Daimler Truck FS wird Servicepartner

CharterWay komplett integriert
DTFS entwickelt sich zum Lösungsanbieter

Daimer Truck Financial Services (DTFS) erweitert sein Leistungsportfolio über klassische Finanzierung hinaus und setzt künftig verstärkt auf integrierte Komplettlösungen. Im Gespräch mit trans aktuell erläutert Stephan Unger, Geschäftsführer von DTFS, die Hintergründe dieser Neuausrichtung.

CharterWay eActros 600
Foto: Daimler Truck Financial Services

Das Transportgewerbe befindet sich im Umbruch – getrieben von alternativen Antrieben, digitalen Services und dem wachsenden Druck, wirtschaftlich zu arbeiten. Mitten in diesem Wandel positioniert sich Daimler Truck Financial Services (DTFS) als strategischer Partner. Im Gespräch mit trans aktuell erklärt Stephan Unger, Geschäftsführer von DTFS, wie sich das Finanzdienstleistungsgeschäft neu aufstellt – und warum die Integration von CharterWay Anfang 2025 dabei ein konsequenter Schritt war.

DTFS positioniert sich als Lösungsanbieter für Speditionen

„Transformation darf nicht negativ konnotiert sein. Sie bringt viele Chancen mit sich“, betont Stephan Unger. DTFS verstehe sich längst nicht mehr nur als Finanzierer von Nutzfahrzeugen, sondern zunehmend als Partner der Spediteure für Komplettlösungen. Der Fokus liege heute auf integrierten Angeboten, die weit über klassische Leasing- oder Mietkaufverträge hinausgehen. Eine Vielzahl von Angeboten wie etwa Wartung, Telematik, Versicherung, Ladeinfrastruktur und Services rund um die Optimierung der so genannten Total Cost of Ownership (TCO) soll Speditionen helfen, komplexe Anforderungen effizient zu meistern.

Mehrwert durch Bündelangebote für E-Truck-Kunden

Unger erklärt: „Beim Verkauf eines E-Trucks ist der Erklärungsbedarf gestiegen, ebenso sollte das Einsatzumfeld analysiert werden. Die Fahrzeuge sind teurer, die Infrastruktur aufwändiger. Kunden achten stark auf Cashflow und Wirtschaftlichkeit." Hier punkten seiner Ansicht nach Bündelangebote: eine monatliche Rate, eine Rechnung, ein Ansprechpartner – für viele Transportunternehmer sei das ein entscheidender Vorteil.

Integration von CharterWay als strategischer Meilenstein

Mit der Integration von CharterWay in die DTFS-Struktur wurde die Strategie manifestiert, vom Finanzierer zum Full-Service-Anbieter zu wachsen. „Das war ein natürlicher Übergang“, so Unger. „Miete ist ja auch nichts anderes als Leasing mit einem großen Servicepaket.“ Für Kunden ändert sich zunächst wenig: Der Name CharterWay bleibt, die Produkte ebenso. Aber im Hintergrund rücken Prozesse, IT und Teams zusammen. DTFS übernimmt mehr Verantwortung für den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs. „Wir bieten jetzt die ganze Bandbreite aus einer Hand: vom Tagesmietfahrzeug bis zum voll integrierten Transport-as-a-Service-Konzept.“

Stephan Unger, Geschäftsführer von Daimler Truck Financial Services
Daimler Truck Financial Services

„Der Kunde soll alles aus einer Hand bekommen“ Stephan Unger, Geschäftsführer von Daimler Truck Financial Services

Transport-as-a-Service: Komplettlösungen für jede Flottengröße

Mit dem Konzept Transport-as-a-Service (TaaS) reagiert DTFS auf die steigende Nachfrage nach Komplettlösungen. Unger definiert: „Der Kunde soll alles bekommen, um seine Transportleistung zu erbringen. Vom Truck über Wartung und Versicherung bis zur Ladeinfrastruktur.“ Dabei gehe es nicht nur um Bequemlichkeit, sondern um handfeste wirtschaftliche Vorteile. Ein Beispiel: Ein belgisches Logistikunternehmen, das Milch transportiert, orderte sechs eTrucks samt Solaranlage, Batteriespeicher und Ladesäulen. DTFS übernahm die Finanzierung und organisierte die monatliche Abrechnung.

Kunde kann sich auf Kerngeschäft konzentrieren

„Der Kunde kann sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren, wir kümmern uns um den Rest“, führt Unger aus. Die Komplexität, gerade bei alternativen Antrieben, erfordere zudem frühzeitige Beratung – von der Streckenanalyse bis zur Infrastrukturplanung. Gerade für Speditionen mit wechselnden Anforderungen sei TaaS ein echter Mehrwert, etwa in Form von flexiblen Mieten mit inkludiertem Wartungs- und Versicherungsservice. Ziel sei es, jedem Kunden das passende Paket zu schnüren – vom kleinen Flottenbetreiber bis zum großen Logistiker.

Einsatzsicherheit von E-Lkw: Garantiepakete für den Gebrauchtmarkt

Auch beim Gebrauchtmarkt denkt DTFS weiter: Die Langlebigkeit von Batterien, die früher oft angezweifelt wurde, sei heute kaum noch ein Thema. „Unsere Batterien haben sehr gute Laufleistungen, der eActros 600 ist auf 1,2 Millionen Kilometer in zehn Betriebsjahren ausgelegt – vergleichbar mit einem Diesel.“ Die Garantie für den eActros 600 deckt demnach sowohl das Gesamtfahrzeug als auch zentrale Komponenten des elektrischen Antriebs ab.

Garantie von zwölf Monaten

Ab Werk gilt eine Garantie von zwölf Monaten ohne Kilometerbegrenzung für das gesamte Fahrzeug. Unabhängig davon beträgt die Garantielaufzeit für den ePowertrain, also den elektrischen Antriebsstrang, 36 Monate oder 360.000 Kilometer – je nachdem, was zuerst eintritt. Die Hochvoltbatterien sind sogar für einen Zeitraum von 72 Monaten oder bis zu 720.000 Kilometern beziehungsweise 1.800 Ladezyklen abgesichert, wobei auch hier das zuerst eintretende Kriterium gilt. Damit möchte Daimler Truck eine besonders weitreichende Garantie sicherstellen, die gezielt auf die Anforderungen des elektrischen Güterverkehrs zugeschnitten ist.

Wachstumsstrategie durch neue Märkte

Mit Blick auf das Wachstum verfolgt DTFS eine eigene Strategie. Möglichkeiten sieht das Unternehmen einerseits in einer Ausweitung der Länderpräsenz – aktuell ist man in 18 Märkten aktiv, Polen, Slowakei und Tschechien folgen bis Ende des Jahres. Auch neue Geschäftsmodelle wie Versicherungen, datenbasierte Dienste und digitale Plattformen bringen Zusatzerlöse. Unger: „Die Transformation ist für uns eine Wachstumschance, sowohl im Portfolio als auch in der Rolle gegenüber dem Kunden.“

Automatisierung und KI treiben operative Exzellenz bei DTFS voran

Dabei kommt der Technologie eine besondere Rolle zu. Robotic Process Automation (RPA), also der Einsatz von Software-Robotern, um wiederkehrende Aufgaben in Geschäftsprozessen automatisch auszuführen, sei längst etabliert. Nun hält Künstliche Intelligenz (KI) Einzug in Kreditentscheidungen, Kundenservice und Produktkonfiguration. „Wir müssen das Wachstum auch operativ stemmen. Automatisierung hilft unseren Teams, den steigenden Aufgaben gerecht zu werden.“

Ladeinfrastruktur als Schlüssel

Besondere Aufmerksamkeit zieht im Unternehmen das Thema Ladeinfrastruktur auf sich. Viele Projekte scheitern noch an langen Genehmigungsprozessen oder fehlendem Stromzugang. „Heute brauchen Spediteure im Durchschnitt 18 Monate, um eine Ladesäule zu errichten. Deshalb setzen wir früh bei der Beratung an und helfen bei Planung und Optimierung", sagt Unger. Auch wenn die staatliche Förderung wegfällt, sieht er langfristig gute Chancen für die Elektrifizierung: „Am Ende zählen die Total Cost of Ownership. Die sind bei E-Trucks langfristig günstiger.“ Wesentliche Gründe hierfür seien geringere Energiekosten, niedrigere Wartungs- und Reparaturkosten sowie Steuervergünstigungen. Auch wenn die vormalige Bundesregierung die Förderung für E-Lkw im Februar 2024 ziemlich abrupt beendete, sieht Unger darin kein Hindernis. „Wir warten nicht auf neue staatliche Förderungen. Auch ohne werden sich E-Lkw langfristig durchsetzen“, ist er überzeugt.

DTFS will langfristig als Komplettanbieter überzeugen

Dreieinhalb Jahre nach der Gründung beträgt der Portfoliowert von DTFS rund 30 Milliarden Euro. „Wenn wir 2030 über uns sprechen, möchte ich, dass Kunden sagen: Die beraten mich gut, die bieten alles aus einer Hand“, sagt der Geschäftsführer. Dabei sieht er DTFS nicht zwangsläufig als Technologieführer, sondern als Problemlöser. „Ich orientiere mich nicht am Wettbewerb, sondern an dem, was der Kunde braucht.“ Auch künftig wolle man flexibel bleiben und Angebote stetig weiterentwickeln. Die Nachfrage nach flexiblen, digitalen, wirtschaftlich sinnvollen Lösungen wachse kontinuierlich – und mit ihr das Geschäftspotenzial.

Payment-Lösung von DTFS

DTFS arbeitet an einer konzernweiten Payment-Infrastruktur, die sich an jeden richtet, der eine Zahlung tätigt – also Fahrer und Spediteure gleichermaßen. Erste Einsätze in Australien, Japan und Nordamerika geben die Richtung vor: moderne Architekturen, zentrale Datenhaltung und schnelle Online-Abwicklung. „Wir integrieren das Payment in unsere digitalen Services, zum Beispiel beim Ersatzteilkauf oder zukünftig vielleicht auch an der Ladesäule“, sagt Stephan Unger. Ziel sei es, den Kunden eine durchgängige Nutzererfahrung zu bieten, etwa im digitalen Store oder bei Serviceprozessen. „Das hilft sowohl den Flotten als auch uns als Anbieter, die Komplexität zu reduzieren.“ In Europa soll die Lösung Ende des Jahres in Großbritannien eingeführt werden. Währenddessen führt Mercedes Benz Trucks Aftersales aktuell die neue E-Commerce-Lösung „My Parts Hub“ europaweit ein. Dieses Portal ermöglicht es Kunden, Ersatzteile online zu bestellen. Im Rahmen dieses Projekts wird die DTFS-Zahlungslösung „Daimler Truck Pay (DT Pay)“ in den Shop integriert, um Kundenzahlungen ähnlich wie bei PayPal zu erleichtern.

Das Unternehmen

  • Daimler Truck Financial Services ist ein Finanz- und Mobilitätsdienstleistungsunternehmen der Nutzfahrzeugindustrie
  • Vollständig integriert beim Hersteller Daimler Truck
  • Gründung: 2021
  • Geschäftsführer: Stephan Unger
  • Sitz: Leinfelden-Echterdingen (bei Stuttgart)
  • Portfolio: Über 30 Milliarden Euro
  • Mitarbeitende: 1.900
  • Aktiv in 18 Märkten, unter anderem Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, Mexiko, Niederlande, Spanien, Südafrika, Türkei, UK und USA. In Rumänien gibt es eine Partnerschaft mit Raiffeisen.