Von der jüngsten Auszeichnung seines Unternehmens hat Günther Jocher, Vorstand des Logistikdienstleisters Group 7, aus der Zeitung erfahren. Im vergangenen Jahr kürte das SZ-Institut – der digitale Think Tank des Süddeutschen Verlags, in dem die Süddeutsche Zeitung erscheint – die krisensichersten Unternehmen Deutschlands. Mit dabei: Group 7 mit Sitz in Schwaig (Oberding) bei München. „Wir haben davon nichts gewusst und dafür auch keine besonderen Maßnahmen ergriffen“, sagt Jocher im Gespräch mit trans aktuell.
Umso größer war die Überraschung beim Blick in die Süddeutsche Zeitung. „Wir sind sehr konservativ und sehr bodenständig. Das hat sich bewährt. Wir freuen uns, dass das wahrgenommen wird“, sagt Jocher. Die Unternehmensgruppe Creditreform analysierte im Auftrag des SZ-Instituts deutsche Firmen und wählte 304 aufgrund von Kriterien wie einer überdurchschnittlichen Eigenkapitalquote, hoher Liquidität und einem Jahresüberschuss von mehr als einer Million Euro in den Jahren 2020, 2021 und 2022 aus. Außerdem durfte die Zahl der Mitarbeitenden zwischen 2020 und 2024 nicht um mehr als fünf Prozent gesunken sein. Neben Group 7 sind fünf weitere Logistikunternehmen in dem Ranking vertreten. Die 304 Unternehmen sind gleichwertige Sieger, das Ranking – Group 7 erscheint auf Platz 165 – hat das SZ-Institut auf Basis des Bonitätsindex erstellt.
Diversifikation, Innovation und eine solide Finanzstruktur
Vor allem drei Faktoren machen nach Angaben des SZ-Instituts ein krisensicheres Unternehmen aus: Diversifikation, Innovation und eine solide Finanzstruktur. Eine nachhaltige Unternehmensführung sowie die Bereitschaft, neue Technologien und digitale Lösungen zu integrieren, sind weitere Gründe.

Zum 1. Januar 2025 hat der Umzug in den Neubau in Schwaig begonnen. Der Spatenstich fand im März 2024 statt.
Bei der 2006 von Jocher gegründeten Group 7 ist all das der Fall. „Durch unsere gute Finanzstruktur haben wir eine gewisse Stabilität und können dadurch auf Marktveränderungen reagieren“, so Jocher. Durch die vielfältigen Transport-, Logistik- und Branchendienstleistungen könnten Schwächen ausgeglichen werden. „Es ist wichtig, dass man breit aufgestellt ist“, sagt der Firmengründer. Die Bereiche Aerospace und E-Commerce laufen laut Jocher momentan besonders gut.
Auch Merchandising ist ein wachsendes Geschäftsfeld. Vom Retourenmanagement über die Qualitätsprüfung bis zur Webshop-Logistik – all das wickelt Group 7 dabei ab. „Wir kümmern uns um ganzheitliche Lösungen und bieten mehr als die reine Dienstleistung“, sagt Jocher. Das sei in jedem Geschäftsbereich so.
Divers ist bei dem bayerischen Familienunternehmen mit rund 700 Mitarbeitenden auch die Auswahl der Verkehrsträger: Schienen- und Straßentransporte gehören zum Portfolio, zudem macht das Unternehmen in See- und Luftfracht – der Hauptsitz in Schwaig befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Flughafen München. Group 7 verfügt nicht über einen eigenen Lkw-Fuhrpark, disponiert aber für Familienunternehmen, die teilweise seit mehr als 20 Jahren für den Logistikdienstleister fahren.
Von Beginn an vielfältig
Vielfalt ist schon von Beginn an Teil der DNA des Unternehmens. Mit Logistik, Straßentransport, Luft-, und Seefracht habe alles begonnen. „Damit sind wir sehr schnell gewachsen.“ Es sei stets bergauf gegangen. Neun Unternehmensstandorte gibt es mittlerweile: in München, Frankfurt, Hamburg, Stuttgart, Bremen, Nürnberg, Hannover, Düsseldorf und Neuss.

„Wir kümmern uns um ganzheitliche Lösungen und bieten mehr als die reine Dienstleistung“, sagt Günther Jocher, Vorstand des Logistikdienstleisters Group 7.
Auch wegen dieser Diversität sei Group 7 gut durch das Jahr 2024 gekommen. Für 2025 erwartet Jocher „weiterhin unsichere wirtschaftliche Zeiten“. Marktveränderungen wie die US-Zölle würden die Unternehmen vor große Herausforderungen stellen und ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit erfordern. „Aber das haben wir.“ Um auf Veränderungen bestmöglich reagieren zu können, habe das Unternehmen zum Beispiel in den Vertrieb investiert. Ohnehin sieht Jocher in jeder Krise immer auch eine Chance.
Ein weiterer Pluspunkt in Sachen Krisensicherheit: Die Unternehmensnachfolge ist gesichert. Jochers Kinder Daniel, 28 Jahre, und Julia, 31 Jahre, arbeiten mittlerweile beide im Familienbetrieb, ein Zehn-Jahres-Plan regelt die Übergabezeit. „Die beiden bringen neue Ideen ein, und ich lasse sie sie verwirklichen“, sagt der 66-Jährige, der eine fließende Übergabe plant, einen festen Termin gebe es nicht. Seine Kinder haben in vielen Abteilungen im Unternehmen mitgearbeitet und den Betrieb so von der Pike auf kennengelernt.
Logistikdienstleistungen in Schwaig verdreifacht
Bald sitzen die drei gemeinsam in einem Büro. Zum 1. Januar 2025 hat der Umzug in den Neubau in Schwaig begonnen, der sich im selben Industriegebiet wie der Stammsitz befindet (das Titelbild zeigt, wie der neue Standort aussehen soll, wenn er fertig ist). Der Spatenstich für das 60.000 Quadratmeter große Dienstleistungszentrum und das 5.000 Quadratmeter große Verwaltungsgebäude fand im März vergangenen Jahres statt. Im Juli folgte das Richtfest auf dem zehn Hektar großen Grundstück. Die Investitionssumme beläuft sich auf 48 Millionen Euro. Da der bisherige Standort erhalten bleibt, vergrößern sich die Logistikdienstleistungen in Schwaig um das Dreifache.
Der Neubau verfügt unter anderem über eine 30.000 Quadratmeter große Photovoltaikanlage, die den Eigenbedarf vollständig deckt. Das Dach ist begrünt, rund 200 Bäume und 350 Sträucher sollen gepflanzt werden. Das Thema Nachhaltigkeit ist im Unternehmen hoch angesiedelt. „Wir haben schon früh in Nachhaltigkeit investiert“, sagt Jocher. Bereits 2011 hat das Unternehmen auf der weltgrößten Leitmesse für Logistik und Mobilität, der Transport Logistic, einen CO2-Rechner für seine Kunden vorgestellt. Mittlerweile gibt es eine eigene Nachhaltigkeitsabteilung mit zwei Mitarbeitenden.
Gläserne Prozesse schaffen
Eine weitere Entwicklung in Richtung Zukunft: Der sogenannte Control Tower, ein eigens entwickeltes Programm der IT, bildet die gesamte Lieferkette ab. „So schaffen wir auch für unsere Kunden gläserne Prozesse“, sagt Jocher. Außerdem zeigt das Tool auf, wo Verbesserungspotenzial besteht. Eine wichtige Maßnahme, um auch künftig wettbewerbsfähig zu bleiben – und damit krisensicher zu sein.
Das Unternehmen
- Group 7 wurde im Jahr 2006 in München gegründet, wo bis heute der Hauptsitz ist.
- Weitere Niederlassungen in Frankfurt, Hamburg, Stuttgart, Bremen, Nürnberg, Hannover, Düsseldorf und Neuss.
- Mehr als 195 internationale Stützpunkte
- Vorstand: Günther Jocher
- Rund 700 Mitarbeitende
- In Schwaig (Oberding) bei München wird in diesem Jahr das neue Logistik-Center eingeweiht. In Hamburg ist seit 2023 das neueste Logistik-Center in Betrieb.