Umleitungen verlängern Fahrzeiten der Lkw
Neubau der Rahmedetalbrücke geht voran

Die Sperrung der Rahmedetalbrücke hat die Logistik schwer getroffen. Nun zeigt sich beim Neubau Tempo – eine Teilöffnung könnte schon früher als vorgesehen für Entlastung sorgen.

Neubau der Rahmedetalbrücke bei Lüdenscheid im Sauerland
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Kaum ein anderes Ereignis hat die Transport- und Logistikbranche in Nordrhein-Westfalen so stark getroffen wie die Sperrung der Rahmedetalbrücke Ende 2021. Über Nacht war die zentrale Verbindung zwischen Ruhrgebiet und Rhein-Main gekappt. Lkw stauten sich in Lüdenscheid und auf Ausweichstrecken, Touren verlängerten sich erheblich, Kosten stiegen. Speditionen berichten seither von Umsatzeinbußen, verspäteten Lieferungen und stark belastetem Fahrpersonal. Für viele Unternehmen ist die Brücke bis heute Synonym für fehlende Planungssicherheit und hohe Zusatzbelastungen.

Neubau soll Tempo bringen

Im Mai 2023 wurde das marode Bauwerk gesprengt, seit Oktober 2023 baut die Autobahn GmbH zwei neue Brücken. Ziel ist, künftig auch bei Ausfällen handlungsfähig zu bleiben. Der Bau schreitet schneller voran als erwartet. Grund dafür sind veränderte Verfahren: Das Planungsfeststellungsverfahren entfiel, die Brücke wurde funktional ausgeschrieben, wodurch die ausführenden Unternehmen die Detailplanung übernahmen. Auch das Taktschiebeverfahren von beiden Talseiten beschleunigte die Arbeiten.

Teilöffnung früher möglich

Im Februar 2025 wurden die beiden Hauptträger zusammengeschoben, seither wächst das Bauwerk Abschnitt für Abschnitt. Offiziell gilt weiterhin das Frühjahr 2026 als Termin für die Verkehrsfreigabe des ersten Teilstücks. Medienberichte hatten zuletzt eine frühere Öffnung ins Spiel gebracht. Ob der Verkehr schon 2025 wieder rollen kann, will Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder am 4. Oktober beim Bürgerfest auf der A 45 bekanntgeben. "Alle Beteiligten tun alles dafür, dass das erste Brücken-Teilbauwerk so schnell wie möglich freigegeben wird", erklärte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums gegenüber trans aktuell.

Symbol für beschleunigtes Bauen

Der Minister werde die Gelegenheit nutzen, vor Ort weitere Informationen zu geben. Das Ministerium sieht in dem Projekt ein bundesweites Symbol für beschleunigtes Planen und Bauen. Durch die funktionale Ausschreibung sei das Know-how der Unternehmen frühzeitig eingeflossen, parallelisierte Genehmigungen und der Einsatz von Großfertigteilen hätten zusätzlich Zeit gespart. Diese Erfahrungen fließen laut Ministerium inzwischen auch in andere Projekte ein, etwa bei der Berliner Ringbahnbrücke auf der A 100 oder der Haarbachtalbrücke auf der A 544. Zudem habe die Bundesregierung mit dem Genehmigungsbeschleunigungsgesetz dafür gesorgt, dass Ersatzneubauten einfacher und ohne Umweltverträglichkeitsprüfung möglich sind, wenn die Maßnahme auf das Brückenbauwerk begrenzt ist.

Logistik leidet weiter

Für die Branche wäre eine frühere Freigabe ein Befreiungsschlag. Der Verband Spedition und Logistik (VSL) Nordrhein-Westfalen beschreibt gegenüber trans aktuell die Belastungen klar: Im Fernverkehr verlängerten sich die Routen bis zu 30 Prozent, Fahrzeiten stiegen im Durchschnitt um 20 bis 35 Minuten. Dazu kamen Mehrkosten und unzufriedene Kunden. Mit der neuen Brücke erwarten die Unternehmen eine Rückkehr zu kalkulierbaren Laufzeiten und stabileren Kostenstrukturen. Der Verband fordert, aus den Erfahrungen beim Neubau der Rahmedetalbrücke Lehren zu ziehen: schnellere Verfahren, Schichtbetrieb auf Großbaustellen, frühzeitige Einbindung der Logistik und vor allem passierbare Alternativrouten.