Die EU-Verpackungsverordnung (Packaging and Packaging Waste Regulation – PPWR) verändert in den kommenden Jahren die gesamte Lieferkette – von der Produktion über die Logistik bis zum Handel. Transparenz, Wiederverwendung und Nachverfolgbarkeit von Verpackungen werden zur Pflicht. Wie die künftigen Anforderungen an Transparenz, Wiederverwendung und Nachverfolgbarkeit von Verpackungen bislang umgesetzt sind, zeigt der PPWR-Stimmungsindex von Fraunhofer IML, Logistikbude und der Initiative Mehrweg.
Unternehmen stehen der PPWR skeptisch gegenüber
Der PPWR-Stimmungsindex 2025 gebe erstmals einen systematischen Überblick über den aktuellen Stand der deutschen Wirtschaft und zeigt, wo Unternehmen bereits handeln und wo noch entscheidende Lücken bestehen, heißt es seitens der Akteure. Und die Lücken sind durchaus enorm. Denn noch überwiege vielerorts die Skepsis. Die PPWR werde als zusätzliche Regulierung wahrgenommen – als komplex, aufwendig, teuer. „Doch wer sich zu spät mit den Auswirkungen der Verordnung beschäftigt, wird nicht nur vor operative Herausforderungen gestellt, sondern auch wirtschaftliche Chancen verpassen“, erklärt Lukas Lehmann, Teamleiter Verpackungslogistik am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML).
Fraunhofer IML will Wissenslücken und Hemmnisse sichtbar machen
Die PPWR ist nicht nur Pflicht, sondern habe auch Potenzial: für effizientere Prozesse, verlässliche Datenflüsse, digitale Mehrwegstrategien und zukunftsgerichtete Geschäftsmodelle. Richtig verstanden und aktiv gestaltet, könne sie zum Hebel für Innovation und Nachhaltigkeit werden – und damit für potenzielle Wettbewerbsvorteile sorgen, ist Lehmann überzeugt. Mit dem PPWR-Stimmungsindex Deutsche Wirtschaft 2025 sollen jetzt Wissenslücken, praktische Umsetzungshemmnisse und unentdeckte Potenziale sichtbar werden.
Nur jedes zehnte Unternehmen ist auf einem guten Weg
Nur jedes zehnte Unternehmen erfüllt bereits heute alle von den Experten definierten Mindestanforderungen der PPWR: eine klar definierte Verantwortlichkeit, eine belastbare Datenbasis, eine durchgeführte Analyse des Verpackungsportfolios, erste dokumentierte Umsetzungsmaßnahmen, sowie geplante Maßnahmen zum Einsatz von Mehrweg anstelle von Einweg. Es handele sich dabei um praxisnahe Kriterien, die die Initiatoren nach eigenen Angaben zur Orientierung und Messbarkeit herangezogen haben. Bislang liegen seitens der Legislative noch keine verbindlichen Leitlinien oder Mindeststandards zur Umsetzung vor. Die PPWR ist jedoch formal bereits am 11. Februar 2025 in Kraft getreten. Allerdings beginnen die eigentlichen Pflichten erst mit dem Beginn der Übergangsfrist, die am 12. August 2026 endet und damit die Regelungen verbindlich macht.
Fehlende Zuständigkeiten und Daten bremsen PPWR-Umsetzung
In vielen Unternehmen fehlen laut der Studie grundlegende Voraussetzungen für eine strategische Umsetzung: Es hapere an klar zugewiesenen Verantwortlichkeiten, an belastbaren Datenstrukturen und an der systematischen Analyse des Verpackungsportfolios. Gleichzeitig zeigt sich: Der Blick auf das wirtschaftliche Potenzial der PPWR bleibe häufig aus. Noch dominiere vielerorts eine rein Compliance-getriebene Perspektive. Dabei liege gerade in der aktiven Auseinandersetzung mit den Anforderungen eine Chance auf Effizienzgewinne, neue Geschäftsmodelle und nachhaltige Marktpositionierung.
Die Grundlage der Analyse zum PPWR-Index
Grundlage der Analyse war eine anonyme Online-Befragung von 90 Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum. Die Teilnehmenden stammen aus den Branchen Handel (40 Prozent), Produktion (27 Prozent), Logistik (20 Prozent) sowie dem Bereich Verpackung & Pooling (11 Prozent) und aus Verbänden (2 Prozent). 96,7 Prozent der befragten Unternehmen agieren im B2B-Umfeld – „also genau dort, wo die Auswirkungen der PPWR besonders spürbar sein werden“, sagt Lehmann.