüstung, selbst unter schwierigen Bedingungen und in neuen Einsatzgebieten", heißt es in einer Pressemitteilung der Streitkräftebasis.

In ihr wurde vor 25 Jahren ein Großteil der für Einsatz und Grundbetrieb der Bundeswehr erforderlichen Kompetenzen gebündelt, von Logistik über ABC-Abwehr bis hin zur Militärpolizei. Mit 80.000 Soldaten und Zivilangestellten bildete sie als "Gemeinschaftsunternehmen" von Heer, Marine und Luftwaffe buchstäblich eine Basis für die Streitkräfte. Sie sollte die Effizienz der Bundeswehr steigern und, natürlich, Kosten reduzieren.

Mit dem Ende der Blockkonfrontation Anfang der 90er-Jahre und dem Beginn der drei Jahrzehnte währenden Ära der Auslandseinsätze und Stabilisierungsmissionen setzte eine konstante Reduktion und Auslagerung logistischer Kapazitäten ein. Die ehemals eigenständigen Truppengattungen Nachschubtruppe und Instandsetzungstruppe wurden zur Logistiktruppe vereint und in die Streitkräftebasis eingegliedert. Ergänzend behielt das Heer eigene Logistikkapazitäten bei, unter anderem mit seinen aktuell sieben Versorgungsbataillonen.

Langjährige Fokussierung auf Auslandseinsätze

Feste Touren wie in früheren Jahren gibt es für die Militärkraftfahrer und Transportunteroffiziere nicht mehr, erfuhren wir 2016 beim Besuch des Logistikbataillons 461 in Walldürn. "Wir betreiben nicht mehr die Grundversorgung der Bundeswehr", erläuterte der damalige stellvertretende Kommandeur, Major Maiworm. "Unser Fokus liegt auf Ausbildung und Übung. Nur im Einsatz übernehmen wir die Versorgung dann komplett."

Im Inland hingegen sind seit Jahren fast nur noch zivile Frachtführer für die Bundeswehr unterwegs. Die Bündelung der anfallenden Transportaufträge und Vergabe an die Vertragspartner übernahm das 2001 in Wilhelmshaven aufgestellte Logistikzentrum der Bundeswehr. "Wenn wir Transportkapazitäten frei haben, melden wir die und bekommen entsprechende Aufträge. Oder wir picken uns interessante Touren für unsere Fahrer heraus", berichtete Maiworm vom Alltag in den sechs verbliebenen Logistikbataillonen.

Das Ende der Schrumpfkur

Eine weitere Schrumpfkur zugunsten des Bundeshaushalts ließen die Ereignisse im Osten Europas nicht zu. 2014 hatte Russland gewaltsam die Halbinsel Krim annektiert und durch hybride Kriegführung Teile des ostukrainischen Donbass unter seine Kontrolle gebracht. Aus der Sorge, dass dieses Schicksal unter anderem auch den baltischen NATO-Mitgliedern drohen könnte, resultierte eine militärische Stärkung der NATO-Ostflanke. Das Ziel: die Abschreckung imperialer Gelüste der Russischen Föderation gegenüber weiteren souveränen Staaten des einstigen sowjetischen Machtbereichs.

Für die Bundeswehr folgten die verteidigungspolitischen "Trendwenden" Personal und Material. Depots und Kasernen wurden doch nicht geschlossen beziehungsweise wieder in Betrieb genommen, Tausende neuer Lkw vom Typ Rheinmetall MAN HX2 beschafft sowie Truppenverlegungen zu Lande, zu Wasser und in der Luft wieder vermehrt geübt – zum Beispiel im Jahr 2020 bei "Defender Europe".

Deutschland als Drehscheibe der NATO

Im selben Jahr stellte die Bundeswehr ein neues Logistikbataillon auf, das LogBtl 163 in Delmenhorst. Es ist auf die logistische Unterstützung von NATO-Verbänden, die Deutschland durchqueren, spezialisiert. Im Fachjargon wird diese Unterstützung unter "RSOM" zusammengefasst: Reception, Staging and Onward-Movement. Denn der Bundesrepublik kommt im heraufziehenden neuen Kalten Krieg nicht mehr die Rolle des hochgerüsteten Frontstaates zu, sondern die des möglichst gut funktionierenden Transitlandes, der sogenannten "Drehscheibe Deutschland".

Landes- und Bündnisverteidigung wieder im Fokus

Die russische Vollinvasion der Ukraine ab Februar 2022 führte dann endgültig zur Rückbesinnung auf die Landes- und Bündnisverteidigung, zumal der letzte große Auslandseinsatz – MINUSMA in Mali – im Dezember 2023 mit dem Abschluss der Rückverlegung endete.

Im deutschen Straßenbild wurde diese Rückbesinnung zuletzt bei der Übungsserie „Quadriga 2024“ sichtbar, dem deutschen Beitrag zur NATO-Großübung "Steadfast Defender 2024". Von Februar bis Mai übten 12.000 Bundeswehrsoldaten mit 3.000 Fahrzeugen im Rahmen von Quadriga 2024 unter anderem den "Marsch im geschlossenen Verband" – weshalb auf deutschen Autobahnen im vergangenen Frühjahr auffällig viele Kolonnen mit blauer Marschbeflaggung zu sehen waren.

2024 wurde ein weiteres Logistikbataillon (wieder) aufgestellt: das LogBtl 471 mit rund 800 geplanten Dienstposten. Als Standort wurde ein ehemaliges NVA-Gelände in Bernsdorf-Straßgräbchen (Sachsen) auserkoren. Bis die neue Kaserne samt Übungsplatz und Standortschießanlage errichtet ist, bleibt der Verband in Camp Fallingbostel-Oerbke (Niedersachsen) beheimatet.

Regimentsstruktur für mehr Effizienz

Zum 1. Oktober 2024 hat die Streitkräftebasis schließlich ihre mobilen Logistiktruppen neu gegliedert, mit dem Ziel einer effizienteren Organisation und einer flexibleren, schnelleren Versorgung der Kampftruppen.

Die acht Logistikbataillone sind nun den neuen Logistikregimentern 1 und 4 unterstellt, die ihre Standorte in Burg (Sachsen-Anhalt) und Volkach (Bayern) haben. Beide Regimenter führen je ein schweres und drei leichte Logistikbataillone.

Aufteilung in leichte und schwere Logistikbataillone

Die schweren Logistikbataillone agieren als zentrale Umschlagpunkte bis zu 200 Kilometer hinter den Einsatzräumen der Kampfverbände. Die leichten Logistikbataillone übernehmen als logistische Knotenpunkte die bedarfsgerechte Verteilung logistischer Güter an die kämpfende Truppe. Diese flexible Aufstellung ermöglicht es der Bundeswehr, zwei Divisionen gleichzeitig im Einsatz zu versorgen.

Da das LogBtl 163 mit seiner Spezialisierung auf RSOM eine Sonderrolle einnimmt, muss im Grunde noch ein weiteres leichtes Logistikbataillon aufgestellt werden – sofern das Verteidigungsministerium die Dienstposten und Mittel bewilligt. Ergänzt werden die beiden Regimenter durch das auf den Feldlagerbau und -betrieb spezialisierte Spezialpionierregiment 164 "Nordfriesland" sowie durch zwei ebenfalls noch aufzustellende "nicht-aktive", das heißt mit Reservisten besetzte, leichte Logistikbataillone.

Durch die Zentralisierung taktischer Führungsaufgaben und die Bündelung von Verantwortlichkeiten in den Regimentern wird die Struktur der Logistikbataillone verschlankt. „Die dadurch verfügbar gemachten Dienstposten erlauben uns eine Personalstärkung in den vorhandenen Bataillonen sowie die Aufstellung des mobilen Logistikbataillons 471", erklärte Oberst Alexander Heinze, Kommandeur der mobilen Logistiktruppen.

Aus SKB wird Unterstützungsbereich

Dieser Prozess soll bis zum 1. April 2025 abgeschlossen sein. Bis dahin soll gemäß der jüngsten Bundeswehr-Reform auch der organisatorische Überbau umgestaltet und die Streitkräftebasis (SKB) mit dem Zentralen Sanitätsdienst zum neuen "Unterstützungsbereich" verschmolzen werden.