Nachfrage nach Zoll-Dienstleistungen steigt

Customs Support Group
Nachfrage nach Zoll-Dienstleistungen steigt

Die Customs Support Group digitalisiert Zollprozesse. CEO John Wegman über die Folgen der steigenden Zölle.

Nachfrage nach Zoll-Dienstleistungen steigt
Foto: Mario P. Rodrigues
Eurotransport.de: Herr Wegman, welche Herausforderungen gibt es aktuell für Transport- und Logistikunternehmen im Bereich Zoll?

John Wegman: Transport- und Logistikunternehmen stehen aufgrund zunehmender Handelsschranken, sich ändernden Vorschriften und geopolitischer Unsicherheit vor großen Herausforderungen. Die jüngsten, von der US-Regierung angekündigten Zölle sind ein Beispiel dafür. Die größten Herausforderungen für Unternehmen sind die sich ständig weiterentwickelnden Zollvorschriften und ein damit verbundener hoher administrativer Aufwand. Wenn die Zölle langfristig erhöht werden, müssen sich die Unternehmen an die neuen Tarifstrukturen anpassen, was Auswirkungen auf die Preisgestaltung und die Lieferkettenstrategie haben kann, um die finanziellen Auswirkungen der Zollerhöhungen abzufedern.

Wie wirken sich Zollerhöhungen auf Unternehmen und die Wirtschaft generell aus?

Immer, wenn neue Zölle angekündigt werden, bauen Unternehmen zunächst hohe Lagerbestände auf. Langfristig verringern dauerhaft hohe Zölle die Gewinnmargen. Dies kann Unternehmen dazu zwingen, ihre Lieferketten umzustrukturieren, um alternative Lieferanten oder neue Absatzmärkte zu finden. Die Kosten könnten Unternehmen wiederum an die Verbraucher weitergeben und die Preise in Branchen wie der verarbeitenden Industrie, der Automobilindustrie und dem Baugewerbe erhöhen. Höhere Preise könnten zu einem Rückgang der Nachfrage führen, was wiederum den Absatz und die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen würde. Mögliche Vergeltungszölle könnten den Welthandel weiter stören. Häufige regulatorische Änderungen werden die Unternehmen zur Anpassung zwingen und den Bedarf an Zollfachwissen und Compliance-Management erhöhen.

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„Logistikunternehmen stehen aufgrund zunehmender Handelsschranken, sich ändernden Vorschriften und geopolitischer Unsicherheit vor großen Herausforderungen“, sagt John Wegman, CEO der Customs Support Group.

Hat sich die Nachfrage nach den Dienstleistungen der Customs Support Group aufgrund der aktuellen weltpolitischen Lage erhöht?

Neue Zölle und immer komplexere Vorschriften haben zu einem starken Nachfrage-Anstieg nach externer Zollexpertise geführt. Unsere jüngste Umfrage zeigt, dass selbst große internationale Unternehmen mit eigenen Zollabteilungen Schwierigkeiten haben, mit den sich ständig ändernden Vorschriften Schritt zu halten, und sich an spezialisierte Zollagenturen wenden oder die Zollabwicklung sogar vollständig auslagern, um das Risiko der Nichteinhaltung von Vorschriften zu vermeiden. Wir beobachten daher seit vielen Jahren eine stetig steigende Nachfrage.

Die Customs Support Group hat den Zollprozess digitalisiert. Wie weit sind die deutschen Logistikunternehmen bei digitalisierten Zollverfahren?

Der Zoll ist traditionell eine sehr papierlastige und bürokratische Branche, und Deutschland macht da keine Ausnahme. Vergleicht man Deutschland beispielsweise mit dem Vereinigten Königreich, so ist das Vereinigte Königreich viel stärker digitalisiert – was vor allem auf den Brexit zurückzuführen ist, da der höhere Arbeitsaufwand die Digitalisierung unumgänglich machte. Auch in der Zusammenarbeit mit den Verladern gibt es noch viel Raum für Verbesserungen bei der Digitalisierung – zum Teil, weil die Kunden ihre Dokumente immer noch in Papierform, als Scans oder sogar als Fotos schicken. Wir erhalten dann Fotos von Zolldokumenten, auf denen neben der Rechnung auch die Schuhe des Fahrers oder Teile des Lkw zu sehen sind. Auch viele Logistikdienstleister übermitteln ihre Dokumente so, wie sie sie von ihren Kunden erhalten – als Scans, Screenshots oder Fotos.

Deshalb digitalisieren wir die Dokumente und strukturieren alle Zolldaten. Wir haben mit dem Einsatz von KI begonnen, um automatisch Informationen wie Rechnungsnummern, Gewichte, Zollsätze oder HS-Codes zu erkennen und sie in die Zollanmeldung zu übertragen. Das Ergebnis ist eine strukturierte, digitale Zollanmeldung, die in wenigen Minuten erstellt ist, ohne dass die Daten abgetippt oder per Kopieren oder Einfügen eingegeben werden müssen.

Welche Auswirkungen hat das im Dezember 2024 beschlossene Mercosur-Abkommen?

Das Mercosur-Abkommen öffnet die Märkte Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay für europäische Unternehmen und schafft einen gemeinsamen Markt mit rund 715 Millionen Menschen. Der Mercosur verfügt über wichtige Rohstoffe für die europäische Energiewende wie zum Beispiel Lithium, Nickel und Seltene Erden, während Europa ein wichtiger Lieferant von Autos, Maschinen und Chemikalien ist. Der Austausch von Waren und Produkten würde sich nach Inkrafttreten des Abkommens verbessern, da viele Handelsschranken und Zölle wegfallen würden. Nach Berechnungen der Europäischen Kommission könnte die Senkung der Zölle zu jährlichen Einsparungen von vier Milliarden Euro für europäische Exporteure führen. Das Abkommen leistet einen wichtigen Beitrag zu Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit auf beiden Seiten – auch die Zusammenarbeit im Bereich des Umweltschutzes soll ausgebaut werden.

Wer sind die Kunden der Customs Support Group?

Die Customs Support Group betreut als unabhängiger Zollagent mehr als 50.000 Kunden in ganz Europa. Allein in Deutschland vertrauen fast 12.000 Kunden auf unsere Dienstleistungen. Etwa die Hälfte der Kunden sind Speditions-, Logistik- und Transportunternehmen, von kleinen lokalen Firmen bis hin zu großen internationalen Marken. Auch wenn Logistikdienstleister über eigene Zollabfertigungsabteilungen verfügen, greifen sie häufig auf externe Zollexperten zurück, um komplexe Fälle oder wiederkehrende Aufgaben mit hohem Volumen auszulagern.

Wie hilft die Customs Support Group Ihren Kunden konkret bei der Zollabwicklung?

Zollabfertigung ist nur die Spitze des Eisbergs. Wir gehen weit darüber hinaus – es geht um Zollmanagement, Lizenzen, Vorschriften, Compliance, Sanktionen und Restriktionen, die es zu prüfen gilt. Wir bieten maßgeschneiderte Lösungen für verschiedene Branchen und Handelssektoren und sorgen für Compliance, Effizienz und Transparenz in den Zollprozessen. Unsere Rolle reicht tief in die Geschäftsprozesse unserer Kunden hinein. Wir prüfen zum Beispiel: Werden die richtigen Zölle bezahlt? Können die Zölle optimiert werden, etwa durch die Einrichtung von Zolllagern oder Verfahren wie die aktive und passive Veredelung? Gibt es neue Handelsabkommen, die zu günstigeren Zollsätzen führen? Das heißt, es werden nicht nur Analysen durchgeführt, sondern die Ergebnisse werden direkt in der Zollabwicklung umgesetzt. Bei der Customs Support Group definieren wir den Zoll als integralen, datengesteuerten Teil der Lieferkette neu. Durch die Umwandlung eines traditionell papierlastigen und bürokratischen Sektors in einen vollständig digitalen und transparenten Prozess ermöglichen wir es Unternehmen, die Komplexität des globalen Handels mit Zuversicht und Agilität zu meistern.

Das Unternehmen

  • Die Customs Support Group bezeichnet sich selbst als größten und führenden unabhängigen Anbieter von Zoll- und Handelslösungen in Europa. Sie treibt die digitale Transformation des Zolls voran.
  • Sitz in Rotterdam (Niederlande)
  • 1999 gegründet
  • CEO: John Evert Wegman
  • Rund 1.700 Mitarbeitende
  • Standorte in 14 europäischen Ländern
  • Rund 50.000 Kunden in Europa