Forum Schienengüterverkehr: Achillesferse des Klimaschutzes

Forum Schienengüterverkehr
Achillesferse des Klimaschutzes

Forum Schienengüterverkehr sieht Potenziale für die Bahn – Experten diskutierten über Wege der Verlagerung

Kombinierter Verkehr
Foto: Matthias Rathmann

Wie können mehr schwere Massengüter von der Straße auf die Schiene wechseln? Darum ging es unter anderem beim Forum Schienengüterverkehr in Berlin. Joachim Berends, Vizepräsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und Vorstand der Bensheimer Eisenbahn, erklärte, der Verkehr sei die „Achillesferse des Klimaschutzes“. Allerdings habe der Verkehr bislang noch keinen Beitrag zu den Klimazielen geleistet. Wenn es nach dem 2021 verabschiedeten Klimaschutzgesetz gehe, werde sich dies in den kommenden Jahren grundlegend ändern, sagte Berends.

Denn bis 2030 müssen die Treibhausgasemissionen im Verkehr um 79 Millionen Tonnen oder 48 Prozent sinken. Dies sei eine Chance für die Schiene. Denn die Ampel-Regierung hat im Koalitionsvertrag an die Güterbahnen die Erwartung gerichtet, ihren Marktanteil am gesamten Güterverkehr bis 2030 auf mindestens 25 Prozent zu steigern, schilderte Berends. Im Jahr 2019 hat der Anteil noch 19 Prozent betragen.

Der Fokus der Teilnehmer richtete sich auf schwere Massengüter wie Baustoffe, Forst-, Agrar- und Recyclinggüter. Sebastian Will, Vizepräsident des Bundesverbands Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BVSE), sprach über Lösungsansätze, um den Transport von Metallschrott zukunftssicher zu gestalten. „Hierzu bedarf es eines Ausbaus der Gleisanschlüsse, der Einzelwagenladungsverkehre und trimodaler Möglichkeiten.“ Allerdings gab Will zu bedenken: „Die Gefahren stecken in den konjunkturellen Schwankungen unserer Branche.“ Ebenso ist er sich sicher: „Die Beschaffungslogistik wird kleinteilig und damit auf den Lkw angewiesen bleiben.“ An die Politik gerichtet forderte er, verstärkt klimaneutrale Bahntransporte zu ermöglichen. Dafür bedürfe es leichterer Zugänge zum Bahnverkehr und unkomplizierter Abwicklungen. Ebenso bedürfe es eines besseren Zusammenspiels bei den verschiedenen Ladungsverkehren: „Damit tatsächlich die Bahn bei Transportentfernungen von mehr als 300 Kilometern verstärkt zum Zuge kommt.“

In die Schiene investieren

Michael Theurer (FDP), Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium und Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr, erklärte, mit dem im Jahr 2020 gestarteten Bundesprogramm „Zukunft Schienengüterverkehr“ sollen bis 2024 rund 200 Millionen Euro in die Schiene investiert werden. Zudem weise der Koalitionsvertrag dem Schienengüterverkehr eine besonders starke Rolle zu. In diesem Zusammenhang solle die Nutzung der Schiene günstiger werden.

Michael Theurer (FDP), Staatssekretär beim Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) und Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr
Laurence Chaperon
„Nutzung der Schiene soll günstiger werden“ Michael Theurer (FDP), Staatssekretär beim Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) und Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr

„Das Bundesverkehrsministerium fördert seit dem 1. Juli 2018 anteilig die Trassenpreise im Schienengüterverkehr mit 350 Millionen Euro jährlich und erwartet, dass die Eisenbahnverkehrsunternehmen einen Teil der dadurch eingesparten Mittel investieren, um den Schienengüterverkehr zu modernisieren“, führte Theurer aus. „Seit Dezember 2021 liegen die Ergebnisse der Evaluierung der Trassenpreisförderung vor“, berichtete Theurer. Diese Ergebnisse seien Grundlage für die Entscheidung, ob die Förderung über Mitte 2023 hinaus fortgesetzt werden solle.

Mario Carl, Geschäftsführer der Firma Innofreight, stellte einige technische Innovationen vor, zum Beispiel neuartige Waggons, Container und Entladesysteme. Das Unternehmen entwickelte darüber hinaus ein modulares Plattformkonzept, mit dem sich die Waggons vom Aufbau trennen lassen. Dies erlaubt ein deutlich größeres Ladevolumen. Dadurch und wegen des niedrigeren Eigengewichts des Systems, verglichen mit den bisher eingesetzten Selbstentladewaggons, können demnach etwa 30 Prozent aller Züge eingespart werden. Zudem sind Komponenten kombinierbar. „Dies bedeutet mehr Flexibilität, ebenso eine höhere Verfügbarkeit – auch wegen einer einfacheren Instandhaltung“, betonte Carl. Zudem soll der Wechsel der Komponenten schneller als bisher möglich sein.

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