Die Hoffnung auf eine spürbare Erholung der deutschen Wirtschaft trübt sich erneut ein. Der aktuelle ifo-Geschäftsklimaindex für November 2025 fällt von 88,4 auf 88,1 Punkte und signalisiert damit eine weitere Verschlechterung der Stimmung. Vor allem die Erwartungen der Unternehmen haben sich eingetrübt. Die aktuelle Geschäftslage wird zwar etwas positiver bewertet – eine nachhaltige Trendwende bleibt jedoch aus.
Besonders betroffen ist erneut die Transport- und Logistikbranche, die laut ifo-Institut als einziges Segment im Dienstleistungssektor einen „merklichen Rückschlag“ verzeichnete. Die Einschätzung der Branche fügt sich nahtlos in weitere Wirtschaftsindikatoren ein und zeigt ein Land, das wirtschaftlich im Leerlauf verharrt.
Logistik-Indikator der BVL: „Keine Erholung, keine Dynamik“
Kai Althoff, Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung Logistik (BVL), ordnet die Lage nüchtern ein. Die kurzfristige Verbesserung im Sommer habe sich nicht verfestigt: „Es gibt weiterhin keine nachhaltige Erholung, geschweige denn einen spürbaren Aufschwung im Wirtschaftsbereich Logistik.“
Die Zahlen des BVL-Logistik-Indikators für das vierte Quartal bestätigen diesen Befund:
- Geschäftsklima: unverändert zum Vorquartal
- Geschäftslage: leicht rückläufig (-0,5)
- Geschäftserwartungen: nach leichtem Plus im Quartalsvergleich im November wieder im negativen Bereich
Besonders bemerkenswert: Seit zwei Quartalen liegen die Erwartungen deutlich über der aktuellen Geschäftslage. Für Althoff ein Zeichen, dass die Branche grundsätzlich mit einer Verbesserung rechnet, allerdings erst, wenn politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen greifen. Investitionsankündigungen der Bundesregierung, etwa in Infrastruktur oder Digitalisierung, seien bereits „eingepreist“, aber in der Realität noch nicht wirksam. Auch das jüngste Gutachten der Wirtschaftsweisen, das ein Wachstum von 0,9 Prozent für 2026 prognostiziert, warnt vor einer entscheidenden Bedingung: Die angekündigten staatlichen Investitionen müssten nun „zielgerichtet und effizient“ umgesetzt werden, damit sie überhaupt einen Wachstumsimpuls auslösen.
Frühindikator schlägt an: Lkw-Maut-Fahrleistungsindex sinkt erneut
Auch der Lkw-Maut-Fahrleistungsindex des Bundesamts für Logistik und Mobilität (BALM), der als Frühindikator für die industrielle Aktivität in Deutschland gilt, bestätigt die verhaltene Stimmung. Die Fahrleistung schwerer Lkw (ab vier Achsen) sank im November kalender- und saisonbereinigt um 0,8 Prozent gegenüber dem Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahresmonat liegt sie sogar 1,2 Prozent niedriger.
Da der Index die Transportleistung im Güterverkehr abbildet, gilt er als direkter Hinweis auf die reale Wirtschaftsaktivität – und deutet damit ebenfalls auf einen weiterhin schwachen Konjunkturverlauf hin. Unternehmen transportieren weniger Ware, Investitionen bleiben zurückhaltend, Konsum und Produktion entwickeln sich schleppend.
Logistik als Frühwarnsystem der Wirtschaft
Die drei Indikatoren – ifo-Umfrage, BVL-Logistikindikator und Lkw-Mautfahrleistung – zeichnen ein konsistentes Bild: Deutschland bleibt Ende 2025 im ökonomischen Seitwärtsmodus. Während einzelne Bereiche wie der Tourismus laut ifo etwas Hoffnung geben, blicken Transport- und Logistikdienstleister skeptisch in die kommenden Monate. Dies ist insofern relevant, als die Logistik traditionell als Seismograf für volkswirtschaftliche Veränderungen gilt.
Die Branche selbst arbeitet laut BVL intensiv an Digitalisierung, Automatisierung und Effizienzsteigerung. Doch ohne stabile politische Rahmenbedingungen – etwa schnellere Genehmigungsverfahren, Investitionen in Infrastruktur, sowie klare Industrie- und Standortpolitik – bleibt der erwartete Aufschwung aus. Kai Althoff fasst es so zusammen: „Die Branche ist bereit. Jetzt müssen die äußeren Faktoren einen klaren Impuls geben.“
Aussicht auf 2026: Hoffnung, aber keine Dynamik
Das ifo-Institut spricht von einer Wirtschaft, die „an einer baldigen Erholung zweifelt“. Die Zahlen der BVL bestätigen eine abwartende, aber nicht pessimistische Grundhaltung in der Logistikbranche. Der BALM-Index zeigt, dass die reale Transportaktivität weiterhin gering bleibt. Damit setzt sich ein Trend fort, der das Jahr 2025 geprägt hat: Deutschland steht am Beginn einer möglichen Erholung, kommt aber nicht in Bewegung.
Die wichtigsten Wirtschaftsindikatoren im Überblick
ifo-Geschäftsklimaindex (November 2025)- Gesamtindex fällt auf 88,1 Punkte (Vormonat: 88,4).
- Erwartungen sinken erneut – Unternehmen zweifeln an einer Erholung.
- Transport & Logistik: einziger Dienstleistungsbereich mit spürbarem Rückgang.
Aussage: Stimmung in der Wirtschaft bleibt gedrückt, besonders im Güterverkehr.
BVL-Logistikindikator (November 2025)
- Geschäftsklima: Stagnation, keine Verbesserung zum Vorquartal.
- Geschäftslage: leicht rückläufig (-0,5).
- Erwartungen: im November wieder negativ (Verlader -1,5, Dienstleister -0,2).
- Seit zwei Quartalen liegen Erwartungen deutlich über der Lage.
Aussage: Branche hofft auf Impulse – bleibt aber im Wartemodus.
BALM Lkw-Maut-Fahrleistungsindex (November 2025)
- Fahrleistung schwerer Lkw -0,8 % gegenüber Oktober (bereinigt).
- -1,2 % gegenüber November 2024.
- Indikator gilt als verlässlicher Frühmesser realer Wirtschaftsaktivität.
Aussage: Güterverkehr schwächt sich weiter ab, Konsum und Industrie senden keine Erholungssignale.
Das Gesamtbild für 2026
- Alle drei Indikatoren zeigen keinen konjunkturellen Auftrieb.
- Logistik bleibt Seismograf einer Wirtschaft, die nicht in Gang kommt.
- Politische Investitionsprogramme sind angekündigt, aber noch ohne Wirkung.






