Volatile Märkte verlangen nach flexiblen Angeboten. Hier kommen Branchenplayer wie Daimler Truck Financial Services (DTFS) ins Spiel. Geschäftsführer Stephan Unger berichtet im Gespräch mit trans aktuell unter anderem über die neue Marke „TruckCharge“, die zur IAA lanciert wird. Ziel von Truck-Charge ist es, den Kunden von der Energieversorgung bis hin zum Fahrzeugbetrieb ein wirtschaftliches Gesamtpaket zu bieten.
Aufspaltung des Konzerns
Rückblende: Anfang Dezember 2021 hat sich Daimler in die Mercedes-Benz Group und die Daimler Truck Holding aufgespalten. Und auch das Finanz- und Mobilitätsdienstleistungsgeschäft in Form der Daimler Mobility wurde aufgespalten. Für Spediteure ist jetzt das damals neu gegründete Unternehmen Daimler Truck Financial Services (DFTS) zuständig, ein Finanz- und Mobilitätsdienstleister für Nutzfahrzeuge und eine Tochter der Daimler Truck. Für Spediteure bietet DTFS beispielsweise Leasing- und Finanzierungsprodukte.
In 18 Ländern aktiv
Mittlerweile ist DTFS in 18 Ländern aktiv, seit kurzem auch in Rumänien und Neuseeland. In Rumänien arbeitet DTFS mit einer Partnerbank zusammen. Der neuseeländische Markt wird von Australien aus mitbedient. Im kommenden Jahr 2025 sollen noch Polen, Tschechien und die Slowakei hinzukommen. „Wir sind bereits heute in den wichtigsten Märkten aktiv, die zusammen rund 80 Prozent des Umsatzes von Daimler Truck ausmachen“, sagt Unger. DTFS unterstützt mit seinen Produkten damit in allen für Daimler Truck wichtigen und großen Märkten den Absatz der Truck- und Bus-Marken des Mutterkonzerns.
Weltweite Krisen
Die weltweiten Krisen wirken sich nicht direkt auf das Geschäft von DTFS aus, weder der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine noch der Konflikt im Nahen Osten. In diesen Regionen ist das Unternehmen nicht aktiv. Trotzdem spürt das Unternehmen die Herausforderungen, weil sich derartige geopolitische Krisen auf die weltweite Konjunktur auswirken. So haben sich die Truck-Märkte in Europa wie auch in Asien abgeschwächt, was auch DTFS zu spüren bekommt.

„Die Betriebskosten sind bei einem E-Lkw deutlich niedriger als bei einem Diesel.“ Stephan Unger, Geschäftsführer Daimler Truck Financial Services
Eigene Payment-Lösung
Entsprechend der Unternehmensstrategie möchte sich DTFS von einem reinen Finanz- zu einem Komplettanbieter entwickeln. Dazu werden neue Produkte und Lösungen, beispielsweise bei Versicherungen, zur Finanzierung elektrischer Lade-Infrastruktur und eine eigene Payment-Lösung eingeführt.
Veränderte Kundenwünsche
Dies hat auch mit veränderten Kundenwünschen zu tun, die auch mit der Antriebswende zusammenhängen. „Die Kunden möchten gerne sämtliche Services in einem Paket und auf eine Rechnung bekommen“, führt Unger aus. Neben der Fahrzeugfinanzierung sollen demnach auch möglichst Versicherungen, die Wartung, und künftig auch die Ladeinfrastruktur, Stromverträge und Payment integriert sein.
Länder- und kontinentalübergreifendes Interesse
Das Interesse an einer solchen Lösung besteht länder- und kontinentalübergreifend, in den USA wie auch in Deutschland. Momentan entwickelt DTFS solche Bündel-Angebote und bietet sie in einigen Ländern auch schon an, beispielsweise in Japan mit dem Produkt „Green Lease“.
Flexible Leasingoptionen
In Deutschland gibt es bereits Service Leasing Pakete, die flexible Leasingoptionen, Wartung und Reparaturen beinhalten. Unter der neuen Marke „TruckCharge“, die zur IAA lanciert wird, fasst Daimler Truck seine Angebote rund um E-Infrastruktur und das Laden von Elektro-Lkw zusammen, das heißt Beratung und Infrastruktur sowie Betrieb des elektrifizierten Depots für Spediteure aber auch Industrieunternehmen.
Qualifizierte Partner übernehmen Installation
Das Angebot für das sogenannte „Depot Charging“ umfasst die Beratung, den Verkauf von Hardware und den technischen Service sowie Finanzierungslösungen über Daimler Truck Financial Services für die Lade-infrastruktur. Darüber hinaus übernehmen von Daimler Truck qualifizierte Partner auf Wunsch die Installation.
Reibungsloser Ladevorgang und hohe Fahrzeugverfügbarkeit
Ziel ist, einen reibungslosen Ladevorgang und eine hohe Fahrzeugverfügbarkeit sicherzustellen. Gestartet wurde bereits in Deutschland mit ersten Pilotprojekten bei unterschiedlichen Händlern, der Rollout erfolgt derzeit und weitere europäische Länder sollen schrittweise hinzukommen. Strategischer Partner für die Ladesäulen ist das Unternehmen Alpitronic.
Passende Bezahlfunktionen für das Laden außerhalb des Depots
Passende Bezahlfunktionen für das Laden außerhalb des Depots, das „Public Charging“, runden das Angebot ab. Die Kunden können die Services damit gebündelt einkaufen und und erhalten nur noch eine statt mehrere Rechnungen.
30 Prozent der abgesetzten Lkw und Busse werden finanziert
Momentan werden rund 30 Prozent aller in Deutschland abgesetzten Lkw und Busse von Daimler Truck über DTFS finanziert. Davon entfallen 50 Prozent auf den Mietkauf und die andere Hälfte auf Leasing. „Wir wollen die momentane Penetrationsrate – also die über DTFS finanzierten Fahrzeuge von Daimler Truck – in den nächsten Jahren auf etwa 35 Prozent steigern“, erklärt Unger gegenüber trans aktuell.
Arbeitsteilung findet statt
Seit ihrem Start im November 2022 wickelt die deutsche Landesgesellschaft das Neugeschäft ab. Die Mercedes-Benz-Bank kümmert sich weiterhin um Pkw und Vans der Mercedes-Benz-Group und verwaltet noch das auslaufende Altgeschäft mit Lkw, das vor diesem Termin abgeschlossen wurde. Zwischen DTFS und dem Lkw-Vermieter Mercedes-Benz-Charterway findet eine Arbeitsteilung statt. „Die beiden Unternehmen ergänzen sich“, betont Unger. DTFS ist mehr im klassischen Mietkauf- und Leasinggeschäft unterwegs, während Mercedes-Benz Charterway das Mietgeschäft betreibt. Demnach können die Kunden bei Mercedes-Benz Charterway sehr flexibel agieren und auf Tages- oder Wochenbasis Trucks mieten. Im Gegensatz dazu dauern die Verträge bei DTFS beim Mietkauf oder bei der Finanzierung meist drei bis fünf Jahre. „Insofern ergänzen sich Mercedes-Benz Charterway und DTFS“, sagt Unger.
Nachfrage nach E-Lkw momentan noch niedrig
Wie steht es bei DTFS um Mietkauf und Leasing, wenn es um E-Lkw geht? „Die Nachfrage nach E-Lkw ist momentan noch niedrig“, erklärt Unger. Zurzeit befinden sich bereits eine Reihe von Modellen im Angebot, darunter der Mercedes-Benz eActros 300 und 400, der eEconic oder der Fuso eCanter.
Hochlauf der E-Mobilität
Trotzdem zeigt sich Unger bislang zufrieden mit dem Hochlauf der E-Mobilität bei Daimler Truck. 2023 setzte das Unternehmen rund 3.500 E-Lkw ab – eine Steigerung von 277 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zudem geht bei Daimler Truck ab Ende des Jahres der eActros 600 in Serie, der sich mit einer Reichweite von 500 Kilometern für den Fernverkehr eignet. „Die Orderbücher sind bereits gut gefüllt“, erklärt Unger.
E-Lkw in der Anschaffung teurer
Momentan kostet beispielsweise der eActros 600 in der Anschaffung bis zu zweieinhalbmal so viel wie ein herkömmlicher Diesel-Lkw. „Wir müssen davon ausgehen, dass E-Lkw in der Anschaffung teurer sind und bleiben, allein schon wegen der Batterie“, sagt der Geschäftsführer. Große Preisrückgänge seien eher nicht zu erwarten. Zu betrachten seien allerdings immer die TCO, also die Gesamtkosten über die Nutzungsdauer, betont Unger. „Die Betriebskosten sind bei einem E-Lkw deutlich niedriger als bei einem Diesel.“