Daimler-Truck-Vorstand Stephan Unger im Gespräch: Servicepakete für Spediteure

Daimler-Truck-Vorstand Stephan Unger im Gespräch
Servicepakete für Spediteure

Vorstandsmitglied Stephan Unger spricht im Interview mit eurotransport über neue Mobilitätsangebote von Daimler Truck.

Stephan Unger, Vorstand Daimler Truck
Foto: Thomas Küppers

Es ist jetzt mehr als neun Monate her, dass sich die Daimler AG in die Mercedes-Benz Group und die Daimler Truck Holding aufgespalten hat. Und auch das Finanz- und Mobilitätsdienstleistungsgeschäft in Form der Daimler Mobility wurde aufgespalten. Für Spediteure ist jetzt die neu gegründete Daimler Truck Financial Services zuständig, eine Tochter der Daimler Truck Holding. Diese startete am 10. Dezember 2021 an der Börse. Vom Startkurs von 28 Euro entfernte sich die Aktie zwischendurch nach unten. Stephan Unger, Vorstandsmitglied von Daimler Truck, führt dies auf das allgemeine wirtschaftliche Umfeld zurück, auch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und die damit verbundenen Unsicherheiten. „Analysten bewerten unsere Aktie deutlich höher als der derzeitige Kurs “, erklärt Unger.

In naher Zukunft möchte Daimler Truck Financial Services in 16 Märkten und damit Ländern aktiv sein. Das Unternehmen ist zum 1. Dezember 2021 mit sieben Ländern an den Start gegangen. Das waren im Wesentlichen die großen und damit umsatzstarken Länder wie USA, Kanada, Mexiko, Brasilien, Australien, Südafrika und Japan. Im laufenden Jahr kamen noch Argentinien, die Niederlande, Belgien, Großbritannien und Italien hinzu. In Planung sind darüber hinaus die Türkei und Spanien. Am 1. November 2022 soll dann die Daimler Truck Financial Services Deutschland an den Start gehen. Hierbei handelt es sich um die für das deutsche Truck-Geschäft maßgebliche Gesellschaft.

Aus kartellrechtlichen Gründen kann die Daimler Truck Financial Services Deutschland jedoch bis 1. November nicht agieren. Und: „Aus kartellrechtlichen Gründen dürfen wir mit den Kollegen der Mercedes-Benz Leasing Deutschland momentan auch nur begrenzt Kontakt haben“, führt Unger aus. „Wir sind froh, wenn das Geschäft ab 1. November dann bei uns ist.“ Jedenfalls betreibt eine Tochtergesellschaft der Mercedes-Benz Bank, nämlich die Mercedes-Benz Leasing Deutschland, bis 1. November die Geschäfte mit Trucks hierzulande.

Momentan werden 20 Prozent aller in Deutschland verkauften Nutzfahrzeuge des Konzerns über die Mercedes-Benz-Bank finanziert. „Langfristig soll diese Quote auf 30 Prozent steigen“, gibt Unger als Ziel vor. Werden die restlichen Daimler-Trucks alle gekauft? „Keineswegs“, erklärt Unger. „Fast alle Lkw-Käufe werden finanziert. Ein erheblicher Teil unserer Kunden hat Hausbanken, insbesondere die große Kunden. Hier haben wir noch großes Potenzial.“ Als Beispiel nennt Unger die USA, wo das Unternehmen seine Dienstleistungen unter dem Namen Daimler Truck Financial anbietet: „Wir können seit der Aufspaltung intensiver mit unseren Marken Western Star Trucks und Freightliner Trucks zusammenarbeiten und uns auf deren Kunden fokussieren“, erklärt Unger. Nach seiner Beobachtung hat die Abspaltung das Wir-Gefühl im Unternehmen bestärkt. „Es ist ein neuer Spirit entstanden.“

Flexible Angebote

Einen weiteren Hebel für zusätzliches Wachstumspotenzial sieht Unger in neuen und flexiblen Angeboten. Wie beispielsweise Leasingverträge im Sinne von „pay as you drive“. In den USA heißt das Produkt „Dynamic Lease“ und wurde im Juni 2022 eingeführt. In Japan ist es ebenfalls auf dem Markt. Und auch in Deutschland soll es eingeführt werden. Es funktioniert wie folgt: Der Rechnungsbetrag orientiert sich auch an der gefahrenen Strecke, die im Rahmen der Konnektivität problemlos gemessen werden kann. „Wir verbinden die Konnektivität mit einem Leasing- und Finanzierungsprodukt. Das ist ein klarer Wettbewerbsvorteil.“ Dem Kunden, also Spediteur, kann das Unternehmen damit einen Teil des Risikos abnehmen. Nämlich, ob der Lkw rund um die Uhr läuft, wie es der Optimalfall ist, oder nicht. Wird dieser Optimalfall nicht erreicht, verringern sich die Leasingraten.

In einer ersten Zwischenbilanz resümiert Unger: „In den USA kommt das Angebot bislang sehr gut an. Wir haben das Gefühl, die Kunden warteten auf so ein Produkt.“ Und auch Mietkauf soll auf allen Märkten verstärkt angeboten werden. Für Daimler Truck Financial Services hat dies laut Unger den Vorteil, dass solche Verträge weniger komplex sind. „Es ist wichtig, so viel Komplexität wie möglich aus dem Geschäft rauszunehmen.“ In der Folge kann das Unternehmen seinen Kunden attraktivere Konditionen bieten.

In Sachen Flexibilität kommt auch dem Vermietgeschäft eine tragende Rolle zu. Das ist aber nicht bei Daimler Truck Financial Services Deutschland angesiedelt, sondern wie seither bei Mercedes-Benz CharterWay. „Es gibt Mietverträge zwischen drei und zwölf Monaten. Diese Verträge entsprechen genau gesehen Full-Service-Leasingverträgen und können sehr flexibel gehandhabt werden“, sagt Unger. Bei CharterWay komme es oft vor, dass mehrere 100 Trucks an nur einen Kunden vermietet sind.

Mit Blick auf die Mobilitätswende: Lässt sich mit batterieelektrischen oder mit Wasserstoff angetriebenen Lkw genauso viel verdienen wie jetzt mit Diesel-Modellen? Unger ist sich ganz sicher: „Ganz klares Ja.“ Denn: In der Gesamtbilanz mit Blick auf die Total Costs of Ownership (TCO) werde der batterieelektrische Truck oder Brennstoffzellen-Truck günstiger sein pro gefahrenen Kilometer als sein Diesel-Pendant. Überhaupt hat Daimler Truck den Schalter auf alternative Antriebe umgelegt, auch vor dem Hintergrund der EU-Vorgaben, massiv CO2 einzusparen.

In diese Strategie passt, dass Daimler Truck Financial Services plant, seinen Kunden künftig Angebote auch über die Ladeinfrastruktur zu unterbreiten. Beispielsweise Ladesäulen direkt auf den Speditionshöfen inklusive der Zuführung der Energie dort. In den USA befinden sich entsprechende Angebote in der Erprobungsphase. „Die Akzeptanz der dortigen Kunden für solche Angebote ist groß“, betont Unger.

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