Zug um Zug nähert sich der Automobilzulieferer Schaeffler seinen Klimazielen – und das buchstäblich. Ein im Februar vorigen Jahres initiiertes Projekt zur Verlagerung von Straßentransporten auf die umweltfreundlichere Schiene trägt Früchte. Gemeinsam mit mehreren Projektpartnern – darunter Logistik Schmitt, Kombiverkehr, das Kombi-Terminal Ludwigshafen (KTL) und trans aktuell als Koordinator des Ganzen – hat Schaeffler von September 2022 an einen intermodalen Regelverkehr vom badischen Bühl ins westungarische Szombathely aufgebaut. Dort betreibt Schaeffler ein modernes Werk, das schon heute CO2-neutral arbeitet, die gesamte Schaeffler-Gruppe strebt die Klimaneutralität bis 2040 an.

„Es ist beeindruckend zu sehen, wie schnell und erfolgreich ein Projekt umgesetzt werden kann, wenn alle Beteiligten für das Thema brennen“, erklärte Matthias Zink, Vorstand der Sparte Automotive Technologies bei der Schaeffler-Gruppe, Ende November bei einem gemeinsamen Projektabschluss aller Beteiligten in Bühl. „Wir konnten durch das Projekt ‚Zug um Zug‘ erheblich CO2 einsparen“, bilanzierte Peter Egner, Leiter des Bereichs Supply Chain Management und Logistik Automotive bei der Schaeffler-Gruppe. Ihm sei bewusst, dass nachhaltige Logistiklösungen ihren Preis haben. „Trotzdem sind wir bestrebt, diese Anstrengungen zu intensivieren“, kündigte er an. Für die Organisation des Pilotprojekts und begleitende Berichterstattung wurde trans aktuell im September vorigen Jahres in Zürich mit dem K3-Preis für Klimakommunikation ausgezeichnet, überreicht durch den Mediziner und Moderator Eckart von Hirschhausen.
Die erzielte Einsparung kann sich sehen lassen: Innerhalb eines Jahres – von 1. September 2022 bis 30. September 2023 – hat die Automotive-Sparte von Schaeffler ihren CO2-Fußabdruck um 185 Tonnen verringert. „Das ist ein toller Erfolg für alle Beteiligten“, lobte Jan Weiser, Leiter der Unternehmenskommunikation bei Kombiverkehr. Der Intermodalspezialist aus Frankfurt organisiert die Schienentransporte zwischen Ludwigshafen und Wien via Wels und retour. Den Vorlauf erledigt Logistik Schmitt aus dem badischen Bietigheim, den Nachlauf Krogger Transport & Logistik aus Wien.
185 Tonnen CO2 – das entspricht laut Weiser in etwa dem Wert, der in Deutschland aufs Konto von rund 6.000 Menschen täglich geht. So groß ist ungefähr auch der Mitarbeiterstamm von Schaeffler am Standort Bühl. Insgesamt nutzten im Projektzeitraum 235 Auflieger die Schiene statt die Straße. 4.520 Tonnen wurden dabei bewegt. An Bord waren immer die gleichen Güterarten – auf dem Hinweg Metall-Stanzteile, auf dem Rückweg leere Gitterboxen.
CO2-Reduktion um 59 Prozent erreicht
„Durch Nutzung des Kombinierten Verkehrs konnten wir eine CO2-Reduktion um 59 Prozent realisieren“, erläuterte Benjamin Sommer, Projektleiter bei Logistik Schmitt. Stößt ein Euro-6-Fernverkehrs-Lkw auf der 845 Kilometer langen Strecke von Bühl nach Szombathely etwa 1,9 Tonnen CO2 aus, sind es im Fall des Intermodalverkehrs noch 0,8 Tonnen.
Und das ist nicht das Ende der Fahnenstange: Denn nun zünden die Projektpartner hinter ‚Zug um Zug‘ die nächste Stufe ihrer Zusammenarbeit, womit der Klimaeffekt noch höher ausfallen wird: „Geplant ist, dass wir den Vor- und Nachlauf von und nach Ludwigshafen von nun an ausschließlich per Elektro-Lkw darstellen“, erklärte Logistikunternehmer Rainer Schmitt. Damit können die Projektpartner – sofern zukünftig Ökostrom auf Straße und Schiene zum Einsatz kommt – eine nahezu emissionsfreie Transportkette darstellen. Nur das letzte, 128 Kilometer lange Wegstück von Wien ins ungarische Werk läuft bislang noch per Diesel-Lkw.

Logistik Schmitt ist einer der Pioniere im Test von Elektro-Lkw und setzt inzwischen fünf batterieelektrische Zugmaschinen ein. Zu den beiden Volvo FM Electric, die schon seit einigen Monaten im Fuhrpark sind, gesellten sich nun noch drei eActros 300 in der Variante als Schlepper. Der Mittelständler ist das erste Unternehmen in Deutschland, das dieses Fahrzeug im Einsatz hat. Drei weitere eActros 300-Sattelzugmaschinen folgen in den kommenden Wochen. Die Erfahrungen mit der Erprobung eines eActros 300 als Motorwagen reichen bis ins Jahr 2019 zurück. Zur Stelle waren beim Treffen der Projektpartner auch zwei Fahrer von Logistik Schmitt, die regelmäßig am Steuer der E-Trucks sitzen: Didier Dischkewitz und Fahrertrainer Stefan Schupp. Beide sind voll des Lobs und wollen ihren E-Truck nicht mehr gegen einen Diesel tauschen.
Ein weiterer Projektpartner ist ebenfalls stark von den Themen Nachhaltigkeit im Kombinierten (KV) Verkehr und der Elektromobilität überzeugt: KTL-Geschäftsführer Harald Schlegel. „Der E-Volvo von Logistik Schmitt war der erste Elektro-Lkw, der im Regelverkehr unser Terminal in Ludwigshafen angesteuert hat“, sagte er und hält den KV für das ideale Einsatzfeld eines E-Trucks. Die Distanzen im Vor- und Nachlauf sind kurz, das mehrmalige Anfahren des Terminals ist prädestiniert fürs Aufladen. Zudem ist in den Terminals in der Regel eine sehr gute Stromanbindung aufgrund der elektrobetriebenen Portalkräne vorhanden.
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