Andreas Schmid Group: Keine Zeit für Pessimismus

Andreas Schmid Group
Keine Zeit für Pessimismus

Andreas Schmid Logistik setzt auf 360-Grad-Lösungen in den Bereichen Kosmetik und Wein. Alessandro Cacciola, CEO der Andreas Schmid Group, über die beiden Verticals und das Wachstum in Osteuropa.

Andreas Schmid Group, Lager, Logistik
Foto: Andreas Schmid Group/Daniel Biskup

Was haben Kosmetik und Wein gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel. „An diesen Produkten wird nicht an erster Stelle gespart, denn sie tun gut“, sagt Alessandro Cacciola, CEO der Andreas Schmid Group mit Sitz in Gersthofen bei Augsburg. Die Kosmetikbranche wachse nach einem harten Einschlag in der Corona-Zeit momentan gegen den Trend. Dafür ging das Wein-Geschäft während der Pandemie durch die Decke und hat sich mittlerweile auf einem stabilen Niveau eingependelt. „Es handelt sich um zwei komplementäre Bereiche und Entwicklungen“, sagt Cacciola gegenüber trans aktuell. Für den Logistikdienstleister Andreas Schmid haben sich die beiden Verticals Kosmetik und Wein zu lukrativen Geschäftsmodellen entwickelt.

Andreas Schmid Logistik übernimmt die gesamte Lieferkette

Anfang des Jahres 2024 stand die Entscheidung, in beiden Bereichen 360 Grad-Lösungen anzubieten. Das bedeutet, Andreas Schmid Logistik übernimmt für seine Kunden die gesamte Lieferkette. Im Fall von Andreas Schmid (AS) Cosmetics beinhaltet das Beschaffung, Lagerung und E-Commerce-Abwicklung sowie den Aufbau der Displays, in denen die Kosmetikprodukte am Point of Sale liegen. Die Mitarbeitenden von Andreas Schmid führen die alten Displays dem Recycling zu oder reinigen sie, die neuen Displays räumen sie ein. Dienstleistungen also, die über das reine Anliefern der Ware hinausgehen. Auftraggeber sind bekannte Drogeriemarktketten und die Kosmetikhersteller.

Alessandro Cacciola, CEO der Andreas Schmid Group
Andreas Schmid Group/Daniel Biskup

„Wir haben Expertise im Bereich Kosmetik entwickelt, das ist mittlerweile unser Alleinstellungsmerkmal“, sagt Alessandro Cacciola, CEO der Andreas Schmid Group.

„Der ganzheitliche Ansatz an sich ist nicht neu“, sagt Cacciola. Aber Andreas Schmid Logistik bilde alle Aspekte der Supply Chain so ab, dass die Logistik möglichst robust, einfach und günstig laufe. Weniger Akteure, dafür mehr Synergieeffekte, laute das Resultat. Extra-Services wie das Reinigen der Displays runden das Ganze ab. „Wir haben Expertise im Bereich Kosmetik entwickelt, das ist mittlerweile unser Alleinstellungsmerkmal.“ In beiden Verticals – Kosmetik und Wein – verzeichnet der Logistikdienstleister bislang ein zweistelliges Umsatzwachstum und zählt rund 50 Kunden.

Transport aus den Weinanbaugebieten nach Deutschland

Bei AS Wine Logistics kommt ebenfalls alles aus einer Hand. Andreas Schmid Logistik kümmert sich um den Transport aus den Weinanbaugebieten in Italien, Frankreich und Spanien zum Importeur in Deutschland, und um die Lagerung, das Kommissionieren und Packen der Kartons. Für den Transport zum Endkunden werden KEP-Dienstleister beauftragt. „Die Kunden müssen sich um nichts kümmern, sie betreiben nur ihren Online-Shop“, sagt Cacciola. Außerdem würden sie von der Expertise des Logistikers im Transport, E-Commerce und im Bereich Zoll profitieren.

Viele große Player wollen diese Mehrwerte laut Cacciola aus wirtschaftlichen Gründen nicht anbieten. „Wir suchen uns die Mehrwerte aus.“ Bei einem Kunden aus dem Bereich Automotive beschichtet Andreas Schmid Logistik die Materialien mit Pulver in der Wunschfarbe des Kunden. Was zuvor ein umständlicher Prozess war, ist heute eine solche Mehrwert-Dienstleistung. Die Pulverbeschichtungsanlage und das Lager wurden dafür zusammengelegt. „Durch die nahtlose Einbindung der Wertschöpfung in den Logistikprozess entstehen Synergien, durch die der Kunde Kosten spart“, sagt Cacciola.

Strategie, um den wirtschaftlichen Bedingungen zu trotzen

Die meisten Mehrwert-Dienstleistungen bietet der Logistiker allerdings für die beiden Verticals Kosmetik und Wein an. „Im Bereich Aerospace planen wir ebenfalls ein Vertical aufzubauen, grundsätzlich konzentrieren wir uns aber erstmal auf die bereits bestehenden.“

Andreas Schmid Logistik übernimmt die gesamte Lieferkette. Das beinhaltet auch den Aufbau der Displays im Drogeriemarkt.
Andreas Schmid Group/Daniel Biskup

Andreas Schmid Logistik übernimmt die gesamte Lieferkette. Das beinhaltet auch den Aufbau der Displays im Drogeriemarkt.

Die 360 Grad-Lösungen sind auch eine Strategie, um den aktuell schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen zu trotzen. „Man muss mutig und selbstbewusst sein und in solchen Zeiten vorangehen“, sagt Cacciola. Intern wurde der Begriff der „knallharten Akzeptanz“ im Hinblick auf die wirtschaftliche Lage geprägt.

Wenn die Wirtschaft wieder anspringt, könne Andreas Schmid aber neue Lösungen präsentieren. Für das dritte und vierte Quartal erwartet der CEO eine leichte Beschleunigung. Optimismus sei auf jeden Fall angebracht: „Wir brauchen gute Nachrichten.“ Medien und Politik sollten seiner Ansicht nach mehr Zuversicht vermitteln. Es brauche einen klaren Weg nach vorn.

Expansion trotz Krise

Für die Andreas Schmid Group bedeutet das trotz Krise Expansion und das Erschließen neuer Märkte. Im vergangenen Sommer hat das Unternehmen den tschechischen Logistikdienstleister Karnool übernommen. In Ungarn wachse die Präsenz, weitere Kunden im Bereich Automobillogistik sollen dort mitaufgeschaltet werden. Ein Unternehmenszukauf in Rumänien stehe kurz vor dem Abschluss und der polnische Markt wäre ebenfalls interessant.

Insgesamt ist die Andreas Schmid Group neben Deutschland in Ungarn, der Slowakei, Tschechien und Rumänien vertreten. Diese Länder verzeichnen laut Cacciola immer noch überdurchschnittliches Wachstum und seit dem Ukraine-Krieg hat der Hafen Constanta (Rumänien) als Korridor über das Schwarze Meer an Bedeutung gewonnen. „Diese Länder haben deutlich aufgeholt, der Bereich Kosmetik ist dort zum Beispiel sehr relevant“, erklärt Cacciola die Vorteile.

Resilienz, Coolness und Optimismus sind gefragt

Dem Standort Deutschland dagegen fehle es mittlerweile an Stabilität und Sicherheit. Was Cacciola aber nicht allzu negativ sieht. „Deutschland steht im Vergleich zu anderen europäischen Ländern immer noch am besten da, aber die Deutschen sehen das nicht so.“

Die nächsten zehn Jahre Schritt für Schritt durchzuplanen, funktioniere allerdings nicht mehr. Gefragt seien daher Eigenschaften wie Resilienz, Coolness und Optimismus. Diese Werte bringe laut Cacciola vor allem die junge Generation mit, die keine andere Situation kenne und daher damit besser umgehen könne. „Die Komfortzone gestaltet sich bei jungen Menschen anders.“ Sicher und konservativ würden sie es jedenfalls nicht brauchen. Das ist auch bei der Andreas Schmid Group nicht der Fall.

Das Unternehmen

  • Die Andreas Schmid Group hat ihren Hauptsitz in Gersthofen im Landkreis Augsburg.
  • 1928 von Andreas Schmid in Gersthofen gegründet.
  • Rund 1.600 Mitarbeitende
  • Jahresumsatz 2024: 150 Millionen Euro
  • Geschäftsführung: Alessandro Cacciola (CEO), Dr. Claudia Ambrosy (CFO), Dr.-Ing. Matthias Marquart (CDO), Alfred Kolb (Vorsitzender des Aufsichtsrats und Eigentümer)
  • 30 Standorte national und international
  • Insgesamt 260.000 Quadratmeter Logistikfläche
  • Fünf Geschäftsbereiche: Spedition, Kontraktlogistik, Personaldienstleistungen, Andreas Schmid Innovationslab, eigene Medienagentur media.d.sign
  • Gesellschafter der Stückgutkooperation IDS Logistik, Mitglied im Cargoline-Netzwerk und im Speditionsverbund Elvis